Im VW Caddy durch Frankreich
Bretagne: Suche nach dem Meer

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4537 Kilometer in zwei Wochen schweißen zusammen. autobild.de-Autor Stephan Bähnisch bewegte den VW Caddy Life durch die Bretagne und suchte das Meer. Meist war es fort.
Péage. Schon bei fließendem Verkehr kein Anlass zur Freude, aber im samstäglichen Anreiseverkehr auf Frankreichs Autobahnen eine echte Strafe. Denn an jeder Mautstation staut sich der Verkehr weiter nach hinten, fünf Euro Maut, zwei Stunden Wartezeit. Ausweichen auf die Nationalstraße bringt nichts, auch dort staut es sich wie an jedem Sommerferiensamstag. Immerhin erweist sich der VW Caddy, der zuvor das reichlich vorhandene Reisegepäck klaglos geschluckt hat, als angenehmer Reisebegleiter. Auch hinten geht es luftig zu, die Sitze sind absolut langstreckentauglich. Die getönten Scheiben hinten tragen neben der flotten Klimaanlage zu angenehmen Temparaturen bei, die Navigation arbeitet fehlerfrei. Nach 13 Stunden, davon vier Stunden im Stau, kommen wir in der Bretagne an. Trans La Forêt heißt das Örtchen, auf den Verkehrsschildern steht immer nur Trans.
Die typischen Natursteinhäuser prägen hier das Dorfbild, auch unser Ferienhaus ist ein uraltes Gebäude mit liebevoll sanierten Innenleben und erstaunlich kompletter Ausstattung. Vermieterien Nathalie gibt uns den Tipp, am folgenden Tag nach Dinan zu fahren, dort steigt alle zwei Jahre die Fête des Remparts, ein mittelalterliches Fest in der wohl am besten erhaltenen bretonischen Stadt. Und sie behält recht: Die über 1000 Jahre alte Stadt bietet das perfekte Szenario für eine Art historischen Karneval. Wer sich standesgemäß verkleidet, erhält freien Eintritt unter anderem zum Rundgang auf der Stadtmauer. Die Staffage mit historischen Kostümen scheint hier eine Art Volkssport zu sein, bis zu 5000 verkleidete Ritter, Aussätzige oder Burgfräulein wandeln durch enge Gassen. Lukulisch garniert wird die Freiluftparty mit Cidre und deftig Gegrilltem, da stört es nicht, dass sich 100.000 Besucher durch das 11.000-Einwohner-Städtchen schieben. Ruhe finden Besucher in der prachtvollen Basilika St. Sauveur, deren Bau rund 500 Jahre in Anspruch nahm.
Stau am Mont St. Michel

Beschaulichkeit finden Reisende am Mont St. Michel sicher nicht. Die 708 begonnene Klosteranlage ist der Touristenmagnet der Bretagne und ein Pflichttermin. Schon auf dem Weg zur weithin sichtbaren Anlage auf einer Halbinsel wälzen sich die Automassen auf der kerzengeraden Zufahrtsstraße dem riesigen Parkplatz entgegen. Wer durch die engen Gassen über zahlreiche Treppen dem Kloster auf dem Gipfel zustrebt, braucht gute Nerven. Drei Millionen Besucher pro Jahr schieben sich durch die engen Gassen. Es lohnt sich trotzdem, denn im Kloster herrscht Ruhe, die Anlage begeistert durch schiere Größe und immer neue Aussichten.
Wir erholen uns bei Crêpes und Cidre in Dol, dessen Kathedrale St. Samson als weithin sichbares Symbol der einst reichen Stadt von vergangenem Ruhm zeugt. Lokale Spezialitäten bieten zahlreiche Läden in der Grand Rue des Stuarts, deren älteste Bauten auf das 12. Jahrhundert zurückgehen. Gleich um die Ecke steht der Menhir de Champ Dolent, ein Hinkelstein von beachtlichen 9,30 Metern Höhe. Angeblich trennte er den Erbstreit zweier verfeindeter Brüder, indem er vom Himmel fiel.
Das Meer macht Ferien

Rosa Felsen, gelber Sand
Heute soll uns der Caddy nach Trégastel bringen, einem alten Seebad mit langen Stränden und rosa Felsen in bizarren Formen. Wir haben den Wolfsburger schätzen gelernt, denn das Platzangebot und auch der Komfort auf der Langstrecke sind trotz der hinten verbauten Blattfedern gut. Grundsätzlich gilt: Je voller, desto doller, denn schwer beladen federt der Caddy geschmeidiger.
An das heftige morgendliche Nageln des Zweiliter-TDI haben wir uns ebenso gewöhnt wie an gelegentliche Aussetzer des sonst sehr guten Navis RCD 510, weil das Kartenmaterial für Frankreich nicht ganz auf der Höhe ist. Der Verbrauch pendelte sich bei gut 7,5 Litern ein, ein ordentlicher Wert für ein stets voll beladenes 140 PS-Auto mit dem cW-Wert einer Schrankwand. In Trégastel finden wir das langersehnte Meer. Auf dem Pilgerpfad entlang bizarrer Felsfomationen, die auf die Namen "Elefant", "Schildkröte" oder "Mönch" hören, fällt die Wahl zwischen diversen tollen Stränden schwer. Teilweise stehen verschlossene und leicht vermoderte Umkleidekabinen hier, die längst keiner mehr braucht. Bereits zur Jahrhundertwende planschten hier gut Betuchte, heute ist Trégastel ein beschaulicher Küstenort für Familien und erstaunlich ruhig.
Muscheln im Schatten der Burg

Infos zur Reise: Ferienhäuser in der Bretagne gibt es unter anderem bei Interchalêt, dem größten Anbieter für Frankreich in Europa. Das Haus "Le Clos St. Michel" für vier Personen kostet in der Hochsaison knapp 700 Euro pro Woche inklusive Endreinigung.
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