Maybach selbst baute den 57S nie als Coupé. Das schmerzte reiche Menschen mit besonderem Hang zur Ästhetik offenbar sehr. Die schwäbische Firma Xenatec nahm sich dieser Not an und beraubte die Maybach-Limo zwei ihrer Türen. Vom ausschweifenden Luxus des Basisfahrzeugs büßte das Coupé dabei nicht das Geringste ein. Neben dem "normalen" Coupé entstanden auf Kundenwunsch elf besonders luxuriöse, maßgeschneiderte Sonderversionen namens Cruserio. Stückpreis: ca. 800.000 Euro! Eine davon steht jetzt bei Hollmann International in Niedersachsen zum Verkauf.

Niedrigeres Dach und breitere Kotflügel

Seltenes Maybach-Coupé für 650.000 Euro
Die langtestreckte Optick des Xenatec Coupés wird durch die flache Dachlinie noch verstärkt.
Basis des Xenatec-Umbaus ist der Maybach 57S. Auffälligste Änderung sind natürlich die fehlenden hinteren Türen. Dabei wurde es aber nicht belassen. Neben neuen Fronttüren gab es ein neues Greenhouse mit maßgefertigten Scheiben und neue Stoßfänger, außerdem wurden die B-Säulen um 20 Zentimeter nach hinten versetzt. Die hinteren Kotflügel wurden angepasst und um 20 Millimeter verbreitert. Die hier zum Verkauf stehende "Cruserio"-Version erhielt obendrein 22-Zoll-Felgen mit feststehenden Nabendeckeln, mehrschichtigen Lack in Perlweiß und matt lackierte Karosserieakzente.
Seltenes Maybach-Coupé für 650.000 Euro
Front- und Heckschürze wurden beim Coupé sportlicher gestaltet. Wuchtiger Grill in mattem Metall.
Meckern auf hohem Niveau: Die B-Säulen sind feststehend und nicht versenkbar. Das dient der Verwindungssteifigkeit, wirkt aber einem luftigen Innenraumgefühl entgegen. Trotzdem: Das Endergebnis ist gelungen und richtig cool. Das Coupé ist mit sagenhaften 5,73 Metern noch genauso lang wie die Limousine und damit über zehn Zentimeter länger als ein Rolls-Royce Phantom Coupé! Designer Fredrik Burchhardt, der für das Coupé verantwortlich zeichnete, schuf übrigens auch das Maybach Exelero-Einzelstück.

Das Interieur ist eine weiß-blaue Oase

Seltenes Maybach-Coupé für 650.000 Euro
Trotz Überarbeitung und überbordendem Luxus schimmert die S-Klasse-Basis im Interieur noch durch.

Das Interieur ist schlicht atemberaubend. Der Cruserio wurde vollständig in weiß-blaues Leder mit Nähten und Kedern in Kontrastfarben gehüllt. Dicke Teppiche, Holz, Pianolack und Carbon tragen ihren Teil zur Opulenz bei. Das Dach besteht aus dimmbarem Glas. Als klassische Chauffeurlimousine wartet beim Maybach 57S vor allem der Fond mit allem erdenklichen Luxus auf. Das hat sich – seltsamerweise – auch im Coupé nicht verändert.
Seltenes Maybach-Coupé für 650.000 Euro
Das Xenatec-Coupé bietet im Fond wohl mehr Beinfreiheit als die meisten Oberklasse-Limousinen.
Zwei vollelektrische, belüftete und beheizte Einzelsitze mit Massagefunktion nehmen die Fondpassagiere auf. Beide verfügen über eine eigene Klimazone sowie einen Infotainmentscreen mit DVD-, TV- und Musikfunktion. Wie in der Limousine informieren drei Instrumente im Dachhimmel über Geschwindigkeit, Uhrzeit und Außentemperatur. Ein Kühlschrank in der Fondmitte temperiert den Champagner. Neue Vordersitze mit elektrischer Klappfunktion und integrierten Gurten erleichtern den Einstieg ins Heck. Die Kopffreiheit dort dürfte durch die abfallende Dachlinie aber ziemlich eingeschränkt sein.

612 PS aus zwölf Zylindern

Seltenes Maybach-Coupé für 650.000 Euro
Die Felgen haben gewaltige 22 Zoll Durchmesser, wirken am Coupé aber nicht überdimensioniert.

Den Motor ließ Xenatec unangetastet. Bei 612 PS und 1000 Nm Drehmoment aus einem Sechs-Liter Biturbo-V12 wird aber selten der Wunsch nach mehr Leistung aufkommen. In glatten fünf Sekunden schießt das 2,7-Tonnen-Coupé auf 100 km/h, bei 275 km/h ist es abgeregelt. Im AUTO BILD-Test ließ sich der Hecktriebler ohne weiteres zum Driften verleiten. Der angebotene Xenatec Cruserio ist laut Händler der dritte von elf gebauten. Er stammt aus erster Hand, ist 30.835 Kilometer gelaufen und wurde ursprünglich nach Saudi Arabien ausgeliefert. Das Super-Coupé soll 650.000 Euro ohne Mehrwertsteuer kosten. Die ist nicht ausweisbar, weil der Xenatec-Maybach nur für den Export gedacht ist. Eine deutsche Zulassung hat er nicht.

Bildergalerie

Maybach 57S Xenatec Coupé Cruserio
Maybach 57S Xenatec Coupé Cruserio
Maybach 57S Xenatec Coupé Cruserio
Kamera
Maybach 57S Xenatec Coupé Cruserio

Von

Moritz Doka