Kräftig, durchzugsstark und vor allem sparsam – moderne Diesel empfehlen sich als Standardantrieb für die gerade schwer angesagten SUVs. Doch zum einen können sich manche mit der Laufkultur der Selbstzünder nicht anfreunden, zum anderen scheint ihre Zukunft angesichts aktueller Skandale unklar. Benziner wiederum sind in SUVs entweder zu schlapp oder zu durstig. In genau dieser Situation kommen Hybride ins Spiel, also Autos, die Verbrennungs- und E-Motoren gemeinsam nutzen. Doch Hybrid ist nicht gleich Hybrid. Im brandneuen Kia, im Mitsubishi und im Toyota arbeiten drei unterschiedliche Systeme – welches ist das beste Gespann?

Der Outlander schafft bis zu 40 Kilometer rein elektrisch

Mitsubishi Outlander PHEV
Sonderweg: Der Mitsubishi Outlander ist der Einzige im Test, der sich auch an der Steckdose laden lässt.
Bild: Thomas Ruddies
Den Mitsubishi kann man als Einzigen an der Ladesäule oder der Haushaltssteckdose aufladen, das dauert dann fünf Stunden. Mit voller Batterie haben wir rein elektrisch eine Reichweite von etwa 40 km geschafft. Im Werksverbrauch über nur 100 km ist der E-Anteil voll enthalten. Deswegen gibt Mitsubishi nur 1,8 l/100 km an. Unsere Testrunde ist aber 155 km lang. Das führt zu 7,4 l Testverbrauch – mehr als 300 Prozent Abweichung zur Werksangabe. Das Hybridsystem besteht aus einem 2,0-Liter-Benziner mit 121 PS, je einem E-Motor an Vorder- und Hinterachse mit je 60 kW (82 PS), der Lithium-Ionen-Batterie mit einer Kapazität von zwölf kWh und einem Einganggetriebe. Hybridpionier Toyota verzichtet beim aktuellen RAV4 auf Plug-in-Technik, spart damit natürlich Gewicht und Kosten. Rein elektrisch kommt der RAV4 wirklich nicht weit, es reicht zum Rangieren oder zum Rollen in der heimatlichen Tempo-30-Zone.
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Nur beim Kofferraum muss man im Niro Abstriche machen

Kia Niro
Überraschend: Der Niro ist der kleinste Testkandidat, er kann aber beim Platzangebot locker mithalten.
Bild: Thomas Ruddies
Sein Hybridsystem besteht aus einem 2,5-Liter-Benziner mit 155 PS, beim Allradler einem E-Motor mit 105 kW (143 PS) an der Vorderachse sowie einem mit 50 kW (68 PS) hinten, der Nickel-Metallhydrid-Batterie mit einer Kapazität von 1,59 kWh und dem technisch anspruchsvollen Planetengetriebe. Anders als die beiden ausgewachsenen SUVs findet sich der Kia Niro irgendwo am Schnittpunkt zwischen kompaktem Kombi, Van und SUV, ein klassischer Crossover also. Der Antrieb besteht aus einem 1,6-Liter-Benziner mit 105 PS, einem 32 kW (44 PS) starken E-Motor, einer Lithium-Ionen-Polymer-Batterie mit einer Kapazität von 1,56 kWh und einem Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe. Obwohl der Kia (4,36 Meter Länge) viel kompakter dasteht als der Toyota (4,61 m) und vor allem der Mitsubishi (4,70 m), verblüfft er mit einem großzügigen Raumangebot, auch im Fond. Nur der Kofferraum (427 bis 1425 Liter) fällt dann doch spürbar kleiner aus. Mitsubishi schluckt 463 bis 1602 Liter, der Toyota sogar 501 bis 1633 Liter.
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Auch der RAV4 verfügt über jede Menge Platz vorn und einen geradezu weitläufigen Fond, hier lässt sich noch die Neigung der Lehne verstellen. Im ähnlich geräumigen Mitsubishi nervt nur, dass der Fahrersitz sich nicht weit genug nach hinten verschieben lässt. Lange Kerle reisen eher unbequem.

Im RAV4 macht sich der Motor immer noch stark bemerkbar

Toyota RAV4 Hybrid
Lautstark: Bei höherem Tempo auf der Autobahn knurrt der Benziner des Toyota RAV4 rau und kräftig.
Bild: Thomas Ruddies
Abgesehen davon geht der Outlander komforttechnisch in Ordnung. Er federt gemütlich bis schaukelig und ist der Leiseste hier. Anders als etwa im Toyota bleibt der Benziner, wenn er denn läuft, stets etwas mehr im Hintergrund, das ganze Auto wurde offensichtlich ganz gut gedämmt. Im RAV4 kann es vergleichsweise laut werden. Der Benziner bleibt in der Stadt oder auf der zurückhaltend gefahrenen Landstraße zwar leise und friedlich, doch bei höherem Tempo auf der Autobahn knurrt er rau und kräftig. Verbesserungspotenzial bietet die holprige Federung. Auch der Kia federt steifbeinig, das führt auf schlechterem Straßenbelag zu einer gewissen Unruhe. Doch er hat hier die besten Sitze, groß und stramm gepolstert, eine angenehme Sitzposition und lässt sich problemlos einstellen. Kia gibt als Systemleistung im Vergleich bescheidene 141 PS an, aber das sagt noch gar nichts. Denn den Unterschied macht das Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe. Das ruckelt zwar durchaus mal, reagiert aber schnell und direkt. Und so fühlt sich der Niro trotz der geringeren Leistung lebhafter und im Wortsinn leichtfüßiger an, fährt handlicher und flinker als RAV4 oder Outlander.
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Die Preisunterschiede der drei Testwagen sind riesig

Toyota RAV4 Hybrid Kia Niro Mitsubishi Outlander PHEV
Kostbar: Für den getesteten Outlander werden über 50.000 Euro fällig – der Kia kostet 20.000 Euro weniger.
Bild: Thomas Ruddies
Der Mitsubishi hat hier spürbar die meiste Kraft und schiebt aus dem Stand am mächtigsten an, doch mit höherem Tempo lässt seine Energie nach, bei Tempo 170 wird er vergleichsweise früh abgeregelt. Mit seinen knapp zwei Tonnen bewegt er sich unterm Strich eindeutig schwerfälliger als seine Mitstreiter. Oder sagen wir gemütlicher – die sanfte Art des Reisens hat nämlich durchaus ihren Charme. Der Toyota ist rein von den Messwerten her am flottesten unterwegs – spüren lässt sich das offen gestanden aber nicht. Die Funktionsweise des technisch raffinierten Hybridsystems mit dem Planetengetriebe vermittelt eben doch immer wieder dieses CVT-Gefühl: Hat man es eilig, schaltet sich schnell und deutlich hörbar der Benziner zu, das Tempo steigt aber erst mit Verzögerung. Dabei dröhnt der Vierzylinder kräftig und ziemlich laut – also lässt man das lieber und fährt gelassen. Denn so etwa bis Tempo 100 ist die Welt in Ordnung, alles bleibt ganz leise.
Der RAV4 steht als Hybrid-Allradler ab 35.990 Euro in der Liste, die Ausstattung ist komplett, aber nicht ganz so umfangreich wie bei Kia und Outlander. Und für alle gilt ja: 3000 Euro Umweltprämie kann man schon mal abziehen. Den sehr gut ausgestatteten Outlander Plug-in Hybrid berechnet Mitsubishi mit mindestens 39.990 Euro, fünf Jahre Garantie gehören dazu. Sehr gut, doch bei Kia gibt es sieben Jahre, und das ist noch nicht alles: Für den Hybrid-Niro verlangen die Koreaner gerade mal ab 24.990 Euro. Und mit 5,5 Litern verbrauchte der Niro deutlich weniger als seine beiden Konkurrenten. 7,4 Liter genehmigte sich der Mitsubishi und 8,4 Liter der Toyota. Nicht nur das klingt eindeutig nach dem besten Gespann.
Dirk Branke

Fazit

Interessante Autos, alle drei. Der Mitsubishi gefällt mit Lademöglichkeit und Elektro-Reichweite, der Toyota mit ausgeklügeltem Hybridantrieb. Als modernstes Konzept erweist sich aber der Kia: viel Platz bei schlanker Größe, sehr sparsames Hybridsystem, niedrige Kosten.