Lynk & Co 01 PHEV vs. Hyundai Tucson 1.6 T-GDI PHEV Allrad
Plug-in-Hybride im Test: China setzt zum Überholen an

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Plug-in-Hybride sind nicht mehr des Käufers liebstes Kind. Dennoch gibt es sie noch. Auch aus Asien. Und hier beweist ein Neuling, dass er der etablierten Konkurrenz gewachsen ist.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Den Plug-in-Hybrid haben die Hersteller nach einem kurzen Höhenflug schnell abstürzen lassen. Unterdessen sind nicht mehr viele Fahrzeuge mit Doppelherz unterwegs. Doch die genauer unter die Lupe zu nehmen, ist in zweierlei Hinsicht interessant. Erstens sind sie nicht von deutschen Herstellern und zweitens zeigt eines davon, dass man die Konkurrenz aus China nicht unterschätzen sollte.
Zum AUTO BILD-Test sind angetreten der aus China stammende Lynk & Co 01 PHEV und der Hyundai 1.6 T-GDI Tucson Plug-in-Hybrid, der bekanntermaßen in Korea ersonnen wurde. Die Kontrahenten treten mit nahezu gleichstarken Antrieben in den Ring. Der Tucson wird verbrennerseitig von einem 1,6-Liter-Vierzylinder mit 180 PS angetrieben, an seiner Seite steht ein 90 PS leistender Elektromotor, der von einem 13,8 kWh-Hochleistungsakku gespeist wird.

Das eigenwillige Außendesign eint Lynk & Co 01 und Hyundai Tucson.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Die beiden Plug-in-Hybrid-SUV sind beinahe gleich stark
Lynk gehört zum Geely-Konzern. Ja, das sind die, die 2010 Volvo übernommen haben. Insofern pumpt unter seiner Haube auch das Konstrukt aus dem XC40 T5, der übrigens seit Januar 2022 nicht mehr gebaut wird. Der etwas knurrige Dreizylinder Turbo-Benziner mit 180 PS wird von einem 82 PS starken E-Motor unterstützt, der seine Energie aus einer 14,1 kWh leistenden Batterie bezieht. In Summe bringt es der Tucson auf 265 PS, und der Lynk & Co 01 lässt 261 Pferde los.

Im Hyundai Tucson gibt es viele Klavierlackintarsien. Ob der Empfindlichkeit muss man das mögen.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Das ist fast Gleichstand, der sich auch bei unserem Standardsprint widerspiegelt: In 8,2 Sekunden beschleunigt der 1,9 Tonnen schwere Koreaner auf Tempo 100, 8,0 Sekunden sind es beim gleich schweren Chinesen. Der wird übrigens bis zu 210 km/h schnell, der Tucson bringt es auf Tempo 191.
Wer die Leistung spontan abruft, muss bei beiden mit kurzen Zugkraftunterbrechungen leben, die sich aus der durch die Elektronik und das jeweilige Doppelkupplungsgetriebe zögerlich angerichtete Kraftverteilung ergeben. Während der Tucson über sechs Stufen maximal 304 Newtonmeter an alle vier Räder leitet, sind es beim Lynk & Co 01 sieben Gänge und 425 Newtonmeter, die aber nur an der Vorderachse anliegen.
Der Lynk & Co 01 trampelt, der Hyundai Tucson zu weich
Das Drehmoment ist es dann, dass den Lynk & Co 01 gefühlt kraftvoller anziehen lässt. Wobei das ESP hier deutlich öfter eingreifen muss – seinen Job aber auf eine solch charmante Weise macht, dass es den Fahrer nicht die Bohne stört. Ihm vielmehr das Gefühl gibt, mit dem Chinesen deutlich sportlicher unterwegs zu sein.
Dazu tragen auch die Fahrprogramme bei. Beim Tucson gibt es lediglich "Eco" und "Sport", der Lynk & Co 01 erfreut mit einem Sportprogramm, bei dem auf dem 12,7 Zoll großen Zentralmonitor steht, dass der Fahrer jetzt ein "responsives Hochleistungs-Fahrerlebnis" bekommt.
Zugegeben, ansprechend ist das Fahrerlebnis, aber von Hochleistung ist es dann doch noch ein gutes Stück entfernt. Vor allem die Dosierbarkeit der Bremse lässt beim Chinesen zu Wünschen übrig. Während im ersten Drittel gar nichts passiert, langen die Stopper Millimeter später arg zu.
Das kann der Tucson besser, dafür fühlt sich bei ihm alles etwas labberig an. Die Bremse, die Lenkung und das adaptive Fahrwerk wirkt in beiden Fahrprogrammen viel zu weich, genau wie die gefühllose Lenkung.

Im Hyundai lässt sich die Rückbank im Verhältnis 40:20:40 umlegen.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Auch beim Lynk wird die elektromechanische Lenkung erst ab ca. 120 km/h verbindlich. Dafür ist das Fahrwerk straff, was dazu führt, dass der Chinese bei der einen oder anderen Bodenwelle etwas tramplig wird. Straff sind auch die mit recyceltem Nylon bezogen Integralsitze, was man genauso mögen muss wie den Umstand, dass man als Hochgewachsener eine viel zu kurze Sitzauflage hat und ergonomisch keine Idealposition findet.
Das kann der Koreaner dann doch einen Tick besser. Zudem ist die Raumausnutzung im Tucson insgesamt besser, was sich vor allem in der zweiten Sitzreihe und im Kofferraum bemerkbar macht.
Feine Innenausstattung bei beiden Kandidaten
Was beide sehr gut können, ist mit Verarbeitung und den gewählten Materialien das Gefühl zu erzeugen, in einem hochwertigen Auto zu sitzen. Wobei auch hier unterschieden werden muss. Während die Koreaner viel mit Klavierlackintarsien arbeiten, was nach kurzer Zeit unschön fettfingrig und zerkratzt aussieht, gibt es im Chinesen haptisch angenehmes Plastik, eine Art Kunstlederbezug am Handschuhfach und auf der Sonnenblende für die volldigitale Anzeige vor dem Fahrer oder gesteppte Ziernähte.

Der Innenraum des Lynk mag in Details an Volvo erinnern, ist aber beim zweiten Blick sehr edel und eigenständig.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Auch bei den Tasten und Reglern hat sich Lynk viel Mühe gegeben. Zum einen profitiert man hier von den Volvo-Gleichteilen, wie dem Lenkrad mit Touchflächen und Druckknöpfen, aber auch die eigenen Drehsteller haben solch feinen Rasterpunkte, dass es wirklich Spaß macht, sie zu bedienen. Das gilt auch für den Hyundai, wobei die Koreaner mehr auf digitale Touchflächen setzen und das Ganze etwas nüchterner angehen.
Sprachassistent im Lynk & Co 01: mein Freund Frank
Emotional wird es im Lynk & Co 01 auch mit dem Sprachassistenten Frank. Dessen Stimme ist geschlechtlich nicht zuzuordnen, aber Frank versucht, es einem wirklich recht zu machen. Er stellt die Heizung an und aus, sucht Restaurants beim Ruf "Frank, ich habe Hunger". Und wenn er etwas nicht versteht, gibt er sich auf witzige Art die Schuld: "Ich muss mir mal die Ohren waschen. Moment ... ich habe ja gar keine Ohren. Auch egal. Kannst du das bitte wiederholen?"
Ja, so einen Frank vermisst man im Tucson. Hier fängt die Kommunikation über Knopfdruck an, ist nicht so beredet, aber ebenso hilfsbereit, wenn es darum geht, den Weg zu finden oder auch nur die Sitzheizung anzuschalten.
Modell
Hyundai Tucson 1.6 T-GDI PHEV Allrad
Lynk & Co 01 PHEV
Motor Bauart/Zylinder
Einbaulage
Leistung Verbrennungsmotor
Hubraum
Leistung/Drehmoment E-Motor
Systemleistung
max. Drehmoment/Systemdrehmom.
Höchstgeschwindigkeit
Getriebe
Antrieb
Bremsen vorn/hinten
Testwagenbereifung
Abgas CO2*
Verbrauch*
Elektrische Reichweite*
Hochvoltbatterie/Ladeleistung
Tankinhalt
Kraftstoffsorte
Ottopartikelfilter
Vorbeifahrgeräusch
Anhängelast gebr./ungebr.
Stützlast
Kofferraumvolumen
Länge/Breite/Höhe
Radstand
KOSTEN/GARANTIEN
Abgasnorm
Steuer pro Jahr
Typklassen HPF/VK/TK
Werkstattintervalle
Garantie/Gewährleistung
Technik/km-Begrenzung
Batteriegarantie/km-Begrenzung
Garantie gg. Durchrostung/km-Beg.
Mobilitätsgarantie
MESSWERTE
Beschleunigung 0–100 km/h (Werk)
Leergewicht/Zuladung
Gewichtsverteilung v./h.
Sitzhöhe
Wendekreis (Werksangabe)
Stromverbrauch (inkl. Ladeverlust)
Testverbrauch
Durchschnitt der 155-km-Testrunde (60 % Hybrid–, 40 % E-Anteil)
Verbrauch mit leerer Batterie
CO2 (Testverbrauch)
Reichweite
PREISE/AUSSTATTUNG
Modell
Grundpreis
Testwagenausstattung
Navigationssystem
Panoramadach
Rückfahr–/360-Grad-Kamera
Einparksensoren vorn/hinten
Sitzheizung/Klimaautomatik
LED-Scheinwerfer
Abstandsregeltempomat
Lederausstattung
Anhängerkupplung
Metalliclackierung
Testwagenpreis (wird gewertet)
Auch bei den digitalen Spielflächen schenken sich Tucson und Lynk & Co 01 nichts. Der Touchscreen in der Mittelkonsole misst im Tucson 10,25 Zoll, im Chinesen sind es 12,7 Zoll. Beide Displays stellen ihre Bilder gestochen scharf dar, die Menüs sind selbsterklärend, wobei der Lynk mit seinen Widgets noch einen Tick übersichtlicher ist. Außerdem liegt das Display etwas näher beim Fahrer, was die Bedienung einen Hauch komfortabler macht.
Zudem verfügt der Lynk & Co 01 ab Werk über eine 360 Grad-Kamera, die man beim Hyundai erst bestellen muss. Und: Der Chinese hat ab Werk eine "Journey cam", die das Verkehrsgeschehen und den Fahrer im vordefinierten Rhythmus von maximal 60 Sekunden aufzeichnet und wieder überschreibt.
Wer jetzt die Befürchtung hegt, dass alle seine Daten ins Reich der Mitte übertragen werden, dem darf gar nicht gesagt werden, dass es im Menü einen Punkt "Teile eine Idee" gibt. Da kann man, was einem auch immer an Verbesserungsvorschlägen während der Fahrt einfällt, aufnehmen und postwendend an das "co:lab team", in Deutschland schicken. Auf derartige Spielchen verzichtet Kia. Aber die bieten den Tucson auch nicht im Auto-Abo und dann zum Carsharing an.
Wer das nicht möchte, kann aber beide Fahrzeuge auch käuflich erwerben. Mit allen Extras bringt es der Tucson auf einen Preis von 47.530 Euro. Der Lynk & Co 01, bei dem nichts konfiguriert werden kann, steht für 46.000 Euro zum Kauf. Auch hier ist also nahezu Gleichstand.
Wertung
Platz 1: Hyundai Tucson
Platz 2: Lynk & Co 01
Karosserie
Antrieb
Fahrdynamik
Connected Car
Umwelt
Komfort
Kosten
AUTO BILD-Testnote
Fazit
Der Lynk & Co 01 zeigt, dass in Zukunft mit chinesischen Autos zu rechnen ist. Auch wenn er für den Moment in unserer Sternbewertung ganz knapp den Hyundai Tucson vorbeiziehen lassen muss, der vor allem bei der Raumausnutzung und mit seinem adaptiven Fahrwerk zu überzeugen weiß. Was den Lynk auszeichnet, ist sein Qualitätsanspruch und die Konnektivität – angefangen beim Sprachassistenten über den großen Touchscreen bis zum Navi.
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