Da weiß man eben, was man hat...

Tandil oder Persil? Genau das ist auch hier die Frage. Die einen schwören auf Ware vom Discounter, billig und gut; bei anderen kommt so etwas nicht in die Tüte, die setzen auf die großen Marken. Da weiß man eben, was man hat.

Auch Kia ist billig – selbst wenn sich das beim Sorento relativiert. Denn 26.970 Euro für den CRDi EX sind noch immer eine Menge Geld. Wie wenig das andererseits ist, zeigt der Blick auf den Mercedes ML 270 CDI. Der kostet 39.324 Euro. 12.354 Euro Differenz. Oder ein kompletter Polo Comfortline mit 55 PS – das nur zum Vergleich.

Da ist sie wieder, die Frage: Tandil oder Persil? Oder anders: Kann und darf man einen Kia wirklich mit einem Mercedes vergleichen? Matthias Heinz, Kia-Chef in Deutschland, antwortet selbstbewusst. "Wir wollen uns nicht mit Mercedes vergleichen, messen können wir uns aber allemal mit ihnen."

Keine Spur mehr vom Korea-Design

Er kann das so sagen, denn Kia ist ganz bestimmt keine Hinterhof-Klitsche. Kia ist ein weltweit erfolgreicher und moderner Autohersteller. Wie modern, wird beim Sorento klar. Denn der sieht unverschämt gut aus.

Keine Spur mehr vom Korea-Design. Muskulös, aber nicht protzig. Bullig, aber nicht grobschlächtig. Unglaublich, wie schnell die Kia-Formgestalter gelernt haben. Es ist noch gar nicht so lange her, da starteten die Koreaner bei uns mit dem Sephia, einem verschnittenen Mazda-Derivat. Das war 1993, was haben wir gelächelt ...

Jetzt, noch nicht einmal zehn Jahre später, hat die gute alte, seit 1997 gebaute M-Klasse rein stilistisch Mühe, sich gegen den jugendlichen Charme des Kia zu behaupten. Gegen den groß gewachsenen, breitschultrigen Sorento (1,86 Meter breit, 1,88 hoch) wirkt sie fast schmalbrüstig (1,83 Meter breit, 1,82 hoch). Wenn man möchte, eine Spur eleganter. Kein Klassenunterschied, sondern ein anderer Stil.

Laufruhig, durchzugsstark, sparsam

Innen geht es so weiter. Der Sorento ist sauber zusammengebaut, Kunststoffe und Verkleidungen wirken erstaunlich hochwertig. Sie könnten auch, vielleicht nicht gerade von Audi, aber doch von Peugeot stammen. Das Design ist stimmig. Irgendein plumpes, missratenes oder minderwertiges Teil? Fehlanzeige.

Natürlich, der ML zeigt schon noch, wo es langgeht. Mit Stil und Klasse einer Oberklasse-Limousine und im Detail ungleich raffinierter. Die feingliedrigen Drehregler für die Klimaanlage etwa oder der durchdachte Verschiebe-Umlege-Mechanismus für die Rückbank sind typische Mercedes-Spezialitäten. Markenware eben. Vieles, was die anderen machen, wirkt daneben oft nur wie nachgebaut. Ein Verhältnis wie zwischen Nivea und Mildeen oder Elmex und Eurodont.

Aber die Produkte vom Discounter erfüllen ja auch ihren Zweck, mindestens. Und der Preisbrecher von Kia muss sich überhaupt nicht verstecken. Der Diesel zum Beispiel, ein 2,5- Liter-Vierzylinder, schlägt sich bemerkenswert gut. Laufruhig, durchzugsstark und sparsam dazu (9,8 Liter). Zu diesem ersten Test fuhr der Sorento mit dem leichtgängigen Fünfganggetriebe, die Automatik wird 1030 Euro kosten.

Beim Fahrwerk punktet der Mercedes

Beim Mercedes gibt es die Automatik für 2007 Euro, sie empfiehlt sich für den 2,7-Liter-Fünfzylinder. Beide ergeben eine standesgemäße Motorisierung für den Mercedes. Kraftvoll und kultiviert. Verglichen mit dem lebendigen, drehfreudigen Kia-Motor, läuft das ML-Triebwerk entspannter und gelassener. Und passt damit bestens zum komfortablen ML.

Der federt gediegen, bleibt erstaunlich leise. Im Kia wird es nicht viel lauter, aber der Federung des Mercedes kann der Sorento nichts entgegensetzen: Er fällt praktisch in jedes Schlagloch, stolpert über jede Querfuge – und das, obwohl das Fahrwerk bei Porsche in Weissach abgestimmt wurde. Da muss und will Kia noch mal ran.

Die Kehrseite der harschen Abstimmung: Der Sorento fährt sich erstaunlich knackig und absolviert den für Geländewagen schwierigen Elchtest mit Bravour, ganz ohne ESP. Der Mercedes mit seiner zähen, ungenauen Lenkung fährt dagegen behäbig, das ESP bremst ihn beim Ausweichtest rigoros ein. Apropos Gelände. Beide klettern wie die Bergziegen. Erst ganz zum Schluss endet der Vergleich zugunsten des Mercedes. Der kommt, zwar heftig scharrend und stotternd, mit seinem elektronischen Allrad-System weiter als der Kia.

Die Technischen Daten

Der Sorento hat mehr Bodenfreiheit, die größere Verschränkung und wie der ML eine anständige Geländeuntersetzung. Doch er bringt die Kraft nicht so gut auf den Boden, es fehlt eine ordentliche Traktionshilfe. Die hintere Differenzialbremse hilft nicht viel. Aber mal ehrlich, wo sieht man die beiden denn öfter: vor dem Aldi-Markt oder im schweren Gelände?

Kosten und Ausstattungen

12.354 Euro (!) liegen beim Grundpreis zwischen Kia und Mercedes. Die Ausstattung bei Sorento und ML ist durchaus komplett, allerdings ist beim Kia ein ESP auch gegen Aufpreis nicht lieferbar.

Wertung und Endergebnis

Wir orientieren uns am Maßstab. Heißt: Das meistverkaufte Modell in Deutschland markiert in jedem Kapitel 100 Prozent. Für diesen Vergleich bedeutet das: Maß der Dinge ist der Mercedes ML, mit 12.217 Stück im ersten Halbjahr der meistverkaufte Geländewagen. Hier dabei als 270 CDI. Der Sorento startet jetzt erst, Kia verkaufte von seinem Geländewagen Sportage nur 510 Autos. In den Wertungskapiteln zeigt sich, ob der Sorento besser oder schlechter abschneidet als der Mercedes. So können Sie Ihren persönlichen Favoriten küren.