Arbeitskluft oder Abendkleid? Zu Opel Combo, Peugeot Partner, Skoda Roomster und VW Caddy passt beides gut – und vieles mehr. Schön praktisch.
Betriebskosten, Garantien und Preise
War es nicht schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben? Bisher schon, doch diese Zeiten sind jetzt vorbei. Als vor zehn Jahren Peugeot und Citroën mit Partner und Berlingo begannen, praktisch veranlagten Menschen erschwingliche "Nutz"-Fahrzeuge anzudienen, ist die Raum-Reform nicht mehr zu bremsen. Das Latzhosen-Image der kantigen Kastenwagen liegt auf dem Schrott. Die junge Event-Generation pfeift auf Prestige. Sie braucht Platz für Surfbretter, Kitebuggys, Gleitschirme und, natürlich, die Partyzelt-Garnitur. Die 50-plus-Menschen hingegen verstauen gern Walking-Klamotten, Mountainbikes oder auch Klappliegen für die Mittagsruhe zwischendurch in freier Natur.
Schwergewicht: Der VW Caddy bringt 1350 Kilo auf die Waage.Alle Generationen sorgten so dafür, dass diese Wagenklasse gesellschaftsfähig geworden ist. Transport-Bedürfnisse oder Theater-Besuch – für Combo, Partner, Roomster und Caddy kein Problem. Doch nur Nutzwert wäre todlangweilig. Ein wenig Fahrspaß darf auch dabei sein. Den bieten kräftige Dieselmotoren. Mit ihren 90 bis 105 PS müssen sie sich für die 1,3 bis 1,4 Tonnen Leergewicht nicht allzu sehr anstrengen. Ausnahme ist der VW Caddy, der leer immerhin 1630 Kilogramm wiegt und dem Wind zudem die größte Stirn bietet. Doch auch er lässt sich im fünften Gang schon ab 60 schaltfaul fahren und kann bei der Elastizität recht gut mithalten. Das zahlt sich an der Zapfsäule aus. Um sechs Liter liegen die Testverbräuche. Lediglich Raumriese Caddy tanzt erneut aus der Reihe: 6,6 Liter pro 100 Kilometer. Trotzdem sind Reichweiten von 880 bis 1030 Kilometer kein Problem.
Die Stühle sind allesamt bequem und gut ausgeformt, die etwas erhöhte Sitzposition garantiert gute Übersicht. Die Servolenkungen sorgen für ordentlichen Straßenkontakt – außer beim Peugeot. Seine Lenkung könnte ruhig etwas präziser sein. Dafür bietet er naturgemäß prima Fahrkomfort und dämpft die Abrollgeräusche am besten. Aus ihren Motoren machen die blechernen Praktiker dagegen kein Geheimnis. Die verrichten hörbar ihren Diesel-Dienst, bei Tempo 130 muss das Radio (Serie in Roomster Style und Caddy Life) schon mal etwas lauter gedreht werden. Beim Thema Umwelt stellt sich Peugeot, der Erfinder der Partikelfilter, taub: Für den Partner gibt es keinen, Opel folgt dem schlechten Beispiel. Skoda und VW bieten den Rauchverzehrer gegen Aufpreis (600 beziehungsweise 574 Euro) an, auch für den späteren Wiederverkauf eine gute Investition.
Der Roomster wirkt am frischesten
Skoda Roomster: Der Neuling unter den kleinen Raumschiffen.Am meisten Fahrfreude bereitet der Jüngste in diesem Quartett, der Skoda Roomster. Schon auf den ersten Blick fällt er durch sein gewagtes Design auf. Die mutig geschwungenen Seitenfenster sorgen für anregende Diskussionen. Innen gibt sich der Roomster am wohnlichsten, weil sich lackiertes Blech den Insassen nur an den hinteren Fensterrahmen zeigt. Der 1,9-Liter-Pumpe-Düse-Diesel lässt ihn bei Bedarf mit 182 Sachen über die linke Spur flitzen, womit er den anderen die Rücklichter zeigt. Stopp. Nun endlich mal hinten reingeschaut. Die Frachträume von bis zu 2850 Litern (Caddy) machen Lust auf Last, zumal die Zuladung bis zu 621 Kilogramm (Caddy) erlaubt. Der Roomster darf allerdings nur 430 Kilo schultern.
Dafür begeistert sein patentes Sitzsystem. Bei den drei Einzelsitzen in der zweiten Reihe lässt sich die Lehnenneigung verstellen. Die äußeren Stühle sind sogar längs verschiebbar. Mit wenigen logischen Handgriffen lassen sich die Sitze "wickeln", also Lehne vorklappen und dann als Ganzes einfach anheben. Wer noch mehr Laderaum braucht, der kann die Sitze sogar komplett herausnehmen. Wenn aber nur der Mittelsitz in der Garage verschwindet, dann lassen sich die beiden äußeren Stühle nach innen versetzen. Als Viersitzer ist der Roomster hinten deutlich geräumiger und bequemer, zumal auf dem schmalen und harten Mittelsitz wirklich niemand gern Platz nimmt.
Fazit, Bewertung, Ihre Meinung
Ja, und dann hat dieses Quartett mittlerweile seine feste Fan-Gemeinde auch als Familien-Wagen. Den klassischen Kind-und-Kegel-Einsatz erleichtern praktische seitliche Schiebetüren (bei VW traditionell laut schließend), Heckklappe oder Schwenkflügel hinten und innen Ablagen bis zum Abwinken. Dazu Fächer über der Frontscheibe, Schubkästen unterm Sitz, kleine Gepäcknetze seitlich unterm Dach. Peugeot und Caddy bieten sogar "Geheimfächer" unter den Fußmatten der Rücksitzpassagiere. Die zweite Reihe lässt sich auch bei Partner und Caddy wickeln, nur der Combo setzt auf das klassische Kombi-Rezept: erst Sitzbank hochkippen, dann die Lehnen flachlegen. Wobei die Kopfstützen natürlich rausgenommen werden müssen.
Peugeot Partner: Statt großer Klappe gibt's optional Flügeltüren.Bei den hinteren Kopfstützen entscheiden sich Peugeot und Skoda für versenkte, die fast völlig in der Sitzlehne verschwinden. Kein Fahrgast vergisst, sie herauszuziehen, weil die Stützen sonst auf die Schulterblätter drücken. Und die Sicht nach hinten wird weniger behindert. Jedoch: Combo, Partner und Caddy können auch mit Heck-Flügeltüren statt Klappe bestellt werden (nur im Caddy kostet sie 197 Euro), dann stört der senkrechte Blechstreifen im Spiegel. Die breiten B-Säulen von Skoda und VW behindern die Sicht nach schräg hinten.
Sicherheit muss zugekauft werden
Wird es mal kritisch, bringen uns die Bremsen aller vier Familien-Freizeit-Fun-Fuhren zuverlässig von Tempo 100 auf null. Lediglich der Peugeot scheitert an der 40-Meter-Grenze. Immerhin: ABS-Bremse haben alle, Skoda und VW auch eine Antriebsschlupfregelung. Das elektronische Stabilitätsprogramm ESP ist nur im Skoda serienmäßig, und der hat zudem das traditionell gut abgstimmte Polo-Fahrwerk. Peugeot und VW verlangen Aufpreis für ESP, Opel bietet es nicht an. Ach übrigens: Wir hätten gern den Fiat Doblò in diesem Vergleich dabeigehabt, es war kein Testwagen aufzutreiben, auch bekommt er demnächst ein Facelift. Schade.
Für Sparfüchse: Beim Preis hängt der Combo die Konkurrenz ab.Auch der Blick in die Preislisten wird heutzutage immer schwieriger. Endlose Pflicht-Extras machen aus einem anfangs mit 12.990 Euro preiswerten Basis-Roomster plötzlich eine 18.290-Euro-Anschaffung, billiger ist das Tschechen-Mobil mit dem 105-PS-Diesel nicht zu haben. Leider nähern wir uns vor der kommenden Mehrwertsteuer-Erhöhung wieder mit Vollgas dem Zeitalter der Mondpreise. Was auf dem Preislisten-Papier steht, ist selbiges oft nicht wert. Peugeot "schenkt" uns, wie auch Opel, derzeit die Mehrwertsteuer. Andere werden mitziehen müssen. Doch wir bepunkten notgedrungen die offiziellen Grundpreise. Und Listenpreis zu zahlen, war schon immer etwas teurer.
Fazit von AUTO BILD-Redakteur Diether Rodatz Vor rund zwei Monaten verglichen wir den Roomster mit seinen Konkurrenten Nissan Note, Opel Meriva und Renault Kangoo. Klarer Sieg für Skoda damals. Jetzt aber ist der große Vetter Caddy dabei. Und den hängt der Tscheche erstaunlicherweise auch ab. Wenn auch haarscharf. Dem Peugeot Partner, einst samt Berlingo erster Vertreter dieser Fahrzeugklasse, bleibt abgeschlagen der letzte Platz. Zeit also für eine Renovierung. Der teils sehr mager ausgestattete Opel hingegen schafft noch den Preis-/Leistungssieg, den ich eigentlich auch für den Skoda erwartet hatte.