Mit einem wasserstoffbetriebenen Lkw will Mercedes seinen Teil zum CO2-neutralen Warenverkehr beitragen. Der "GenH2"-Truck ist für bis zu 1000 Kilometer Reichweite ausgelegt. Bislang handelt es sich noch um eine Studie, zwischen 2025 und 2030 könnte der Lkw mit Brennstoffzellentechnik dann in Serie gehen. Die ersten Testfahrten unter Realbedingungen sollen bereits 2023 starten.Die futuristisch designte Studie wirkt wie aus einem Guss. Die Front ist fast vollständig geschlossen, im unteren Bereich ist ein großer, blau eingefärbter Schlund angedeutet. Die Scheinwerfer sind lediglich schmale Lichtleisten. Im Profil erinnern kristalline Elemente stark an bisherige Elektro-Pkw-Studien von Mercedes, etwa an den GLC F-Cell.

Kraftvoller Antrieb für den Wasserstofflaster

Mercedes LKW Studie soll bis zu 1000 km mit Wasserstoff fahren können.
Das Wasserstoffsystem arbeitet im "GenH2" mit zwei Brennstoffzellen.
Bild: Daimler AG
Beim Serienmodell des GenH2 wird der Wasserstoff (H2) nicht direkt verbrannt, sondern er erzeugt in einer Brennstoffzelle in Verbindung mit Sauerstoff Strom. Dazu spendieren die Schwaben dem Lkw eine neue Elektro-Plattform, die Grundlage für alle weiteren elektrisierten großen Nutzfahrzeuge bei Daimler werden soll. Sie hört auf den Namen "ePowertrain". Zwei E-Motoren sollen im GenH2 für Vortrieb sorgen. Sie liefern eine Dauerleistung von je 230 kW und je 330 kW Maximalleistung. Beim Drehmoment stehen 1577 bzw. 2071 Nm auf dem Datenblatt. Solche Werte sind auch nötig, denn das Serienmodell soll ein zulässiges Gesamtgewicht von 40 Tonnen haben, davon 25 Tonnen Zuladung.

Flüssiger Wasserstoff ermöglicht hohe Reichweite

Mercedes LKW Studie soll bis zu 1000 km mit Wasserstoff fahren können.
Designelemente an der Seite erinnern an Elektro-Studien im Pkw-Bereich.
Bild: Daimler AG
Um schwere Lkw zu elektrifizieren, braucht es im Normalfall schwere Technik. So auch beim Kraftstoff Wasserstoff. Der wird in Pkw-Modellen gasförmig gespeichert, allerdings in schweren und extrem belastbaren Tanks. Um das Fahrzeuggewicht zu reduzieren, setzt Mercedes beim GenH2 auf flüssigen Wasserstoff. Hier ist die Energiedichte – gerechnet aufs Volumen – erheblich höher als beim gasförmigen H2. Das flüssige Gas muss bei sehr niedrigen Temperaturen gelagert werden, in diesem Fall -253 Grad Celsius. Damit der Wasserstoff die Temperatur hält, verfügt der Lkw über zwei Edelstahltanks, die aus zwei ineinanderliegenden Röhren bestehen. Die beiden Kammern sind voneinander vakuumisoliert, was die Kälte im Tank halten soll. Jeder der beiden Tanks fasst laut Mercedes 40 kg Wasserstoff. Damit soll der GenH2 im Alltag zu bis zu 1000 Kilometer Reichweite schaffen.

Kooperation mit Volvo

Mercedes LKW Studie soll bis zu 1000 km mit Wasserstoff fahren können.
Erst nach 2025 kann mit der Serienreife gerechnet werden. Die Kundenerprobungen starten bereits 2023.
Bild: Daimler AG
Die Brennstoffzelle wird zusammen mit der Volvo Group entwickelt. Daimler und Volvo gingen erst 2020 ein Joint Venture ein, das die Entwicklung von Brennstoffzellensystemen vorantreiben soll. Auch der GenH2 soll von dieser Kooperation profitieren. Geplant sind für den Lastwagen zwei Brennstoffzellen mit einer Leistung von je 150 kW. Damit auch Leistungsspitzen abgefangen werden können und dem Lkw bei langen Fahrten bergauf nicht die Puste ausgeht, verbaut Mercedes zudem einen 70 kWh großen Akku. Zeitlich begrenzt soll er bis zu 400 kW liefern können. Fazit: Ob das Konzept wirklich aufgeht, bleibt abzuwarten – allerdings prescht Mercedes mit seiner Studie ordentlich nach vorne. Die Leistungsdaten klingen vielversprechend. Bis sich die Serienversion des GenH2 bewähren muss, wird aber noch etwas Zeit vergehen.