Mercedes E-Klasse (W 214): Test
Hightech ohne Ende, doch die E-Klasse bleibt ein Fahrerauto
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Mercedes entdeckt bei der neuen E-Klasse sein Markenlogo neu. Doch die Limousine kann weit mehr, als nur mit Sternen zu glänzen. Erster Test!
Bild: AUTO BILD
Eine Mercedes E-Klasse zu fahren, das ist ein bisschen wie Heimkommen. Die obere Mittelklasse gehört zu Mercedes wie der Golf zu VW. Über sechs Generationen diente sie unzähligen Abteilungsleitern als Dienstwagen, Heerscharen von Handelsreisenden als mobiler Arbeitsplatz und Abertausenden Familien als Reisemobil.
Eine E-Klasse ist (fast) immer elegant, komfortabel und zuverlässig, (fast) nie aufdringlich oder extravagant. Daran hat sich auch bei der jüngsten Ausgabe nichts geändert – und doch ist beim W 214 so vieles neu.
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Da steht also eine stattliche 4,95-Meter-Limousine: optisch keine kleine S-Klasse, aber perfekt angezogen fürs Büro, die Oper, den Strand. So weit, so E-Klasse. Doch schon der Kühlergrill überrascht: Ähnlich mancher Luxushandtasche, die über und über mit dem Markenlogo überzogen ist, funkeln einen unzählige stilisierte Sternchen an – Mercedes' neues Stilelement, das wir zukünftig häufiger finden werden. Zum Beispiel auch in den Heckleuchten der E-Klasse und letztlich in allen neuen Modellen aus Stuttgart.

Auch am Heck taucht das Stern-Motiv wieder auf.
Bild: Mercedes
Premiere für den Superscreen in der Mercedes E-Klasse
Auch das Cockpit wirkt auf den ersten Blick vertraut. Leder, Holz, feine Verarbeitung – so, wie man eine E-Klasse erwartet. Doch der zweite Blick offenbart eine neue Welt. Die digitalen Instrumente stehen allein, der erstmals verbaute Superscreen kombiniert das Infotainment in der Mitte mit einem Bildschirm für den Beifahrer; der kann dort unter anderem Filme schauen, die für den Fahrer nicht sichtbar sind. Ist der rechte Platz nicht belegt, wird die Anzeige zum digitalen Bilderrahmen.

Klassisches Cockpit mit Leder und Holz trifft auf Hightech. Nachteil des Superscreens: Großen Fahrern drückt er ins Knie.
Bild: Mercedes
Bedient wird per MBUX-System, das optisch und technisch aufgefrischt und um zahlreiche neue Funktionen erweitert wurde. Videokonferenzen aus dem Auto? Kein Problem (im Stand), dafür gibt's eine Kamera auf dem Armaturenbrett. Angry Birds im Stau spielen? Per Tastendruck wird die E-Klasse zur Spielekonsole.
Die Musik aus dem Infotainment ist hör- und spürbar
Und zum Alleinunterhalter: Nicht nur, dass Musik glasklar aus den Lautsprechern strömt, sie wird jetzt auch von einem umlaufenden Leuchtband optisch, im Stil einer Lichtorgel, untermalt. Und noch dazu in den Sitz übertragen, damit der Bass nicht nur hör-, sondern auch spürbar wird.
Eine Spielerei? Ja, aber eine ziemlich coole – und wer sie nicht mag, muss sie nicht nutzen! Aber ein bisschen kann man es schon verstehen, wenn Mercedes-Chef Ola Källenius erzählt, dass in China viele Kunden auf dem Heimweg von der Arbeit noch eine halbe Stunde vorm Haus im Auto sitzen blieben und einfach nur die Zeit mit sich selbst (und dem Wagen) genießen.
Noch so eine Spielerei: Die Luftdüsen können jetzt optional elektrisch verstellt, verschiedene Szenarien (zum Beispiel Luftstrom auf den Oberkörper oder davon weg) abgerufen werden. Braucht auch niemand, ist aber faszinierend, wenn sich der Ausströmer wie von Geisterhand bewegt; und händisch dirigieren geht auch noch.
Für Großgewachsene kann es schon mal eng werden
Gut zwei Zentimeter mehr Radstand sollen für mehr Platz im Fond sorgen; Ola Källenius schwärmt vom perfekten Packaging des Wagens. Das stimmt, allerdings nur, wenn der Vordermann nicht allzu groß ist. Was sowieso ein Vorteil ist, denn: Mit 1,97 Meter Länge stoße ich leider mit dem rechten Knie ständig gegen den Superscreen-Rahmen. Und den Sitz weiter zurückfahren geht nicht, weil das Lenkrad nicht weit genug rauskommt. Eines der wenigen Mankos der E-Klasse.

Zwei Zentimeter mehr Radstand sorgen für mehr Platz im Fond. Sitzen in der ersten Reihe nicht allzu große Personen, können hinten auch Hochgewachsene lümmeln.
Bild: Mercedes
Weil Mercedes mit dem EQE einen Business-Stromer im Programm hat, gibt es keine E-Klasse ohne Verbrenner im Bug; wahlweise mildhybridisiert-alleinstehend oder als Plug-in-Hybrid.
Der Mercedes E 300 de kombiniert Diesel- und Elektroantrieb
Für die erste Ausfahrt steige ich in den E 300 de mit 313 PS. Eine Seltenheit, arbeitet hier doch ein Diesel- mit einem Elektromotor zusammen. Mit bis zu 100 Kilometer Strom-Reichweite ist die E-Klasse "von Montag bis Freitag ein Elektroauto", so der Mercedes-Chef. Und bei Bedarf ein sparsamer Langstreckengleiter.
Das Zusammenspiel von Diesel- und Stromantrieb funktioniert hervorragend, sowohl beim kräftigen Beschleunigen als auch beim Rekuperieren bzw. Bremsen ruckelt nichts. Und die E-Klasse fährt, wie sie soll: satt, sicher, souverän.
Motorenprogramm Mercedes E-Klasse (W 214)
Modell | E 200 | E 220 d/4Matic | E 300 e/4Matic | E 300 de | E 400 e 4Matic | E 450 4Matic |
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Motor | Vierzylinder, Turbo + ISG** | Vierzylinder, Turbo + ISG** | Vierzyl., Turbo + E-Motor | Vierzyl., Turbo + E-Motor | Vierzyl., Turbo + E-Motor | R6, Turbo + ISG** |
Systeml. kW (PS) bei 1/min | 150 (204)/5800 + 17 (23) | 145 (197)/3600 + 17 (23) | 230 kW (313 PS) | 230 kW (313 PS) | 280 kW (381 PS) | 280 kW (381 PS) |
max. Drehmoment bei 1/min | 320 Nm/1600 | 440 Nm/1800 | 550 Nm | 700 Nm | 650 Nm | 500 Nm |
Antrieb | Hinterrad/9-Stufen-Autom. | Hinterrad (Allrad)/9-St.-Aut. | Hinterrad (Allrad)/9-St.-Aut. | Hinterrad/9-Stufen-Autom. | Allrad/9-Stufen-Autom. | Allrad/9-Stufen-Autom. |
Leergewicht | 1825 kg | 1915 (1975) kg | 2210 (2265) kg | k. A. | 2265 kg | k. A. |
Kofferraum | 540 l | 540 l | 370 l | k. A. | 370 l | k. A. |
0-100 km/h | 7,5 s | 7,6 (7,8) s | 6,4 (6,5) s | 6,4 s | 5,3 s | 4,5 s |
Vmax | 240 km/h | 238 (234) km/h | 236 (234) km/h | 235 km/h | 250 km/h | 250 km/h |
Verbrauch (WLTP)* | 6,4 l S/100 km | 4,8 (4,9) l D/100 km | 0,5 (0,6) l S/100 km | 0,5 l D/100 km | 0,6 l S/100 km | 7,2 l S/100 km |
CO2-Emissionen* | 144 g/km | 125 (130) g/km | 12 (14) g/km | 14 g/km | 14 g/km | 171 g/km |
Wobei Letzteres, die Souveränität, dem Einstiegsbenziner E 200 (204 PS) etwas fehlt. Merkt man im Stadtverkehr eher weniger, aber beim flotten Überholen auf der Landstraße wirkt er angestrengt. Sein Vorteil gegenüber dem Plug-in-Hybrid: 540 Liter Kofferraum und damit 170 Liter (!) mehr als bei den Plug-ins, wo sich die Batterie spürbar breitmacht. Wer mehr Stauraum braucht, wartet auf das bereits angekündigte T-Modell.

540 Liter gehen in den Kofferraum, beim Plug-in-Hybrid mit XL-Akku schrumpft das Volumen aber auf überschaubare 370 Liter.
Bild: Mercedes
Hightech gibt's in der neuen E-Klasse nicht nur beim Infotainment, sondern auch zum (Er)fahren. Und damit sind nicht die sanft den Boden abtastende Luftfederung oder die bis zu 4,5 Grad mitlenkenden Hinterräder gemeint. Die Stuttgarter haben längst bewiesen, dass sie das können.
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Rechtliche Anmerkungen
* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist www.dat.de.Mit dem W 214 legt Mercedes aber auch bei den Assistenten noch mal nach: Zum ersten Mal überholt das Auto, wenn es mit Tempomat auf ein langsameres auffährt, automatisch – inklusive digitalem Schulterblick und Blinkersetzen. Der Fahrer muss das berührungsempfindliche Lenkrad nur noch ganz leicht anfassen.

Wer einen Mercedes-Stern auf dem Kühlergrill will, muss zur "Exclusive-Line" greifen. Die anderen tragen das Stern-Dekor im Grill.
Bild: Mercedes
Die neue E-Klasse dürfte teurer werden
Was gar nicht so leicht fällt, denn das griffige Lenkrad hält man gern selbst in der Hand. Die E-Klasse ist ein Fahrerauto geblieben – trotz aller Hightech-Features. Die natürlich ihren Preis haben. Wo der liegt, ist noch nicht bekannt. Sicher aber ist: Bei den gut 52.000 Euro für das aktuelle Modell wird es nicht bleiben. Wahrscheinlich nicht mal mehr bei der Fünf an erster Stelle.
Die Teilnahme an der Reise wurde unterstützt von Mercedes. Unsere Standards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit finden Sie unter www.axelspringer.de/unabhaengigkeit
Fazit
Es wäre erschreckend, wenn Mercedes verlernt hätte, eine E-Klasse zu bauen. Haben sie nicht! Die neue erfüllt (fast) alle Erwartungen – und bietet denen, die es wollen, ein Hightech-Schmankerl nach dem anderen. AUTO BILD-Testnote: 2+
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