Ob auf dem heimischen Gestüt, vor der Oper oder mitten im Matsch, die Mercedes-Benz G-Klasse machte schon immer und überall eine gute Figur. Dass von der 60-Zentimeter-Wattiefe und einer möglichen 54 prozentigen Schräglage nahezu niemand mit Absicht Gebrauch macht, ist dabei nichts Neues. Die G-Klasse ist längst auf den Boulevards und Schickimicki-Straßen dieser Welt angekommen. Die Bodenfreiheit von 23,5 Zentimetern könnte auch in der Stadt dem einen oder anderen schon einige Minuten mehr Freizeit geschenkt haben, sofern die Abkürzung über hohe Bordsteinkanten mit den Felgen vereinbar war.
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Video: Mercedes G-Klasse Facelift (2015)

Mit dem G 500 im Gelände

Den Einstieg in die Welt der G-Klasse stellt weiterhin der 89.922 Euro teure 350 d dar. Der 4,76 Meter lange Offroader hat nach dem Facelift von außen erst einmal kaum nennenswerte Unterschiede zu vermelden. Was auffällt, ist der Wegfall der Bezeichnung Bluetec an seinem Hinterteil. Wer genau hinschaut, wird zudem feststellen, dass die Felgengröße schon ab Werk von 16 auf 18 Zoll angewachsen ist. Maximal sind hier 19 Zoll möglich. Im Innenraum fallen die Veränderungen noch geringer aus. Lediglich das Design des Tacho- und Drehzahlblatts ist optisch ein wenig aufgewertet worden.
Mercedes G 350 d
Wenig Veränderungen im Cockpit. Auffällig sind die neuen Tachoskalen.
Bild: Werk
Wird der 3,0 Liter große Sechszylinder-Dieselmotor gestartet, fällt im Innenraum dann doch noch etwas auf: Die Vibrationen im Stand sind deutlich geringer geworden, die Soundkulisse hat zudem abgenommen. Damit das so bleibt, sollte jedoch als erste Amtshandlung nach dem Betreten des Cockpits die Eco-Start-Stopp-Funktion deaktiviert werden. Zu groß und nervig werden die Erschütterungen im Innenraum im Stop-and-go-Großstadt-Verkehr bei jeder erneuten Motoren-Reanimation. Das Geräusch der Zentralverrieglung, die nach den ersten gefahrenen Metern die Türen rundherum verschließt, gehört da zu den stets nur einmal bei jeder Fahrt vorkommenden Dezibel-Attacken.

34 PS mehr für den V6

Mercedes G 350 d
Im Gelände nix Neues: Die G-Klasse ist unbestritten ein Profi in schwierigem Terrain.
Bild: Werk
Das V6-Triebwerk leistet ab sofort mit 245 PS satte 34 PS mehr. Noch erfreulicher für Freunde eines starken Auf- und vor allem Antritts ist die auf 600 Newtonmeter angestiegene Drehmomentkurve. Gleichzeitig konnte der Spritverbrauch auf 9,9 Liter pro 100 Kilometer gesenkt werden – zumindest in der Theorie. So ist der G 350 d das erste G-Modell, das auf dem Papier einen einstelligen Spritverbrauch vorweisen kann. Die 192 km/h Höchstgeschwindigkeit hingegen lassen sich äußerst flott auch in der Praxis erfahren. Ebenfalls erfahren lässt sich die ESP-Optimierung, die nun dafür sorgt, dass sich der Helfer nicht so früh wie bislang einschaltet.
Was ohne Frage zu den Stärken einer jeden G-Klasse gehört, sind die Offroad-Eigenschaften. Ob 100 Prozent, sprich 45 Grad, Steigfähigkeit oder 30 Grad Böschungswinkel, das Gelände, in dem eine G-Klasse vom Rückwärtsgang Gebrauch machen muss, scheint es auch weiterhin nicht zu geben. Drei Differenzialsperren, permanenter Allradantrieb und eine Geländeuntersetzung, die unter anderem von allein das Bremsen bei einer steilen Bergabfahrt übernimmt, zählen wie gewohnt zur Ausstattung. Einen ersten Eindruck vom neuen Mercedes-Benz G 350 d kann sich jeder am 26. September 2015 machen, denn dann kommt er deutschlandweit zu den Händlern.
Autor: Marcel Sommer