Da ist sie wieder: die gelbe Warnleuchte, die zusammen mit der Anzeige im Display sofort und eindeutig Taten verlangt. "Kühlmittel nachfüllen": Kein vernünftiger Autofahrer übersieht die Warnung vor dem drohenden Motortod. Aber hatten wir nicht gerade erst nachgegossen? Richtig, zuletzt sogar vor knapp 500 Kilometern. Da wird doch wohl nicht ...? Doch, es war die Wasserpumpe, wie am Ende die Zerlegung ergab. Auf den letzten Kilometern eines Dauertests, den der Mercedes GLK völlig störungsfrei hinter sich gebracht hatte, leistete sich der Dauertestläufer einen außergewöhnlichen Patzer. Ein unglückliches Finale – zumal unser Schaden kein Einzelfall war, wie Leserzuschriften zeigen. Ziemlich einzigartig war dagegen die Farbe des Benz: Knallrot lackiert sind GLK höchstens bei der Feuerwehr und Pistenwacht. Die Mehrheit der Kunden bevorzugt Schwarz oder Grau, Diesel (zu 98 Prozent) und Allradantrieb (80 Prozent).
Im Überblick: Alle News und Tests zum Mercedes GLK
Technisch dagegen entsprach der GLK 220 CDI 4Matic weitgehend dem Kundengeschmack. Mit Extras wie Automatik, Navi oder Parktronic kam der Testwagen auf 54.770 Euro – auch das sicher kein Einzelfall, die meisten Käufer bedienen sich reichlich aus dem Zubehörprogramm. Und doch ist es viel Geld für einen Kompakt-SUV, immerhin einen, der diese Bezeichnung noch verdient. Denn seine harten Kanten und die steile Windschutzscheibe heben den Mercedes aus der Masse der rundgelutschten Trend-SUV hervor – "wo das Auto zu Ende ist, kann man im GLK noch sehen", lobte AUTO BILD-Mitarbeiter Karl-August Almstadt. Die klare Linie, die eine Verwandtschaft zum Urviech G-Modell betonen soll, war nie modisch und gilt als eine Ursache dafür, dass BMW X3 und Audi Q5 sich besser verkaufen.
Rangliste: Das sind die Tops und Flops im Dauertest
Mercedes GLK 220 CDI 4Matic
Der GLK zeigt kantige Formen. Beim Facelift 2012 hat Mercedes den SUV leicht geglättet.
Keine Zweifel gibt es an seinen praktischen Vorteilen. Seine Passagiere steigen bequem ein, sie sitzen hoch, in entspannter Haltung, auf hervorragenden Polstern – eben ein Stern im Hochparterre. Oder "ein Auto wie ein Pantoffel", wie Archivar Willi Kock findet. Der GLK ist kompakter, als er aussieht: An Autobahn-Baustellen flutscht der schlanke Mercedes problemlos durch die Zwei-Meter-Spuren. Dass er im direkten Vergleich weniger Innenbreite, Platz oder Kofferraum bietet als ein X3, war keinem seiner rund 60 Fahrer einen Kommentar wert. Eher schon die schnell verschmutzenden Sitzbezüge oder die kleinen, tief liegenden Tasten der Klima- und Heizzentrale, die zudem in bitterer Kälte nur langsam auf Touren kam. Ärgerlich, galt der GLK doch als hervorragendes Winterauto. Gerade auf Eis und Schnee spielte die 4Matic, die im Gelände weiter kommt als die Systeme der Konkurrenz, ihr Können aus: Mit bester Traktion und dem kräftigen Motor kraxelte der Mercedes überall durch, was der AUTO BILD-Fuhrpark immer dann zu schätzen wusste, wenn mal wieder ein Anhänger von der nassen Wiese zu schleppen war.
Geteilt fiel dagegen das Urteil über Motor und Getriebe aus. Der 2,2-Liter-Diesel, akustisch kein Kind von Traurigkeit, ging im GLK als zwar präsent, aber noch akzeptabel durch. Dass der CDI beim Kaltstart mit zu hoher Leerlaufdrehzahl loslegte, störte besonders im Zusammenspiel mit dem zweiten Manko: Die Siebenstufenautomatik schaltete nie so sanft, so reibungslos, sagen wir: so premium, wie wir das von einem Mercedes erwarten. An der Ampel eine Gedenksekunde, Ruckeln beim Anfahren, Rupfen beim Zurückschalten – die Klagen ziehen sich durchs gesamte Fahrtenbuch. Genau wie die Versuche, dieser Macke beizukommen. Bei Kilometer 53.418 wurde das Getriebeöl gewechselt, die Werkstatt spielte nach 78.210 Kilometern eine neue Steuerung auf. Der Erfolg: mäßig. Sehr viel deutlicher griff das GLK-Facelift vor gut einem Jahr ein. Seitdem ziert ein größerer Stern den Grill des SUV, auch das Heck haben die Mercedes-Designer geglättet.Das Cockpit ist nun eine sanft geschwungene Plastiklandschaft, die neben dem größeren Display auch moderne Assistenzsysteme aus der C-Klasse beherbergt. Die Federung erfuhr keine Kur, was jene Fahrer bestätigt, die den Abrollkomfort gelungen fanden, während andere sich auf schlechten Straßen verstellbare Dämpfer wünschten. So kam der GLK ohne Schaden bis Kilometer 93.330, als die gelbe Warnlampe erstmals leuchtete. Dann wieder. Und öfter. Trotz Nachfüllen verlangte das Kühlsystem zuletzt dauernd nach Flüssigkeit. Normalerweise ein Fall für die Werkstatt, doch kurz vor Testende entschieden wir: keine Instandsetzung, die Leckage suchen wir bei der Schlussuntersuchung. Es war die Wasserpumpe, ihr Austausch hätte ohne Garantie rund 550 Euro gekostet. Auch wenn wir uns die Reparatur erspart haben, blieben dem GLK die Strafpunkte nicht erspart. Endnote: 2 plus. Ein ordentliches Ergebnis, aber für ein zuvor fehlerfreies Auto ein ärgerliches Finale. Also kein Tusch.
Wie alle Dauertest-Fahrzeuge wurde auch der Mercedes GLK nach absolvierten 100.000 Kilometern demontiert und auf Verschleiß untersucht. Was bei der Inspektion auffiel, erfahren Sie in der Bildergalerie.

Fazit

von

Manfred Klangwald
Ein angenehm kompakter Hochsitz, der (fast) reibungslos lief. Ohne die Wasserpumpe hätte der GLK eine 1+ bekommen, wie der BMW 130i. Die Kunden-Aktion (siehe Reparaturen) und die ruckelnde Automatik passen nicht zum hohen Preis, den Mercedes verlangt.