Hat der neue Jag das Zeug dazu, Maßstäbe in der oberen Mittelklasse zu setzen? Die Briten setzen auf Power und technisches Know-how. Fahrbericht!
Video: Jaguar XF (2015) Test
Erste Fahrt im neuen XF
Jaguar gehört zwar den Indern, doch das Sagen haben in England die Deutschen. Fast die gesamte Führungsmannschaft war früher bei BMW beschäftigt, und das merkt man auch. Die zweite Generation des XF fährt sich wie ein sportlich angehauchtes Premium-Produkt mit dem begehrten "German touch".
Der Jaguar setzt neue formale Akzente, ist ausstattungsbereinigt relativ fair gepreist (XF 20d Automatik ab 45.060 Euro) und will noch mehr ein dynamisches Fahrer-Auto sein als der bekannt agile BMW. Versprechen eingelöst? Auf den kurvigen Bergstrecken im Baskenland hat die Katze aus England in der Tat die Tatzen vorn. Der XF lenkt gierig ein, hält sauber die Linie, verzögert prompt und nachhaltig. Die Klettverschluss-Straßenlage, das Autoscooter-Handling und die sofortige Rückmeldung machen den Jaguar zu einer Sportlimousine, die Freude bereitet und Vertrauen schafft. Der Diesel leistet 180 PS und verfügt über ein maximales Drehmoment von 430 Nm. Den Normverbrauch gibt Jaguar mit 4,3 Liter an, Automatik kostet extra. Jaguar vertraut hierbei auf den klassischen Drehmomentwandler. Schaltpaddel sind eine nette Zugabe ohne Berechnung.
Gut gestalteter Arbeitsplatz mit Automatik-Wählknopf statt eines Hebels. Modernes Infotainment.
Was der XF nicht kann, ist Segeln und Rekuperieren – dafür hält er sich auf Knopfdruck an jedes Tempolimit. Auf gut ausgebauten Landstraßen punktet der flinke und wendige Brite mit hoher Lenkpräzision. Schäfchenweicher Abrollkomfort und lange Federwege sind dagegen nicht seine Stärke. Das liegt einerseits an der straffen Grundabstimmung, andererseits aber auch am Testwagen mit dem R-Sportpaket und 20-Zoll-Reifen. Weniger wäre hier vermutlich mehr. Die Alu-Bauweise verhilft dem XF zu einem Gewichtsvorteil von 115 Kilo, doch den spürt man kaum, denn die nach Art des Hauses gestylte Limousine liegt ausgesprochen satt auf der Straße und macht einen in sich gefestigten Eindruck. Auf der Autobahn bei Tempo 130 wirkt der Jaguar aufmerksam, hängt gut am Gas. Doch das Geräuschniveau dürfte niedriger sein, und das zittrige Ansprechverhalten auf Querfugen stört ebenso wie die Empfindlichkeit der Lenkung auf einseitigen Fahrbahnunebenheiten.
Dafür punktet der XF mit seinem aktuellen Infotainment, das uns nach Herzenslust touchen, zoomen, scrollen und wischen lässt. Vor allem das große Elektronik-Paket mit dem 10-Zoll-Monitor dürfte selbst fortgeschrittenen Usern fast jeden Wunsch von den Fingerspitzen ablesen.
Fazit
von
Georg Kacher
Der Jaguar ist die erste Wahl für Bauchmenschen, die sich mit diesem schillernden Stück Nonkonformismus schon mal am frühen Samstagmorgen auf der Lieblings-Landstraße die Seele aus dem Leib fahren wollen.