Wie gut, dass wir bei AUTO BILD Männer aus der Praxis sind. Stumpfes Aneinanderreihen von Zahlen und Fakten käme erstens ziemlich öde – und zweitens wäre unsere Geschichte an dieser Stelle bereits zu Ende. Der neue Mercedes-AMG A 35 sieht nach Mess- und Stammdaten keine Sonne gegen den VW Golf R – trotz kleinem Leistungsvorteil.

Die reinen Leistungsdaten sind nicht entscheidend

VW Golf R
Eigentlich unterlegen: Der Golf R ist nominell schwächer als sein Gegner – aber er ist schneller.
Der 306 PS starke A 35 stürmt zum Beispiel verhaltener auf Tempo 100 als ein Golf R mit 300 PS, rennt dem VW in puncto Höchstgeschwindigkeit hinterher, bremst zahnloser, steht in Kilogramm gefasst kopflastiger da, ist insgesamt schwerer und teurer, arbeitet lauter und muss öfter in die Werkstatt. So weit die grausam ehrliche Lage auf dem Papier. Aber das ist ja bekanntermaßen geduldig. Eine Stoppuhr nicht. Unsere zuckt bereits aufgeregt mit dem Zehntelsekundenzeiger. Der soll aufdecken, was tatsächlich im neuen Kompaktkracher von Mercedes steckt. Eine schnelle Runde auf einer Rennstrecke ist schließlich nochmals aussagekräftiger als die umfangreichste Datentabelle. Außerdem klärt sich so über das Popometer, was keine Zahlenkolonne und kein Satellitenmessgerät deuten könnten – wie fühlt sich der Wagen im Tempostress an, wann schwitzt die Bude, wann quietschen Bremsen vor Hitze und Fahrer vor Vergnügen?

In der AMG-A-Klasse steckt jede Menge Fahrspaß

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Video: Mercedes-AMG A 35 (2018)

So fährt der Einstiegs-AMG

Sachsenring heißt unser Rummelplatz für diesen Spaß. Das Geschlängel aus Asphalt und Beton hält ein fieses Fahrdiktat für Sportwagen bereit: 3,7 Kilometer lang, Kurven, die bis Tempo 220 gehen, haarsträubende Bergabpassagen mit fast 13 Prozent Gefälle, das stresst sogar Supersportler. Passt ja – wie haben schließlich auch eine Super-A-Klasse im Gepäck. Den aktuellen (und derzeit einzigen) Kompaktboliden aus der Turnhalle von Mercedes nehmen wir hier zuerst ran. So viel steht fest: Der AMG ist gut vorbereitet. Für 47.529 Euro liefert Mercedes den Wagen inklusive Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe mit krachschnellem Sportmodus, breiten und edlen Schaltpaddles hinter dem Lenkrad sowie einer elektronisch überwachten Schnellspurt-Funktion (Race Start). Auch den variablen Allradantrieb, der das Drehmoment über eine elektromechanisch betätigte Lamellen-Weiche schickt, baut Mercedes in jeden A 35 ein. Ein adaptives Stoßdämpfersystem sowie sündhaft schicke (und perfekt geformte) Sportsitze muss man jedoch extra bezahlen.

An der Kasse verlangen beide einen hohen Einsatz

Mercedes-AMG A 35 VW Golf R
Teure Kompakte: Im Testwagentrimm kosten A 35 und Golf R deutlich mehr als 50.000 Euro.
Dazu kommen elektronische Animateure wie das witzige Track-Pace-System (hier lassen sich zum Beispiel Rennstrecken und darauf gefahrene Rundenleistungen abbilden) oder die Augmented-Reality-Funktion (mit im Head-up-Display oder auf dem Zentralbildschirm angedeutetem Ghost-Car!). Am Ende kostet ein voll auf Sport-Spaß getrimmter A 35 4Matic fast 54.000 Euro. Nur der Vollständigkeit halber an dieser Stelle: Auch einen Golf R mit Siebengang-DSG und 4Motion-Allrad verschenkt VW nicht. Zum Grundpreis von stolzen 43.925 Euro addieren sich fast 9000 Euro für sportliche "Anhängsel". Darunter zum Beispiel: 19-Zoll- Sportreifen (ein in diesem Vergleich enorm wichtiges Detail), eine Titan-Abgasanlage von Akrapovic, ungehemmte 263 km/h Höchstgeschwindigkeit (statt elektronischem Zügel bei Tempo 250) und eine aktive Fahrwerksregelung. Wie sich die beiden heißen Kompakten auf der Rennstrecke schlagen, erfahren Sie in der Bildergalerie.

Fazit

Mehr Kraft, die auf die Straße kommt, mehr Biss in Sachen Seitenführung – so degradiert der eigentlich schwächere VW den neuen Mercedes nach Strich und Faden. Der wilde und technisch aufwendige A 35 gewinnt allerdings auch – und zwar unsere Herzen.