Kia cee'd oder Hyundai i30? Wir könnten es uns jetzt einfach machen und empfehlen: Prüfen Sie, welcher Händler näher an Ihrem Wohnort liegt, und entscheiden Sie nach kürzerer Entfernung. Das erleichtert spätere Inspektionsbesuche. Denn die Kompakten kommen ja aus einem Stall, gravierende Unterschiede gibt es zwischen ihnen vermeintlich kaum. cee'd und i30 teilen sich schließlich die gesamte technische Basis. Gleicher Motor, gleiches Getriebe, dazu Fahrwerk, Bremsen, Elektronik – alles kommt aus einem Teileregal. Wie also sollen sich die kompakten Koreaner nennenswert voneinander abgrenzen? Hier eine etwas andere Abstimmung, da ein anderes Design – das kann es ja wohl nicht ausmachen.

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Video: Hyundai i30, Kia cee'd

Koreanisches Bruder-Duell

Oh doch. Unsere Messwerte, die Verbrauchsprüfung oder die Beurteilungen von Komfort und Fahrverhalten zeigen: Die asiatischen Golf-Gegner unterscheiden sich sehr wohl. Also, vergessen Sie die Händlerfrage – und lesen Sie, wo cee'd und i30 dann doch getrennte Wege gehen. Zunächst bei den Kosten. Per se gelten Koreaner ja immer noch als günstige Angebote. Das passt auch hier. Den cee'd gibt es als 135 PS starken 1.6 GDI ab 17.690 Euro. Also fast 5000 Euro günstiger als einen 13 PS schwächeren Golf 1.4 TSI (122 PS). Auch der Hyundai geht in diesem Kontext noch als Preisbrecher durch – er ist als 1.6 GDI ab 19.370 Euro zu haben. Klarer Preisvorteil also für den Kia? Nur scheinbar, denn bei genauem Hinsehen erweist er sich als eine echte Mogelpackung. Die einfachste Ausstattungslinie (für unsere Motorisierung Edition 7) bringt nämlich wenig Inventar mit, nahezu sämtliche Extras für dieses Modell sind an höherwertige Linien und zusätzliche Pakete gekoppelt. Für Luxus, den der i30 teils bereits ab Werk bereithält, muss entsprechend ordentlich nachgezahlt werden. Beispiele: Eine schlichte Beifahrersitz-Höhenverstellung (im i30 aufpreisfrei) gibt es nur in Verbindung mit der besseren Ausstattung Spirit – so gesehen für stolze 3600 Euro zusätzlich.

Überblick: Alle News und Tests zum Hyundai i30

Hyundai i30
Besser abgestimmt: Die Federung des Hyundai i30 spricht auf kurzen Unebenheiten sensibler an.
Auch LED-Tagfahrlicht (im i30 ebenfalls Serie), eine Geschwindigkeitsregelanlage oder eine Klimaautomatik (kostet im Hyundai 560 Euro zusätzlich) verteuern den Kia um einen vierstelligen Betrag. Selbst, wenn die besseren Linien des cee'd gleichzeitig zusätzlichen Luxus mitbringen – diese Preispolitik ist eine Frechheit. Nach unserer Testwagenkonfiguration bewertet, ist schließlich der Hyundai das günstigere und auch das besser ausgestattete Modell. Gleichzeitig fährt der i30 auch besser und komfortabler. Die Federung des i30 spricht auf kurzen Unebenheiten sensibler an, bietet so den geschmeidigeren Abrollkomfort. Über schlecht gepflegte Straßen rumpelt der Cee'd dagegen hölzern, stetig bebt die Karosserie, zarte Schläge sind in Lenksäule und Pedalerie zu spüren. Einen großen Anteil daran haben die steifer abrollenden 225er-Breitreifen des Testwagens. Schlecht bei beiden: Auf derben Bodenwellen reichen die Fahrwerkreserven nicht aus, die Federungen der Autos schlagen dann durch. Auch die dreifach verstellbare Lenkung gefällt uns gar nicht. Zu künstlich reagiert das Auto auf Kurskorrekturen, Rückmeldung fehlt völlig.
Beim Antrieb fährt der Hyundai schließlich einen winzigen Vorsprung heraus. Trotz gleicher Hardware schnurrt der Vierzylinder im i30 etwas ruhiger, läuft weniger rau. Außerdem kann der 135 PS starke Direkteinspritzer das minimal leichtere Auto besser beschleunigen. Den Kia hemmen zudem die breiteren Reifen, selbst im Durchzug muss er sich um einige Zehntelsekunden geschlagen geben. Und das trotz Minimal-Vorteils bei der Drehmomententfaltung – immerhin drückt ein per Einspritzungsabstimmung gewonnenes zusätzliches Newtonmeterchen auf die Kupplung. Dass der Kia nach unseren Messungen mehr Benzin verbraucht (er trinkt 0,2 l/100 km mehr), dürfte dabei vorrangig auf den Gewichtsnachteil und den höheren Rollwiderstand der Reifen zurückgehen. Günstiger, schneller, sparsamer – bis hier spricht also alles für den Hyundai.
Und das bleibt auch so. Denn er hat im Fond einen Hauch mehr Platz, darf schwereres Gepäck schleppen und bietet den besseren Sitzkomfort. Hinten stützen die höher montierten Flächen besser, vorn schmeicheln die weicheren Materialien der Lehne dem Rücken mehr. Die unnachgiebige Polsterung im Kia stört auf langen Strecken, ständig sucht man nach einer besseren Einstellung von Flächenhöhe und Lehnenneigung. Die Nachteile läppern sich. Und machen die Empfehlung letztendlich einfach: Nehmen Sie den Hyundai. Den kompletten Artikel gibt's im Online-Artikelarchiv als PDF-Download.

Fazit

Auf den ersten Blick würde niemand darauf kommen, dass sich der neue Kia cee'd und sein Konzernbruder Hyundai i30 weite Bereiche der Technik teilen. Zu verschieden sind die beiden angezogen. Welcher hübscher ist? Geschmacksache. Erstaunlich: Obwohl reichlich gleiche Teile unter den Blechhüllen der beiden stecken, unterscheiden sich die Autos deutlich voneinander. Das klar bessere Modell ist dabei der Hyundai. Er fährt erwachsener – und kostet unterm Strich sogar weniger Geld.