Kommt jetzt zusammen, was seit Langem zusammengehört? Die ersten Meter auf dem BMW-Testgelände fühlen sich jedenfalls genauso an. Mini hat seinen Dreitürer Cooper S elektrisiert – mit dem Antrieb des BMW i3. Die 135 kW/184 PS und ein maximales Drehmoment von 270 Nm zerren nun allerdings an den Vorderrädern, wofür die BMW-Entwickler eine besonders feinfühlig und schnell zupackende Antischlupfregelung entwickelt haben. Von deren Leistungsfähigkeit kann man sich beim Vollgasstart auf glitschig nasser Fahrbahn eindrucksvoll überzeugen.

Die ausgewogene Gewichtsverteilung sorgt für Fahrspaß

Mini Cooper SE
Noch mehr Gokart: Als Stromer ist der Mini besser ausbalanciert, geht noch dynamischer ums Eck.
"Wir haben eine komplett andere Bodenplatte", erklärt Hermann Spranger, verantwortlich für die Fahrwerksentwicklung des elektrischen Mini Cooper, dessen Verkaufsbezeichnung Mini Cooper SE sein soll, wenn er ab Ende 2019 zu den Kunden rollt. "Zudem bringt ein Bauteilschutz im Vorderwagen und eine geänderte A-Säule mehr Steifigkeit. Der Elektromotor wird über einen Hilfsrahmen in den Motorraum eingesetzt." Der Fahrspaß ist typisch Mini – und typisch Elektro. Der Elektromotor macht dem 1370 Kilogramm schweren Mini mächtig Beine: 0 auf Tempo 100 in kaum mehr als sieben Sekunden, imposante Zwischenspurts aus allen Tempi und das markentypische Fahrverhalten, das im E-Mini noch etwas mehr begeistert. Der Zugewinn an Fahrspaß hat einen einfachen Grund. "Dadurch, dass die Akkus im Kardantunnel und unter der Rückbank untergebracht sind, haben wir eine bessere Gewichtsverteilung von 54 Prozent vorn und 46 Prozent hinten", erläutert Hermann Spranger. Die normalen Mini-Modelle haben ihr Gewicht ungünstiger zwischen 70:30 und 60:40 zwischen den Achsen verteilt.

Für den typischen Mini-Fahrer langt die Reichweite

Mini Cooper SE
Limitiert: Bei 150 km/h ist Schluss, die maximale Reichweite soll bei rund 250 Kilometern liegen.
Das Fahrverhalten des wild beklebten Prototyps ist klasse, der niedrige Schwerpunkt macht in der Wedelgasse ebenso Laune wie bei der von Pylonen gesäumten 180er-Grad-Kehre. An der Lenkung wollen Spranger und seine Kollegen noch etwas feilen, doch selbst die kann sich bei dem frühen Erprobungsträger bereits fahren lassen. Wenn es überhaupt etwas auszusetzen gibt, dann sind es die Höchstgeschwindigkeit und die maximale Reichweite. Ein geplanter Top-Speed von abgeregelten 150 km/h ist für einen E-Mini mit den fahrdynamischen Ansprüchen der verwöhnten Kunden einfach zu wenig; auch weil der ähnlich starke Mini Cooper S mit Benzinmotor problemlos mehr als 220 km/h rennt. Und schließlich ist auch der ein Maßstab. Bei der Reichweite halten sich die Mini-Entwickler und das Produktmanagement noch mehr zurück als bei den anderen Leistungsdaten. Die maximale Reichweite mit dem aktuellen Akkupaket dürfte jedoch bei kaum mehr als 250 Kilometern liegen, aber das soll kein Problem sein: "Unsere Kunden fahren am Tag durchschnittlich rund 35 Kilometer", sagt Jacopo Marchetti aus dem Produktmanagement des Mini E und ergänzt, dass der Stromspeicher rund 200 Kilogramm wiegt.
Wie man den elektrischen Mini fährt, lässt sich über einen Kippschalter neben dem Starterknopf variieren. Wer das Auto wie einen Verbrenner mehr rollen lassen möchte, der wählt die kleine Rekuperationsstufe, die den Fronttriebler gerade einmal mit mäßigen 0,11 g verzögert. Bei der zweiten Stufe mit 0,19 g verzichtet man auf das freie Rollen und fährt allzeit mit dem rechten Fuß auf dem Pedal und der maximalen Rekuperation. Preislich soll der Cooper SE in einem ähnlichen Rahmen wie der 192 PS starke Cooper S liegen. Und den Mini-üblichen Style und das Fahrverhalten gibt es eben dazu. Netter Nebeneffekt: Man erspart sich das verschrobene Design des BMW i3.

Von

Stefan Grundhoff