Stießen die eher biederen und vanartigen Kompaktwagen der beiden ersten Generationen auch aufgrund der erhöhten Sitzposition insbesondere bei Käufern gesetzteren Alters auf großen Zuspruch, verkörperte Generation drei das sportliche Designerstück mit ausgeprägter Fahrdynamik. Ein anderes Auto als die A-Klasse zu finden, dessen Ausrichtung und Image sich innerhalb so kurzer Zeit derart grundlegend gewandelt hat, dürfte schwerfallen. Die vierte, seit Mai letzten Jahres auf dem Markt befindliche Generation ist dieser Linie treu geblieben. Durch den Verzicht auf unnötige Sicken und Kanten ist das Design jetzt aber deutlich klarer und reduzierter, der Auftritt noch sportlicher und muskulöser. Und sehr windschnittig sieht der kleinste Mercedes auch aus. Keine Einbildung, denn laut Mercedes weist die A-Klasse als Fünftürer (W 177) – mit einem cW-Wert von 0,25 die beste Aerodynamik in der Kompaktklasse auf.

A-Klasse hat in Basisversion nur wenig zu bieten

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Video: Mercedes A-Klasse (2018)

Neuer Stern im ersten Test

Wie der Fünftürer letztendlich auftritt, entscheidet sich bereits mit der Wahl der Ausstattungsvariante. Neben der Basisversion gibt es die Linien Style, Progressiv und AMG, die sich in Sachen Beinkleid genauso unterscheiden wie bei der Detailgestaltung und -ausführung von Kühlergrill, Seitenschwellern, Fenstereinfassungen oder Front- und Heckschürze. Die Progressiv-Line setzt dabei den Fokus auf das Design, während die AMG-Line – wie nicht anders zu erwarten – ganz klar die sportliche Note in den Vordergrund rückt. Dass sich alle mit jeder Motorvariante kombinieren lassen, ist im positiven Sinne alles andere als selbstverständlich. Serienmäßig fährt das Ausstattungsquartett lediglich mit einfachen Halogenscheinwerfern vor – nicht unbedingt zeitgemäß. Wir empfehlen deshalb die optionalen LED-Scheinwerfer für 988 Euro, idealerweise kombiniert mit dem adaptiven Fernlichtassistenten für weitere 214 Euro. Das Optimum stellen definitiv die mit Matrixtechnik ausgerüsteten, jedoch noch teureren Multibeam-LED-Scheinwerfer (1488 Euro) dar. Leider nicht erhältlich: eine Scheinwerferreinigungsanlage.

Deutlich mehr Platz als im Vorgänger

Mercedes A-Klasse
Die zwölf Zentimeter mehr in der Länge sowie der verlängerte Radstand tun dem Platzangebot gut.
Aufgrund der Diebstahlschutzproblematik trefflich streiten lässt sich über das schlüssellose Zugangssystem Keyless-Go (476 Euro); bequem ist das Ganze jedoch zweifelsohne. Unstrittig sollten hingegen die 137 Euro extra für die beheizte Scheibenwaschanlage sein. Sinn ergibt auch das Spiegel-Paket (434 Euro) mit automatisch abblendendem Innenspiegel und Fahrer-Außenspiegel sowie per Tastendruck anklappbaren Außenspiegeln. Immer eine Überlegung wert ist das geschlossen jede Menge Licht und Helligkeit nach innen lassende Panorama- Glasschiebedach (1107 Euro). Gegen Reifenpannen "absichern" lässt sich die A-Klasse entweder mit einem Reifenreparaturset oder – bei eingeschränkter Formatverfügbarkeit – via Reifen mit Notlaufeigenschaften; beides kostet Aufpreis. Das Platzangebot fällt vorn großzügiger aus als hinten. Im Gegensatz zum Vorgänger zeigt es sich jedoch stark verbessert und erreicht jetzt überall mehr oder weniger Golf-Niveau. Durch die niedrige, Kopffreiheit generierende Montage der Rückbank ist die Oberschenkelauflage aber eher mau. Wird der Fond öfter genutzt, sollte man über eine Mittelarmlehne mit integrierten Cupholdern (196 Euro), 230-Volt-Steckdose (137 Euro) und Seitenairbags (446 Euro) nachdenken.

Vorsicht bei den Sitzen

Sitztechnisch den besten Eindruck machen die in den Linien Style und Progressive serienmäßigen Komfortvordersitze mit in der Neigung einstell- und verlängerbaren Sitzflächen. Eher die Hände lassen sollte man von den optionalen, in der AMG-Line ab Werk eingebauten Sportsitzen. Zum einen bieten sie weniger Halt als erwartet, zum anderen sind die festen Integralkopfstützen deutlich zu weit nach vorn geneigt; bequem und angenehm ist etwas anderes. Zurück zu den mit der Vierwege-Lordosenstütze (184 Euro) rundum gelungenen Komfortsitzen: Für sie sind neben einer immer empfehlenswerten Sitzheizung (345 Euro) auch Sitzklimatisierung und Multikontursitz-Paket mit Massageeffekt verfügbar. Beides kein Muss, aber erwähnenswerte Features, die in dieser Klasse so gut wie nicht zu bekommen sind. Definitiv lohnenswert hingegen, falls die A-Klasse häufig von wechselnden Personen genutzt wird: eine elektrische Sitzeinstellung mit Memory-Funktion für den Fahrer (411 Euro).

AdBlue-Tank geht zulasten des Laderaums

Nicht vergessen sollte man – sofern nicht Serie –, das Häkchen hinter der Option "Lederlenkrad" zu setzen, idealerweise für die kälteren Tage in beheizbarer Ausführung (plus 190 Euro). Klar komfortsteigernd: die 607 Euro kostende Zweizonen-Version der serienmäßigen Einzonen-Klimaautomatik. Lobenswert sind die zahlreichen, gut nutzbaren Ablagemöglichkeiten. Unbedingt ordern: das nur in Kombination mit Automatikgetriebe erhältliche Ablagefach in der Mittelkonsole für 42 Euro. Nicht nur wegen der angenehm niedrigen Ladekante gut zugänglich und auch gut nutzbar präsentiert sich der Kofferraum. Außer in der Basisausstattung ist die Fondsitzlehne serienmäßig dreigeteilt – praktisch! Volumenmäßig ist der Kofferraum mit 370 bis 1210 Litern – zumindest was die Benziner anbelangt – nur durchschnittlich groß. Bei den Dieseln reduziert der große, fast 24 Liter fassende AdBlue-Tank das Volumen auf 335 bis 1200 Liter. Empfehlenswert: das 179 Euro teure Laderaum-Paket, mit dem sich die Rücksitzlehnen steiler stellen lassen, um beispielsweise sperrige Kartons verstauen zu können. Zudem enthalten: eine 12V-Steckdose, seitliche Netze sowie eine strapazierfähige Wendematte. Eine elektrische Heckklappenbetätigung gibt es – wie in dieser Fahrzeugklasse bislang üblich – leider nicht. Dafür sind erfreulicherweise gegen einen Aufpreis von jeweils 179 Euro ein Trennnetz sowie – ganz neu in Kombination mit den Komfortsitzen – eine umklappbare Beifahrersitzlehne erhältlich; Letztere erlaubt den unkomplizierten Transport längerer Gegenstände.

Rückfahrkamera sorgt für nötige Übersicht

Mercedes A-Klasse
Neue Mercedes-Welt: Es gibt Vertrautes wie Alleskönner-Blinkerhebel und E-Sitzeinstellung, doch die luftige Linienführung ist neu.
Zweifelsohne verbessert hat sich in der vierten Generation die am Vorgänger oft bemängelte schlechte Rundumsicht. Investitionen in Dinge, die das Ein- und Ausparken erleichtern, sind – auch wenn alles extra kostet – dennoch kein Luxus. Wir empfehlen hier als Minimallösung die Rückfahrkamera, besser noch den aktiven Parkassistenten mit Parktronik oder das Park-Paket für 803 respektive 1107 Euro. Beide finden nicht nur passende Parkplätze, sondern parken auch selbstständig ein. Highlights im Interieur sind das Widescreen-Cockpit mit dem neuen Touchscreen-Multimediasystem MBUX (Mercedes-Benz User-Experience) und deren gestochen scharfe, jeweils unter einem Glaspaneel sitzende Displays. Richtig gelesen, mechanische Zeigerinstrumente gibt es in der A-Klasse nicht mehr. Das hutzenlose, völlig freistehende Cockpit ist in drei Ausführungen erhältlich: mit zwei 7-Zoll-Displays, mit einer Kombination aus einem 7- und einem 10,25-Zoll-Display sowie mit zwei 10,25-Zoll-Bildschirmen.
Beim MBUX Fixbestandteil des Konzeptes ist eine ganzheitliche Touch-Bedienung – ein Dreiklang aus Touchscreen, optionalem Touchpad auf der Mittelkonsole sowie Touch-Control-Feldern im Multifunktionslenkrad. Dazu kommen je nach Ausstattung eine Navigationsdarstellung mit Augmented-Reality-Technik (298 Euro) sowie für zahlreiche Funktionen eine Sprachsteuerung, die über das Schlüsselwort "Hey Mercedes" aktiviert wird und auch mit frei formulierten Ansagen weitgehend zurechtkommt. Ein dreifach konfigurierbares Head-up-Display ist verfügbar. In Summe ist das Ganze durchaus logisch aufgebaut; nicht von der Hand weisen lässt sich jedoch ein gewisses Ablenkungspotenzial aufgrund der ungeheuren Fülle an Funktionen, abrufbaren Informationen und Individualisierungsmöglichkeiten sowie der teilweise etwas länger dauernden Such- und Befehlseingabe. Gut, dass es einige um das Touchpad angeordnete Direktwahltasten gibt. Ebenfalls nicht unbedingt der Weisheit letzter Schluss: die Bedienung von Lüftung und Klima.

Adaptives Fahrwerk ist empfehlenswert

Richtig klasse hinbekommen hat Mercedes das Serienfahrwerk. Bereits damit federt die auch mit einer feinen Lenkung und "Dynamic Select" ausgerüstete A-Klasse sensibel, fährt sich sehr handlich und agil. Etwas sportlich-straffer ausgelegt als das Standardfahrwerk ist die Variante mit Tieferlegung (15 Millimeter), die aber – wenn überhaupt – nur in optischer Hinsicht einen Sinn ergibt. Unsere Empfehlung gilt ganz klar dem Fahrwerk mit adaptiver Einstelldämpfung (1178 Euro). Denn durch die beiden definierten und in ihrer Auslegung und Funktion restlos überzeugenden Kennlinien Komfort und Sport präsentiert sich die A-Klasse so, als hätte sie zwei Fahrwerke. Im Aufpreis inkludiert: Die mit dem Normalfahrwerk nicht erhältliche, klasse Direktlenkung mit variabler Lenkübersetzung. In puncto Reifenformat endet die "Vernunft" im 18-Zoll-Bereich. Definitiv für jeden Geschmack und Anspruch das Richtige bietet die Motorenpalette. Neu und erst seit Mitte Mai bestellbar: der A 160d. Demnächst verfügbar: eine Zylinderabschaltung für A 180 und A 200 als Handschalter sowie das sportliche Topmodell AMG A 45 4Matic mit über 400 PS. Für A 250, A 220 und A 220d immer ordern: den "großen", optionalen 51-Liter-Tank (60 Euro).

Die richtige A-Klasse für jeden Fahrer

Wenigfahrer: Laufruhig, sparsam, und wenn es einmal sein muss, stets kräftig genug bei der Sache. Für Wenigfahrer ist der A 180 mit 136 PS die Ideallösung. Im Grunde würde auch der A 160 genügen, doch den gibt es nicht mit DCT. Und eine A-Klasse ohne Automatik ist irgendwie nur die Hälfte wert. In unserer Empfehlung dabei: die Zylinderabschaltung im Teillastbereich.
Empfehlung: A 180 7G-DCT (136 PS), Listenpreis: ab 30.107 Euro
Vielfahrer: Klein, aber oho! Ein Zweiliter-Diesel muss nicht sein, denn mit der 116-PS-Ausführung des 1,5-Liter-Motors ist man mehr oder weniger in allen Situationen völlig ausreichend motorisiert. Idealer Partner für den nur anfangs etwas rauen, dann aber geschmeidig und leise agierenden Selbstzünder ist das 7G-DCT. Auch in der Praxis eine super sparsame Kombination.
Empfehlung: A 180d 7G-DCT (116 PS), Listenpreis: ab 31.803 Euro
Sportliche Fahrer: Dezent im Auftritt, aber richtig was unter der Haube. So lässt sich der A 250 4Matic kurz und knapp charakterisieren. Dank Allrad ist der potente, leider etwas mau klingende Vierzylinder immer in der Lage, seine Kraft optimal auf die Straße zu bringen. Vom Plus an Fahrsicherheit und Dynamik ganz abgesehen. An das "Nageln" im Leerlauf gewöhnt man sich.
Empfehlung: A 250 4Matic (224 PS), Listenpreis: ab 39.127 Euro

Fazit: Keine Staatsanleihe, aber eine sichere Bank

Mit dem Kauf einer Mercedes A-Klasse kann man im Grunde genommen nichts falsch machen. Sie erfüllt nicht nur alle Anforderungen, die man in der Kompaktklasse stellen kann, mit Bravour, sie schießt technisch sogar weit übers "Ziel" hinaus. Meist im positiven Sinne. Lediglich am neuen MBUX-System scheiden sich die Geister. Zugegeben, es ist ein einzigartiges Erlebnis, aber wenn der anfängliche Reiz des Neuen verflogen ist, wäre ein Tick weniger irgendwie mehr. Und  preiswert ist das Ganze – zumindest in der höchsten Ausbaustufe – auch nicht gerade. Ausstattungsseitig die schlechteste Verzinsung bringt die Basisversion. Lederlenkrad und Aluräder sind hier Fehlanzeige. Dazu kommen stark eingeschränkte Wahlmöglichkeiten bei den Extras. Apropos Extras: Hier bieten eine Vielzahl an Paketen die Möglichkeit, Gebühren zu sparen. Besonders interessant: das Business-Paket für 1964 Euro, das unter anderem mit Parkassistent, Sitzheizung vorn, Navigationssystem und Touchpad aufwartet. Bauen Sie Ihren Vermögensplan darauf auf.