Leise knirscht der Kies unter den Reifen, als unser roter Jaguar Souvereign 4.0 im Schatten alter Zedern auf das Herrenhaus zupirscht. Während wir an der akkurat getrimmten Rasenkante entlangrollen, erhebt sich vor der Motorhaube die Fassade, die zartrosa in der Morgensonne leuchtet. Neben Rabatten aus Pelargonien und Tagetes kommen wir zum Stehen.
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Scott Shearman erwartet uns schon. "Welcome to Wappenbury Hall", sagt er und bietet, very British, zur Begrüßung Tee und Ingwerkekse an. Ob wir zu Zeiten von Sir William Lyons (1901–1985) auch so herzlich empfangen worden wären? Der Jaguar-Gründer, der hier mal gewohnt hat, soll ein Gentleman gewesen sein, aber auch ein ziemlicher Geizkragen. Kekse hätte es also nur vielleicht gegeben. Die bunte Blütenpracht ganz sicher nicht.
Jaguar XJ Souvereign 4.0
Wieder zu Hause: Auf Wappenbury Hall zwischen Coventry und Leamington residierte bis 1985 Jaguar-Gründer Sir William Lyons.
Bild: Michael Nehrmann

Wappenbury Hall ist heiliger Boden für Jaguar-Fans

Hier ließ sich der Patriarch vorm Haus die neuesten Prototypen vorführen. Sie parkten alle hier, wo heute unser XJ40 steht. Heiliger Boden für Jaguar-Fans! Auch Scott, der Wappenbury Hall 2017 gekauft hat, kann sich der Magie des Ortes nicht entziehen. 
Seine Leidenschaft für die Markenhistorie teilt der australische Millionär gerne mit Gleichgesinnten, öffnet das Anwesen für Club-Events oder führt Besucher durch die früheren Pferdeställe, die Sir Williams Autos als Garage dienten. Eins steht heute wieder hier: ein Mk 10 von 1961. Als die Limousine unlängst versteigert wurde, musste Scott sie einfach haben.
Jaguar MK 10
Zeitzeugen: Die Motorblock-Abdrücke blieben bei der Sanierung erhalten, heute parkt hier auch wieder Sir Williams dunkelgrüner Mk 10.
Bild: Michael Nehrmann

Auch unser XJ40 ist Auktionsware, jedoch kein teures Sammlerstück, sondern ein 1000-Euro-eBay-Schnäppchen. Eigentlich war AUTO BILD-Fotograf Michael Nehrmann nur auf einen Kurzzeitflirt mit einer restgetüvten Luxusmieze aus, als er vor acht Jahren den Zuschlag erhielt. Da sich der Jag allen Unkenrufen zum Trotz jedoch als problemloser Daily Driver entpuppte, wurde eine glückliche Dauerbeziehung daraus. 
Deren Tage sind nun allerdings gezählt: Inzwischen hat sich der Rost auch in tragende Teile verbissen, und bevor der Prüfer der räudigen Raubkatze bei der nächsten Hauptuntersuchung die Karten legt, soll sie noch ein letztes Mal nach Hause – dorthin, wo sie einst "geboren" wurde.

Fahrzeugdaten

Fahrzeugdaten
Motor
Reihensechszylinder, vorn längs
Hubraum
3980 cm³
Leistung
163 kW (222 PS) bei 4750/min
max. Drehmoment
369 Nm bei 3650/min
Antrieb
Hinterrad, Vierstufenautomatik
Länge/Breite/Höhe
4988/1798/1358 mm
Leergewicht
1825 kg
Kofferraum
430 l
0–100 km/h
8,0 s
Vmax
222 km/h
Verbrauch
11,0 l/100 km (Super)
Abgas CO2
262 g/km
Zeitwert
2100 Euro

Wir suchen die Stelle im Park, wo Sir William im Frühjahr 1983 das Design des XJ40 abnickte; fündig werden wir nahe des Hauptportals am Rand der Zufahrt. Die 1986, ein Jahr nach Lyons’ Tod, vorgestellte Limousine war der letzte Serien-Jaguar, dessen Gestaltung er persönlich beeinflusste. Auch nachdem seine Firma 1968 im British-Leyland-Konzern aufgegangen war, blieb Lyons in Stilfragen die graue Eminenz im Hintergrund.

Überall ist Auto-Geschichte spürbar

Spuren des einstigen Herrn auf Wappenbury Hall zeigt uns Scott in der ehemaligen Remise. Die öligen Abdrücke, die Motorblöcke auf dem Steinboden hinterlassen haben, wirken nach rund 80 Jahren schemenhaft wie Hologramme. Lyons, der das Anwesen und die umliegenden Ländereien 1937 als 36-Jähriger (!) erworben hatte, ließ die Sechszylinder während des Kriegs hier einlagern, um sie im Werk, das damals noch in Coventrys Stadtteil Foleshill stand, vor möglicher Zerstörung durch die deutschen Bomber zu bewahren.

Neuanfang in der Browns Lane

1951 zog Jaguar in die Browns Lane nach Allesley um. Bis Anfang der 2000er-Jahre lag die Straße mitten in einem pulsierenden Industriegebiet. In der Fabrik, die sich auf einer Fläche von über neun Hektar ausdehnte, arbeiteten zu Spitzenzeiten mehr als 12.000 Leute. Bis 2005 liefen hier Autos vom Band, 1992 auch unser XJ40.
Heute rollen wir auf schmalen Sträßchen mit "speed bumps" durch eine eintönige Reihenhaussiedlung. Westlich davon ist ein Logistikpark mit einem Verteilzentrum des Onlinehändlers Amazon entstanden. Vom alten Werk ist nichts mehr übrig. Die Backsteinhallen wurden 2008 abgerissen.
Jaguar XJ Souvereign 4.0
Spurensuche: Ein Oldtimerladen hält die Jaguar-Fahne hoch, ansonsten erinnern nur noch Straßennamen an die Historie des Orts.
Bild: Michael Nehrmann

Einer, der früher in der Browns Lane an den Autos mitgebaut hat, ist Chris Forbes. Nach Feierabend wartete er die werkseigenen Oldtimer und ließ sich, da es dafür noch keine Kostenstelle gab, in Naturalien, sprich: Ersatzteilen bezahlen. Heute betreibt er keine zehn Autominuten vom alten Werk, am Ortsrand von Corley, eine auf Jaguar-Klassiker spezialisierte Werkstatt, die inzwischen internationalen Zulauf hat.

Unser Motor ist noch kerngesund

Sorgfältig inspiziert Chris unseren XJ40. "Der Motor ist kerngesund", urteilt der Experte, der in Sachen Jaguar das hat, was man bei Musikern "absolutes Gehör" nennen würde. Trotz 340.000 Kilometern Laufleistung macht er im Säuseln des Sechszylinders keine Störgeräusche aus, die Anlass zur Besorgnis geben. Das tut eher der Rost, der deutlich sichtbar an der A-Säule und an den Schwellerspitzen nagt. Aufmunternd klopft Chris auf die Motorhaube, reckt zum Abschied den Daumen und wünscht gute Fahrt.
Jaguar XJ Souvereign 4.0
Katzen-Flüsterer: Mechaniker-Legende Chris Forbes (rechts) traut dem Motor unseres XJ40 noch ein langes Leben zu.
Bild: Michael Nehrmann

Vom öligen Werkstatt-Chaos an den Ausläufern von Coventry führt uns der Weg weiter in die Provinzhauptstadt Warwick, in ein prächtiges, denkmalgeschütztes Tudor-Haus am Fuß der mittelalterlichen Burg, die auf William the Conqueror zurückgeht. Hier wohnt Sir John Egan (83), der Jaguar in den 1980er-Jahren vor dem Untergang gerettet hat. Markenfans verehren ihn wie einen Helden. Tatsächlich ist er wohl die wichtigste Figur in der Firmengeschichte nach Gründervater William Lyons.

Ein XJ40 war zunächst kein Thema

Als er sich im April 1980 den Weg durch die (wieder mal) streikenden Arbeiter zum Werkstor bahnte, war der XJ40 erst einmal kein Thema, erzählt Egan. Zwar hatte dessen Entwicklung schon sieben Jahre zuvor begonnen. "Zunächst hatte ich aber andere Probleme zu lösen, die Firma stand ja praktisch vor dem Aus." Demotivierte Belegschaft, unterirdische Qualität, haarsträubende Produktivität, abgenutzte Maschinen: Egan, damals 39, wusste gar nicht, wo er anfangen sollte. Erst mal galt es, die von Gewerkschaftern aufgewiegelten Arbeiter zur Rückkehr an die Bänder zu bewegen – was dem charismatischen Jungmanager tatsächlich glückte.
"Als wir aus dem Gröbsten raus waren, kam der XJ40 wieder ins Spiel, zunächst aber mehr als ferner Hoffnungsträger, der der Belegschaft eine Perspektive gab, denn als handfestes Projekt", erinnert sich der einstige Jaguar-Boss. "Erste Prototypen habe ich ungefähr ein Jahr nach meinem Amtsantritt gesehen. Aber da waren wir noch voll dabei, die Serie III auf Vordermann zu bringen."
Der Vorgänger, damals eigentlich schon ein Oldtimer, wurde für Jaguar zum Schicksalsauto. Dank drastischer Qualitätsverbesserungen und der Unterstützung der amerikanischen Händler gelang es Egan überraschend schnell, das Blatt zu wenden und das Unternehmen schon nach zwei Jahren wieder in die Gewinnzone zu bringen – die Voraussetzung, um ab 1984 auch beim XJ40 Gas geben zu können.

Sir John Egan ist der Vater des XJ40

"Damals war er noch weit von der Produktionsreife entfernt, obwohl mir die Ingenieure das anders verkauft haben", sagt Egan. Der kurz vor seiner Pensionierung stehende Leiter der Testabteilung, Norman Dewis, verhinderte mit einem Veto in allerletzter Minute die voreilige Markteinführung.
Jaguar XJ Souvereign 4.0
Jaguar-Retter: Ohne Sir John Egan (83) gäbe es die Firma heute nicht mehr. Er brachte den XJ40 damals zur Serienreife.
Bild: Michael Nehrmann

Als diese 1986 schließlich stattfand, waren trotzdem noch nicht alle Kinderkrankheiten auskuriert – was dem Erfolg am Ende allerdings nicht schadete: Mit 208.706 gebauten Exemplaren ist der XJ40 bis heute der erfolgreichste Vertreter der Baureihe. Das Okay für den modernen Look holte sich Egan bei Sir William höchstpersönlich: "Er hat uns darin bestärkt, dass wir mit der kantigen Optik auf dem richtigen Weg sind." Mit dem doppelt so alten Patriarchen stimmte die Chemie von Anfang an.
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Rechtliche Anmerkungen
* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist www.dat.de.
"Einen besseren Mentor hätte ich mir nicht vorstellen können", sagt Sir John voller Respekt und freut sich, dass Lyons die Rettung seines Lebenswerks noch miterlebte. An die Stunden, die er mit ihm auf Wappenbury Hall verbracht hat, denkt er gern zurück. Zum Schluss erfahren wir, dass es unter den alten Zedern und Kastanien, wo vorhin unser XJ40 parkte, damals weder Tee noch Ingwerkekse gab. Sir William ließ Sherry servieren.