In der Formel 1 hat es so etwas noch nie gegeben: Sébastien Bourdais gewann den IndyCar-Auftakt in St. Petersburg – und zwar vom letzten Startplatz aus! Der Ex-Formel-1-Teamkollege von Sebastian Vettel musste nach einem Crash im Qualifying von Rang 21 losbrausen. Der Unfall war die Folge eines Bremsdefekts. Weil die IndyCar-Serie von Brembo auf PFC-Bremsscheiben gewechselt ist, hatten vor allem die Honda-Teams Probleme mit den Bremsen. 
Doch das Blatt wendete sich im Rennen für Bourdais: In der 25. Runden kollidierten Mikhail Aleshin und Tony Kanaan. Bourdais’ Dale-Coyne-Team hatte für diesen Zwischenfall die beste Strategie – so wurde Bourdais nach vorn gespült. Der 38-Jährige konnte sich mit seinem rund 700 PS starken Dallara-Honda am Ende ohne Mühe vor seinem französischen Landsmann Simon Pagenaud (Penske-Chevrolet) halten.
Es war der erste französische Doppelsieg in der IndyCar-Geschichte. Titelverteidiger Pagenaud berichtet: „Während das Interesse an der Formel 1 in Frankreich sinkt, boomt die IndyCar. Die Fans lieben den engen Wettbewerb. Das steigende Interesse ist eine nette Überraschung.“
IndyCar
Titelverteidiger Simon Pagenaud wurde Zweiter
Jetzt wird spekuliert, ob auch ein französischer Hersteller in die IndyCar einsteigt. Honda und Chevrolet haben ihre Verträge genau wie Chassisbauer Dallara und Reifenlieferant Firestone am Wochenende um mehrere Jahre verlängert. Und Serienchef Mark Miles deutet den Einstieg eines dritten Automobilkonzerns an. „Seit 2012 bin ich involviert und seither habe ich immer wieder Gespräche mit einem oder mehreren Herstellern geführt. Und ich denke, dass wir jetzt mit einem von ihnen an einem Punkt sind, der sehr viel versprechend ist.“ Nissan, Mazda und Hyundai werden ebenfalls immer wieder mit einem IndyCar-Einstieg in Verbindung gebracht.
Bourdais ist übrigens nicht der erste Fahrer, der ein Rennen von ganz hinten gewinnt. Scott Dixon gelang dies zuletzt 2014 in Mid-Ohio. Bourdais ist im Winter von KV zu Dale Coyne gewechselt und arbeitet erstmals seit seinen vier Titeln von 2004 bis 2007 wieder mit seinem langjährigen Renningenieur Craig Hampson zusammen.

Von

Michael Zeitler