Über 300 PS auf der Grundfläche eines VW Golf – Knallerbse könnte man so etwas nennen, Kompaktkracher oder Rennsemmel. Aber irgendwie steckt mehr in BMW M135i xDrive und Mercedes A 45 AMG. Erbse klingt zu niedlich für einen Mercedes, der elektronisch eingebremste 270 km/h Spitze rennt. In Kracher dagegen schwingt etwas Ungehobeltes – zu grob für einen BMW mit feinem Fahrwerk und geschliffener Antriebskombination aus Sechszylinder-Benziner und Achtstufenautomatik. Und Rennsemmel hat diesen leicht altmodischen Anstrich – das passt schon gar nicht zu Typen, die dank elektronisch überwachter Kraftverzweigung bis zu 450 Newtonmeter Drehmoment an alle vier Räder verteilen.
Noch mehr sportliche Kompakte

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Video: Mercedes A 45 AMG vs. BMW M135i xDrive

Die schärfsten Kompakten

Bild: AUTO BILD
Was passt dann? Vielleicht kompakter Exklusiv-Supersport-Fünftürer. Ein sperriger Begriff. Klar. Doch dafür unmissverständlich. Denn: Exklusiv sind bei M135i und A 45 AMG bereits die Kaufpreise, super sportlich ihre Leistung. In Zahlen: Mindestens 44.750 Euro sind für den 320 PS starken BMW aufzubringen, ab 49.683 Euro gibt es den Mercedes mit aberwitzigen 360 PS. Diese üppige Kraft presst die A-Klasse aus einem per Turbo aufgeladenem Zweiliter-Vierzylinder in ein Doppelkupplungsgetriebe, dessen Schaltlogik mit dem des Supersportlers SLS verwandt ist. Klingt nach schierer Gewalt – und ist auch so. Tempo 100 sind nach gut fünf Sekunden niedergewalzt. Das sieht nach dunklen Wolken aus, die da in Windeseile für BMW aufziehen. Denn die historisch gesehen eher betuliche A-Klasse kreuzt auf einmal das Fahrwasser eines traditionell hochdynamisch eingestellten 1ers. Und das durchaus erfolgreich. So viel vorab: Die A-Klasse knipst dem 1er das Licht aus. Weil sie schlicht und einfach schneller ist, weil sie sich kompromissloser auf Kurven stürzt, und weil sie das Sportfahrerherz viel hochtouriger zum Schlagen bringt.

Überblick: Alle News und Tests zum BMW 1er

Mercedes A-Klasse
Lautstarkt: Der Mercedes-Motor untermalt jeden Gangwechsel mit peitschendem Auspuff-Krachen.
Passend zum Auftrag dieser beiden Kraftpakete pressen wir sie nicht in unser herkömmliches Punktekorsett, sondern bewerten sie wie echte Renner in unserer Sportwertung. Dabei spielen Alltagseigenschaften nur die zweite Geige. Wichtiger sind Kriterien wie das Handlingverhalten und das maximale Tempo auf einer Rundstrecke. Auch der Sound ist wichtig, selbst die Sitze ordnen wir typgerecht ein – mit dem Schwerpunkt Seitenhalt also. Die A-Klasse zeigt dem 1er bereits in diesem Punkt in aller Härte, was Sache ist. Die strammen Sportsitze klemmen den Fahrer satt und sicher fest, dazu liegt das dicke Lederlenkrad angenehm in der Hand, die harte Federung lässt zudem keinen Raum für wachsweiche Kurvenlagen, die direkte Lenkung setzt Richtungsanweisungen mit felsenfester Genauigkeit um. Das allein macht den A 45 bereits schnell. Und dann ist da ja noch der bestialisch zubeißende Motor. Dank zweiflutiger Aufladung stehen die 450 Newtonmeter Drehmoment knapp über 2000 Touren und vor allem unerwartet verzögerungsarm zur Verfügung. Gleichzeitig lässt sich der Vierzylinder auch gern mit hohen Drehzahlen quälen, untermalt jeden der rasend schnellen Gangwechsel mit peitschendem Krachen aus den Endrohren. Der bebende, herrlich ordinär röhrende Kraftmeier reißt an allen vier Antriebsrädern wie ein Berserker und schwemmt dem Fahrer dabei mit jedem Gasstoß Endorphine ins Blut.

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BMW 1er
Der BMW hat mit seinem Sechszylinder auch einen ordentlichen Punch – und trotzdem keine Chance.
Klar bietet auch der BMW reichlich Tempo, auch sein hubraumstarker Sechszylinder richtet einem die Nackenhaare auf – dank sattem, früh einsetzendem Punch und vollmundigem Klangspektrum. Doch die Stoppuhr zeigt unbestechlich: Der BMW fährt dem Mercedes um gut zwei Sekunden pro Runde hinterher. Das Popometer meldet sogar: Der BMW hechelt gefühlt mit noch mehr Abstand hinterher. Stets muss der Tritt auf die weicher reagierende Bremse früher kommen, dann schlingert der 1er mit unruhigem Heck in den Radius hinein, schiebt in engen Kehren etwas diffus über die Vorderreifen dem äußeren Rand entgegen, neigt sich stärker und nimmt dann am Kurvenausgang spürbar verhaltener Fahrt auf. Zudem zeigt unser Messblatt, dass dem BMW nicht nur nominell 40 PS fehlen. Den Sprint auf Tempo 200 hakt der 1er ebenso etwas langsamer (in 18,3 statt 17,1 Sekunden) ab, wie den Überholspurt von Tempo 80 auf Tempo 120 (in 3,1 statt 2,9 Sekunden). Nur in einer Disziplin schwächelt der Mercedes ein wenig. Aus dem Stand heraus soll ihm eine spektakulär aggressiv arbeitende Sprintautomatik helfen, in die Gänge zu kommen.
Doch hier verpuffen Kraft und schnelle Ansprechzeit der sogenannten Race-Start-Funktion zunächst in durchdrehenden Vorderrädern. Erst nach einer kleinen Schlupf-Phase hat sich der Allradantrieb auf optimales Lospreschen sortiert, und die Hinterräder helfen mit. Das macht der 1er unspektakulärer, letztlich effizienter. Auf Tempo 100 sprintet der M135i jedenfalls zwei Zehntelsekunden schneller als der A 45 AMG. Wenigstens ein kleiner Lichtblick für den BMW – ansonsten war es ein schwarzer Tag für ihn.

Fazit

Die schärfste A-Klasse hängt den rassigsten 1er ab. Aua? Klar dürfte dieses Ergebnis sowohl BMW als auch den Fans einen Piekser versetzen. Zumal der Mercedes nicht nur nach Zahlen der schnellere Kompakte ist. Auch das sportliche Fahrgefühl hat uns das bestätigt. Trost: Der BMW ist nicht um Welten langsamer, hält das Tempo dabei mit toller Fahrkultur.