Der Anblick ist imposant und erinnert an den "Friedhof der Schummeldiesel" von VW in den USA. Die knapp 2,5 Kilometer lange Start- und Landebahn auf dem Flugplatz Ahlhorn bei Bremen ist derzeit zu einem Riesenparkplatz umfunktioniert. Bereits seit Monaten stehen dort Tausende Neufahrzeuge von Mercedes – überwiegend Mercedes GLE und GLS, aber auch Modelle wie E-, und C-Klasse Coupé, viele Mercedes-Maybach S-Klassen, CLS, und Exemplare der ausgelaufenen R-Klasse. Auf ersten AUTO BILD-Fotos waren vorwiegend ML-Modelle zu sehen, jetzt gibt es mehr Bilder. Laut einem TV-Bericht von Radio Bremen warten 9000 Autos aus dem Daimler-Werk im amerikanischen Tuscaloosa wegen Qualitätsmängeln in Nordwestniedersachsen auf eine Nachbehandlung. Fachkräfte des Bremer Mercedes-Werkes sollten die Fahrzeuge für den Verkauf in Europa ertüchtigen, heißt es in dem Bericht.

Daimler sieht Zulieferer in der Verantwortung

Wie die "Automobilwoche" (Login nötig) berichtete, könnten derzeit sogar rund 40.000 Neuwagen von Mercedes nicht ausgeliefert werden. Grund: Probleme mit den Sitzanlagen und Stoßfängern der SUVs. Daimler sehe mit Lear und SMP zwei Zulieferer in der Hauptverantwortung, heißt es. AUTO BILD hatte bereits im Juni dieses Jahres (Heft 24/2019) über Lieferverzögerungen beim neuen GLE berichtet. Doch nur rund 100 auf dem Hafengebiet im nah gelegenen Bremerhaven stehende Fahrzeuge bestätigte der Hersteller gegenüber AUTO BILD. Grund waren Probleme bei der Typgenehmigung und die Umstellung auf die neue Abgasnorm Euro 6-TEMP. Vom ganzen Ausmaß der Probleme war keine Rede. 

Umwidmung schon vor einem Jahr

Warum lagert Mercedes diese Autos aus?
Auf ersten Fotos zu sehen: ML-Modelle. Neben GLE und GLS stehen auch S- und E-Klassen sowie CLS auf dem Gelände.
Zum Hintergrund der jüngsten SUV-Massenansammlung auf dem Flugplatz Ahlhorn machte Daimler hingegen keine genauen Angaben. In einer unverbindlichen Stellungnahme hieß es lediglich: "Gemeinsam mit unseren bewährten sowie neuen Lieferanten haben wir Maßnahmen implementiert, um die Herausforderungen zu bewältigen. Wir arbeiten intensiv daran, dass unsere Kunden schnellstmöglich ihr neues Fahrzeug in Empfang nehmen können." Auch die Metropolpark Hansalinie als Inhaber des Areals wollte sich auf Anfrage von AUTO BILD nicht zum aktuellen Sachverhalt äußern. Vor knapp einem Jahr hatte die Firma kurz und knapp verkündet, man habe "für einen Zeitraum von ca. 2 Jahren" bei den zuständigen Behörden "die befristete Schließung des Sonderlandeplatzes beantragt" und genehmigt bekommen. Laut Radio Bremen fing Daimler damals an, das Areal als Zwischenlager zu nutzen für Autos, deren Verkauf aufgrund der Dieselaffäre ins Stocken geraten war. Nun drohe dem Autobauer neues Ungemach.
Weitere Infos zu den Rätsel-Mercedes in Ahlhorn finden Sie in AUTO BILD, Ausgabe 35, ab 28. August 2019 im Handel!