Lancia Thesis 2.4 gegen Mercedes E 240
Die Zerreißprobe

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Die neue Lancia-Oberklasse lässt niemanden kalt. Man liebt den Thesis oder hasst ihn – dazwischen gibt es nicht viel. So ging es auch den AUTO BILD-Redakteuren Gerald Czajka und Dirk Branke.
Nadelstreifenanzug statt Designerfummel
Ist ein Design langweilig, nur weil es einer Mehrheit gefällt? Ganz sicher nicht. Wer das behauptet, beweist allenfalls Arroganz und Anmaßung. Und macht selbst vor billigen (und mäßig amüsanten) Witzchen à la "Wenn ich E-Klasse fahren will, fahr ich Taxi" nicht Halt.
Zugegeben, die E-Klasse verkörpert eher den konservativen Nadelstreifenanzug als irgendeinen flippigen Designerfummel. Und natürlich drehen sich nach einer E-Klasse weniger Leute um als nach einem Thesis. Doch mal ehrlich, wen stört das? Mich jedenfalls nicht. Im Gegenteil. Denn auch ein Alien mit drei Augen und sechs Armen zieht die Blicke auf sich – dass so etwas schön ist, kann mir aber nun wirklich keiner verklickern.
Mir liegt der diskrete Auftritt im Stile der Men in Black jedenfalls allemal näher als Auffallen um jeden Preis. Zumal ich mit der E-Klasse immer perfekt angezogen bin – mit dem skurrilen Thesis (der zwischen seiner mutigen Nase und dem feisten US-Po im Übrigen echte Langeweile verkörpert) möchte ich meine Mutter jedenfalls nicht vom Flughafen abholen.
Zugegeben, die E-Klasse verkörpert eher den konservativen Nadelstreifenanzug als irgendeinen flippigen Designerfummel. Und natürlich drehen sich nach einer E-Klasse weniger Leute um als nach einem Thesis. Doch mal ehrlich, wen stört das? Mich jedenfalls nicht. Im Gegenteil. Denn auch ein Alien mit drei Augen und sechs Armen zieht die Blicke auf sich – dass so etwas schön ist, kann mir aber nun wirklich keiner verklickern.
Mir liegt der diskrete Auftritt im Stile der Men in Black jedenfalls allemal näher als Auffallen um jeden Preis. Zumal ich mit der E-Klasse immer perfekt angezogen bin – mit dem skurrilen Thesis (der zwischen seiner mutigen Nase und dem feisten US-Po im Übrigen echte Langeweile verkörpert) möchte ich meine Mutter jedenfalls nicht vom Flughafen abholen.
E-Klasse – Platz nehmen und genießen
Mit dem E 240 lacht mir (und Mama) das Glück aus allen vier Augen entgegen – und das nicht nur wegen des akkuraten Äußeren. Schon das Probesitzen verwöhnt mit scheinbar unendlicher Weite, einem funktionalen Kommandostand und unaufdringlichem Luxus. Hier ist kein italienisches Improvisationstalent vonnöten wie im Thesis, in dem ich (1,97 Meter) so unglücklich hocke wie derzeit Fiat-Chef Agnelli vor den Trümmern seines Lebenswerkes. Hier muss ich nur Platz nehmen und genießen.
Ein angenehmer Auftrag, der sich beim Fahren einfach fortsetzt. Die ausgewogene Federung verschluckt sich weder an großen noch an kleinen Fahrbahnfehlern, selbst extreme Manöver meistert die E-Klasse souveräner als der Fiat-Konzern die jüngsten Krisen. Dazu noch ein kräftiger V6, der absolut rund läuft und den E 240 mit Schwung auf die Überholspur bringt. Beim Ausdrehen fauchen die 177 Pferdestärken dann sogar ein bisschen böse und verraten echten Sportgeist. So kann Papi am Wochenende richtig angasen und vorm Nachwuchs ein wenig angeben. Vor allem muss er sich auf Dienstfahrt aber nicht mehr von gehetzten Vollgas-Vertretern in ihren Passat TDI ärgern lassen. Bei einer Spitze von 236 km/h überholen nur noch wenige ganz Schnelle – und ganz bestimmt keine Thesis-Träumer.
Die mögen den E 240 wegen seiner kühlen Perfektion und der mehrheitsfähigen Optik als langweilig und spießig beschimpfen – doch damit können die Kunden vom Taxifahrer bis zum Teehändler sicher gut leben. Jedenfalls besser als mit den happigen Benz-Preisen – bei 38.686 Euro für den E 240 Elegance gewinnt der Thesis selbst bei mir plötzlich noch so etwas wie Attraktivität.
Ein angenehmer Auftrag, der sich beim Fahren einfach fortsetzt. Die ausgewogene Federung verschluckt sich weder an großen noch an kleinen Fahrbahnfehlern, selbst extreme Manöver meistert die E-Klasse souveräner als der Fiat-Konzern die jüngsten Krisen. Dazu noch ein kräftiger V6, der absolut rund läuft und den E 240 mit Schwung auf die Überholspur bringt. Beim Ausdrehen fauchen die 177 Pferdestärken dann sogar ein bisschen böse und verraten echten Sportgeist. So kann Papi am Wochenende richtig angasen und vorm Nachwuchs ein wenig angeben. Vor allem muss er sich auf Dienstfahrt aber nicht mehr von gehetzten Vollgas-Vertretern in ihren Passat TDI ärgern lassen. Bei einer Spitze von 236 km/h überholen nur noch wenige ganz Schnelle – und ganz bestimmt keine Thesis-Träumer.
Die mögen den E 240 wegen seiner kühlen Perfektion und der mehrheitsfähigen Optik als langweilig und spießig beschimpfen – doch damit können die Kunden vom Taxifahrer bis zum Teehändler sicher gut leben. Jedenfalls besser als mit den happigen Benz-Preisen – bei 38.686 Euro für den E 240 Elegance gewinnt der Thesis selbst bei mir plötzlich noch so etwas wie Attraktivität.
Wie Claudia Cardinale einst in den 60ern
Das Gesicht in der Menge. Mit diesem Spruch warb Lancia früher einmal. Und egal was die Luxusmarke aus dem Fiat-Konzern jetzt veranstaltet, nichts passt besser zum Thesis als dieses Zitat. Heute, wo man all diese Mercedes-Gesichter kaum noch unterscheiden kann, fällt der Thesis auf wie ein Armani-Anzug im C&A-Regal.
Eines haben die Italiener damit auf jeden Fall erreicht: Man redet wieder über Lancia. Eine Marke, die in den letzten Jahren nur noch dahinsiechte. Oder wann haben Sie das letzte Mal bewusst einen Lybra gesehen? Wer erinnert sich noch an den Kappa? Ohne den tapferen kleinen Y, den bestangezogenen aller Kleinwagen, wäre Lancia längst Geschichte.
Der Thesis hat jedenfalls einen Aufmerksamkeitswert wie Claudia Cardinale einst in den Sechzigern. Beim Einkauf im Supermarkt musste ich mit dem Test-Thesis immer eine halbe Stunde mehr einplanen, weil so viele Leute kamen, um sich das Auto anzuschauen. Welch größeres Kompliment gibt es? E-Klassen finde ich an jedem Taxistand.
Eines haben die Italiener damit auf jeden Fall erreicht: Man redet wieder über Lancia. Eine Marke, die in den letzten Jahren nur noch dahinsiechte. Oder wann haben Sie das letzte Mal bewusst einen Lybra gesehen? Wer erinnert sich noch an den Kappa? Ohne den tapferen kleinen Y, den bestangezogenen aller Kleinwagen, wäre Lancia längst Geschichte.
Der Thesis hat jedenfalls einen Aufmerksamkeitswert wie Claudia Cardinale einst in den Sechzigern. Beim Einkauf im Supermarkt musste ich mit dem Test-Thesis immer eine halbe Stunde mehr einplanen, weil so viele Leute kamen, um sich das Auto anzuschauen. Welch größeres Kompliment gibt es? E-Klassen finde ich an jedem Taxistand.
Die eigentliche Thesis-Pracht herrscht innen
Meine Meinung: Das Thesis-Design ist spektakulär und raffiniert. Eine ausdrucksstärkere Nase hat es lange nicht gegeben, und am Heck kann Maybach mal sehen, wie man sich einen eleganten, standesgemäßen Abgang verschafft. Die eigentliche Pracht beginnt aber erst innen. Ein Abteil, schwelgend in Lust und Luxus. Instrumente wie vom Schweizer Uhrmacher, offenporiges, echtes Holz, genarbtes Leder, geschliffenes Alu. Und eben kein Kunststoff, der nur wie Alu aussieht.
An der Mittelkonsole schmeichelt kühles Magnesium der Hand. Schon ein bisschen dekadent, aber genau für diesen Überschwang lieben wir sie ja, die Italiener. Und der Thesis ist eben für die italienischen Momente im Leben gebaut. Was das ist? Das ist der Espresso am Morgen und der Gavi in der Mittagspause. Es ist auch die Kunst zu improvisieren, wenn es mal nicht so läuft. Denn ein Thesis ist nichts für Perfektionisten, das wäre ja langweilig. Zum Beispiel sitzen Leute über 1,90 Meter ziemlich unglücklich auf den eleganten Lederpolstern – eine italienische Krankheit, die sich scheinbar an folgende Generationen vererbt.
Und das Fahrwerk zeigt sich trotz der aufwendigen elektronischen "Skyhook"-Dämpfung doch eher von der straffen Seite. Schön für knackiges Handling und sichere Straßenlage, zugegeben nicht so recht passend für eine Luxus-Limousine. Der Motor dagegen macht seine Sache richtig gut. Er hat diesen Belcanto, in dem nur Fünfzylinder schmettern, und kann dem Mercedes rein kräftemäßig ganz gut folgen. Insgesamt ist der Thesis weniger ein Fahr-Zeug, sondern eher ein Ort zum Leben. Ein bisschen selbstverliebt, durchaus eitel, aber von allerfeinster Machart. Ach ja, noch was zum Schluss: Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom.
An der Mittelkonsole schmeichelt kühles Magnesium der Hand. Schon ein bisschen dekadent, aber genau für diesen Überschwang lieben wir sie ja, die Italiener. Und der Thesis ist eben für die italienischen Momente im Leben gebaut. Was das ist? Das ist der Espresso am Morgen und der Gavi in der Mittagspause. Es ist auch die Kunst zu improvisieren, wenn es mal nicht so läuft. Denn ein Thesis ist nichts für Perfektionisten, das wäre ja langweilig. Zum Beispiel sitzen Leute über 1,90 Meter ziemlich unglücklich auf den eleganten Lederpolstern – eine italienische Krankheit, die sich scheinbar an folgende Generationen vererbt.
Und das Fahrwerk zeigt sich trotz der aufwendigen elektronischen "Skyhook"-Dämpfung doch eher von der straffen Seite. Schön für knackiges Handling und sichere Straßenlage, zugegeben nicht so recht passend für eine Luxus-Limousine. Der Motor dagegen macht seine Sache richtig gut. Er hat diesen Belcanto, in dem nur Fünfzylinder schmettern, und kann dem Mercedes rein kräftemäßig ganz gut folgen. Insgesamt ist der Thesis weniger ein Fahr-Zeug, sondern eher ein Ort zum Leben. Ein bisschen selbstverliebt, durchaus eitel, aber von allerfeinster Machart. Ach ja, noch was zum Schluss: Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom.
Technische Daten
Auffällig: Der Mercedes läuft in der Spitze 19 km/h schneller als der Lancia. Eine Ursache dürfte die schlechtere Aerodynamik des Thesis sein (cw-Wert 0,32 zu 0,26).
Kosten und Ausstattungen
Die Emblema-Ausstattung des Thesis lässt wirklich kaum noch Wünsche offen, bringt den Lancia beim Preis aber bis auf knapp 1000 Euro an den E 240 Elegance heran. Wer im Mercedes jedoch den gleichen Luxus wie im Italiener genießen will, der muss fast 12.000 Euro draufzahlen.
Fazit und Wertung
Fazit Ja sicher, in (fast) allen messbaren Kriterien liegt der Mercedes vorn. Aber spielt es wirklich eine Rolle, ob ein Auto 236 Spitze läuft (Mercedes) oder "nur" 217 wie der Lancia? Wir mögen den Thesis, sein Selbstbewusstsein, vor allem aber seine prächtige Inneneinrichtung; die feinen Instrumente, den Duft des Leders, den Glanz des Holzes. Und auch den Klang des Fünfzylinders. In dieser Beziehung, dem sinnlichen Erleben, kann der Mercedes einfach nicht mithalten. Er ist ein hochmodernes Auto, setzt auf technische Perfektion und lässt kaum Schwächen erkennen. Deswegen gewinnt er diesen Vergleich nach Punkten – aber nicht unbedingt unsere Herzen.
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