Mercedes S 580 e 4Matic lang: Test, Luxuslimousine, Reihensechser, Plug-in
Testflug im Sternenkreuzer Mercedes S 580 e: mehr als purer Luxus
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Eigentlich will Mercedes ja den rein elektrisch fahrenden Luxus propagieren. Aber mit dem S 580 e haben die Stuttgarter einen Teilelektriker im Portfolio, der in allen Punkten mehr als stimmig ist!
Bild: AUTO BILD
Der Mercedes S 58 e ist mit einem Einstiegspreis von 123.736 Euro alles andere als ein Schnäppchen. Unser Testwagen schlug mit allen Beigaben sogar mit 190.858 Euro zu Buche. Für Normalsterbliche ein Preis jenseits von Gut und Böse, unerschwinglich und eigentlich totaler Blödsinn. Noch dazu, wo es sich bei dieser S-Klasse um einen unterdessen verpönten Plug-in-Hybrid handelt.
Doch versuchen wir mal dieses Luxus-Dickschiff ganz nüchtern zu betrachten. In der von uns gefahrenen Langversion streckt sich der S 580 e über 5,29 Meter und hat einen Radstand von 3,21 Meter. Angesichts dieser Maße muss man über den Platz für die Passagiere in der zweiten Reihe gar nicht reden, er ist einfach da.

In der Langversion misst der Mercedes S 580 e stattliche 5,29 Meter.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
Natürlich sind die Multikontursitze im Fond elektrisch einstellbar und mit Memory-Funktion. Eine Beigabe, die man in Stuttgart mit 1560 Euro extra berechnet. Dafür lassen sie sich auch beheizen oder belüften. Beheizen lassen sich auch die Armlehnen und die Mittelkonsole. Vorne als auch hinten.
Gegen Aufpreis beherrscht der Mercedes S 580 e das Schnellladen
So gebettet und bei Bedarf mit zehn unterschiedlichen Massageprogrammen verwöhnt, können die Reisenden entweder den Klängen aus der Burmester-Anlage lauschen, der sich aus 31 Lautsprechern und acht Körperschallwandlern ins Wageninnere ergießt, oder sich der völligen Stille hingeben. Das funktioniert besonders gut, wenn der Luxusliner rein elektrisch fährt. Mit dem voll geladenen 28,6-kWh-Akku gelingt das nach AUTO BILD-Messungen über 80 Kilometer.
Angedockt wird, wenn der S 580 e über den optionalen 60-kW-DC-Lader verfügt, an einer Schnellladestation. Die findet der Suchende über das Navi, das seine Ergebnisse – und das ist Gold wert – auf dem 12,8 Zoll großen Zentraldisplay vermeldet und dabei auch angibt, ob die angepeilte Ladestation besetzt, kaputt oder frei ist.
Die Fahrdaten werden dem Fahrer auch in 3D-Optik im Head-up-Display präsentiert. Während dort die Abbiegepfeile lustig die Fahrtrichtung tanzen, flackert in den Türverkleidungen die Ambientebeleuchtung rot, weil der Fahrer Gefahr läuft, den Mittelstreifen zu überfahren. In Summe ist das dann auch schon ein bisschen viel technisches Chichi, zeigt aber eindrücklich, was in einem Auto für knapp 200.000 Euro alles möglich ist.

Der Innenraum des S 580 e ist edel und makellos verarbeitet.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
An einem Schnelllader angekommen, verspricht Mercedes, dass selbst eine komplett entleerte Batterie in knapp 30 Minuten aufgeladen ist. Der Selbsttest des Autors erbrachte dafür einen zeitlichen Aufwand von einer Stunde. Doch wie dem auch sei: Ist der Akku leer, springt mit dem M 256 ein geschniegelter und gestriegelter Reihensechszylinder mit 367 PS an. Im Zusammenspiel mit dem 150 PS leistenden E-Motor und dem Startergenerator entsteht eine Systemleistung von 510 PS.
Der Reihensechser klingt wie ein V8 und schiebt auch so an
Das Trio hat es in sich. Nicht nur, dass der Sechsender wie ein V8 klingt, im Gemeinschaftsbetrieb schiebt das Dreigestirn auch so an. In 5,2 Sekunden geht der 2,4 Tonnen schwere Schwabe auf Landstraßentempo und zieht ohne Nachlass an, bis die Tachonadel im Digitaldisplay vor dem Fahrer die 250 erreicht hat. Dann wird elektronisch abgeregelt.

Die Polster sind auf allen Plätzen kuschelig und bequem. Auf den Vordersitzen bieten elektrisch verstellbare Seitenwangen in jeder Kurve besonders guten Halt.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
Während bei einem derartigen Tiefflug das Begleitpersonal in anderen Autos vom Piloten verlangt, dass er beide Hände ans Lenkrad nimmt, weil Wind-, Roll- und Motorengeräusche unanständig laut werden, ist in der S-Klasse nichts von alledem zu spüren oder zu hören. Das ist zum einen der exzellenten Dämmung, zum anderen der adaptiven Luftfederung mit Hydraulikunterstützung der Dämpfer geschuldet.
Fahrzeugdaten
Modell
Mercedes S 580 e 4Matic lang
Motor Bauart/Zylinder
Einbaulage/Hubraum
Hubraum
Leistung Verbrennungsmotor
Spitzenleistung E-Motor
Systemleistung
max.Drehmoment (Verbr./E/System)
Vmax
Getriebe
Antrieb
Bremsen vorn/hinten
Testwagenbereifung
Reifentyp
Radgröße
Verbrauch/Abgas CO2*
Tankinhalt/Kraftstoffsorte
Tankdeckel/Ladeanschluss
Ladeleistung (AC/DC)
Batteriekapazität
Vorbeifahrgeräusch
Anhängelast gebr./ungebr.
Stützlast
Kofferraumvolumen
Länge/Breite/Höhe
Radstand
Grundpreis
Testwagenpreis (wird gewertet)
Die Steuerung des Kompressors für die Luftfederung und die der Ölpumpen für die Dämpfer erfolgt über ein zentrales Steuergerät, das in der Lage ist, jedes einzelne Rad anzusteuern und so Unebenheiten im Straßenbelag in Zehntelsekunden ausgleichen kann. Kurz gesagt: Die Technik lässt die S-Klasse mehr schweben als fahren.
Wendekreis wie ein VW Golf 8
Und das gilt auch für dynamisch gefahrene Kurven. Hier unterstützt das ESP ganz gezielt, indem es das kurveninnere Hinterrad einbremst, sobald die Elektronik ein Untersteuern des Wagens feststellt. Zudem arbeitet unmerklich eine geschwindigkeitsabhängige Hinterachslenkung bei jeder Bewegung mit.
Beim Rangieren reduziert sie den Wendekreis des Dickschiffs mit Allradantrieb übrigens auf 10,9 Meter. Das entspricht exakt dem Wendekreis des VW Golf 8; und der misst nur 4,28 Meter in der Länge, ist also knapp einen Meter kürzer als die Langversion des 580 e.

Mit dem optionalen 60-kW-DC-Lader an Bord kann der S 580 e auch an einer Schnellladestation andocken.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
Nun ist nicht zu leugnen, dass auch in der S-Klasse, vor allem in der Langversion, der schönste Platz rechts hinten ist. Den Beifahrersitz bis Anschlag vorgefahren, die Rückenlehne des eigenen Sitzes so flach wie möglich gemacht, die Beine auf der Fußablage gelegt, während die Waden sanft massiert werden. Schöner geht es eigentlich nicht über die Piste. Dennoch, auch der Fahrer muss sich in einem S 580 e nicht stressen lassen.
Fast schon mit Autopilot
Ist die Autobahn voll, macht er die Fahrassistenzsysteme scharf und lässt das Luxusschiff nahezu autonom navigieren. Und das, was hier passiert, ist dann wirklich ganz nah an dem, was man sich irgendwann mal als vollautonomes Fahren vorstellen kann.
Messwerte
Modell
Mercedes S 580 e 4Matic lang
Beschleunigung
0–50 km/h
0–100 km/h
0–130 km/h
0–160 km/h
0–200 km/h
Zwischenspurt
60–100 km/h
80–120 km/h
Leergewicht/Zuladung
Gewichtsverteilung v./h.
Wendekreis links/rechts
Sitzhöhe
Bremsweg
aus 100 km/h kalt
aus 100 km/h warm
Innengeräusch
bei 50 km/h
bei 100 km/h
bei 130 km/h
bei 160 km/h
Verbrauch
Stromverbrauch (hochgerechnet)
Testverbrauch (60 % Hybrid-, 40 % E-Anteil)
Verbrauch mit leerer Batterie
CO2 (Testverbrauch)
Reichweite
Insgesamt sorgen 17 Radarsensoren und fünf Kameras für eine Rundum- und Weitsicht. Das macht es möglich, dass der Sternkreuzer nicht nur selbständig Spur und Abstand hält sowie die Geschwindigkeitsgebote beachtet, er kann auch bei gesetztem Blinker wie von Geisterhand überholen und sich wieder in die Spur bringen. Visualisiert wird das alles im schon erwähnten Head-up-Display.

Bei der Größe des S 580 e ist der Kofferraum – unter dem sich der Akku befindet – mit 380 Liter Stauraum schon sehr knapp bemessen.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
Überhaupt sind die konnektiven Fähigkeiten des S 580 e sehr ausgeprägt. Nicht nur, dass er Telefonate oder SMS absetzen kann, er ist über eine persönliche Ansprache auch in der Lage, bei der Klimatisierung, der Heizung der Sitze oder beim Öffnen der Fenster zu helfen. Er sucht Restaurants, Ladestationen oder Tankstellen, spielt Musik oder sucht Radiosender. Alles mit dem Ruf "Hey Mercedes" und folgender Bitte der Passagiere.
Ein Kritikpunkt darf dann aber bei allem Lob doch geäußert werden. Dafür, dass der 580 e in der Langversion ein ganz schönes Schiff ist, wirkt sein 350 Liter fassender Kofferraum geradezu lächerlich klein. Auch hier soll noch mal der Vergleich mit dem Golf 8 bemüht werden. Dessen Kofferraum fasst 381 Liter.
Ein Kritikpunkt darf dann aber bei allem Lob doch geäußert werden. Dafür, dass der 580 e in der Langversion ein ganz schönes Schiff ist, wirkt sein 350 Liter fassender Kofferraum geradezu lächerlich klein. Auch hier soll noch mal der Vergleich mit dem Golf 8 bemüht werden. Dessen Kofferraum fasst 381 Liter.
Wertung
Modell
Mercedes S 580 e 4Matic lang
Karosserie
Antrieb
Fahrdynamik
Connected Car
Umwelt
Komfort
Kosten
AUTO BILD-Testnote
Fazit
Die S-Klasse ist und bleibt ein Innovationsträger, ein Vorreiter in vielen Belangen. Aber es bleibt ob des Preises auch ein Traumauto, bei dem man nur hoffen kann, dass sich das hier gebotene in Zukunft auf die kleineren Modelle runterbrechen lässt. AUTO BILD-Testnote: 2
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