Mercedes E-Klasse All Terrain/Volvo V90 Cross Country: Test
Wer ackert sich hier zum Sieg?
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20 Jahre nach dem ersten Volvo Cross Country traut sich nun auch Mercedes mit dem E-Klasse T-Modell All-Terrain in die Nische der SUV-Kombis.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
Kaum ein Autokonzept ist praktischer und vielseitiger als ein Oberklasse-Kombi mit sparsamem Dieselmotor. Denn das ist ein Alleskönner: Riesiges Raumangebot trifft auf erstklassige Reisetauglichkeit, hohe Fahrsicherheit und Wirtschaftlichkeit. Kombis eignen sich als Geschäfts-, Zug- oder Familienfahrzeuge. Mehr geht doch gar nicht ... Und ob! Das zeigte Allrad-Pionier Subaru bereits 1996: Der Legacy Outback vereinte als Erster die praktischen Eigenschaften eines Kombis mit dem rustikalen Look und der Geländetauglichkeit eines SUVs. Ein Jahr später folgte Volvo mit dem ersten V70 Cross Country. Weitere 20 Jahre später traut sich nun auch Mercedes mit dem E-Klasse T-Modell All-Terrain an die Kreuzung aus Oberklasse-Kombi und SUV.
Die Geschichte des Volvo Cross Country ist schon lang
Erfahrung aus 20 Jahren: Den großen Volvo-Kombi gibt es schon seit 1997 in der Variante Cross Country.
Im Vergleich der konventionellen V90 D4 und E 220 d T siegte der Mercedes mit deutlichem Vorsprung. Kann der neue V90 Cross Country im Vergleichstest mit dem ebenfalls nagelneuen All-Terrain von Volvos größerem Erfahrungsschatz profitieren? Das technische Konzept ist in beiden Fällen ebenso einfach wie effektiv. Der V90 legt als Cross Country um 65 Millimeter an Bodenfreiheit zu, ein Offroad-Fahrprogramm (Drive Mode, 110 Euro extra für das Basismodell) erlaubt bis 40 km/h mehr Schlupf an den vier angetriebenen Rädern, ein optisch angedeuteter Unterfahrschutz und Verkleidungen an Radläufen und Schwellern sorgen für rustikale Offroad-Optik. Los geht es ab 56.350 Euro für den kleinsten Zweiliter-Diesel mit 190 PS. Diesem Vorbild folgt der Mercedes, der auf ganz ähnliche Zutaten setzt. Damit der neue SUV-Kombi abseits der Straßen nicht stecken bleibt, hat Daimler den All-Terrain (ab 58.102 Euro) gegenüber dem Standard-T um 29 mm angehoben. Über das serienmäßige Luftfederfahrwerk Air Body Control lässt sich die Bodenfreiheit auf maximal 156 mm erhöhen.
Dank Luftfahrwerk ist der Mercedes geschmeidiger unterwegs
Vorteil Benz: Das Luftfahrwerk filtert Wellen wie Unebenheiten in der Fahrbahn souverän heraus.
Umgekehrt senkt das adaptive Fahrwerk bei Geschwindigkeiten über 35 km/h die Karosserie automatisch wieder ab. Dazu kommt ein permanenter Allradantrieb mit dem Fahrprogramm All-Terrain für losen Untergrund, der die Kraft des Motors variabel auf alle Räder verteilt. Das Luftfederfahrwerk verschafft dem Benz jedoch vor allem einen Komfortvorteil auf der Straße. Es filtert Wellen wie Unebenheiten in der Fahrbahn souverän heraus, dabei ergibt sich ein luftfedertypisches Wiegen des Aufbaus. Auch das simplere Volvo-Fahrwerk mit Stahlfedern vorn und hinterer Querblattfeder bietet ein gutes Schluckvermögen. Bei kurzen, aufeinanderfolgenden Stößen beginnt die Vorderachse aber zu poltern und zu stuckern, bei starken Unebenheiten dringt zudem ein leichtes Zittern in die Lenkung. Der Benz bleibt dann unbeeindruckt, außerdem bietet seine exakte Lenkung einen unmittelbareren Fahrbahnkontakt als die leichtgängigere Volvo-Lenkung.
Beide Kombi-Kontrahenten treten mit den jeweils kleinsten Dieseln an. Der 190 PS starke Vierzylinder im Volvo läuft im Stand etwas rauer als der Mercedes mit 194 PS. Grundsätzlich spricht der E 220 d spontaner auf Gaspedalbefehle an als der etwas zögerlichere Volvo, dessen Achtstufenautomatik beim Wechseln von der zweiten in die dritte Fahrstufe kurz ruckelt. Die Neunstufenautomatik des Mercedes agiert hingegen schnell und unaufgeregt. Ab 160 km/h wirkt der schöne Schwede zudem zäh, der lebendigere Benz kann dem Volvo langsam davonfahren. Der gegenüber dem Volvo um einen Liter geringere Testverbrauch von 6,6 Liter Diesel spricht ebenfalls für den Mercedes-Antrieb.
Am Arbeitsplatz pflegen beide ihren ganz eigenen Stil
Die Einrichtung der E-Klasse macht einen massigeren und opulenteren Eindruck als die des Volvo.
Im Innenraum liegen beide auf oberstem Niveau. Aufgeräumt und optisch entschlackt wirkt der luxuriöse V90-Innenraum, dazu edel und hochwertig. Der Mercedes vermittelt einen massigeren und opulenteren Eindruck, auch hier ist qualitativ alles zum Besten. Über die Bedienung des neun Zoll großen Volvo-Touchscreens in der Mittelkonsole wurde redaktionsintern heiß diskutiert. Fans des Systems sagen: Die Bedienung ist intuitiv und leicht erlernbar wie bei einem Smartphone. Kritische Stimmen sagen: Während der Fahrt lenkt das Wischen auf dem Touchscreen und das exakte Treffen der kleinen Buttons zu sehr ab. Außerdem erschweren Fingerabdrücke und Blendung durch die Sonne die Ablesbarkeit. Aber auch die Bedienung des Mercedes-Systems Comand (3273 Euro) über Controller und Touchpad ist wegen der komplexen Menüführung nicht optimal. Ganz einfach ist die Sache beim Kofferraum und der Zuladung: 1820 Liter und 646 kg sind es beim Benz, nur 1526 Liter und 463 kg beim Volvo. So ackert sich der All-Terrain zum Sieg.
20 Jahre nach Volvo kommt Mercedes mit dem ersten SUV-Kombi – und siegt souverän. Er ist komfortabler, verbraucht weniger, bremst besser und hat einen viel größeren Kofferraum. Der feine Volvo ist eine stilsichere Alternative für Ästheten.