Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben, sagte Gorbatschow. Wer zu früh kommt, den bestraft der Winter. Drei Grad, feuchte Straßen und ein Wetter, dass allein beim Gedanken ans Dachöffnen die Finger einfrieren. Warum muss Mini seinen Roadster schon Mitte Februar rausrollen?, fragt das innere Weichei. Heulsuse, antwortet der harte Hund in mir. Wir wollen nicht Cabrio gondeln im Föhnwellen-Tempo, sondern den eiskalten Test, wie viel Roadster im Mini steckt. Da kommen das Wetter und der MX-5 gerade recht. Wie der Mazda so dasteht, wärmt er das Herz selbst in bitterster Kälte.

Überblick: Alle News und Tests zum Mazda MX-5

Mazda MX-5
Einfach sei der Roadster, hautnah und direkt: Der MX-5 hält sich an das Reinheitsgebot.
Asketische vier Meter kurz, flach, Antrieb hinten – der Japaner ist vom Trendsetter zum Maßstab für Roadster gereift, weil in Hiroshima Gralshüter hocken, die bei jeder Modellgeneration penibelst darauf achten, dass ihr Schatz das Reinheitsgebot einhält: Einfach sei der Roadster, hautnah und direkt. So verlangt der Einstieg unters tiefe Dach schmerzfreie Bandscheiben, in die enge Höhle passen Figuren ab 1,85 Meter Länge nur mit "Puuh" und gutem Willen. Das Lenkrad, nicht hoch genug verstellbar, klebt auf den Knien, das funktionale Interieur pfeift auf Chichi. Dafür öffnet eine Hand allein das Stoffdach so schnell und leicht wie einen Regenschirm. Bleib mir weg mit den überkandidelten Elektro-Dächern ... Auch der Mini wirft seine kurze Kapuze manuell (aber mit höherem Kraftaufwand) nach hinten, dann zieht es wie Hechtsuppe um die Frontscheibe, die mit der straffen Federung um die Wette zittert. Das war's mit Purismus.

Überblick: Alle News und Tests zum Mini Roadster

Mini Roadster
Längsdynamisch überlegen: Der Mini Roadster geht besser als sein Konkurrent.
Der Fahrer sitzt eine halbe Etage höher, auf kurzen, länger verstellbaren Sitzen, vor sich den Mini-typischen Abenteuerspielplatz für die Augen – Alu, Chrom, Schalterchen und ein Tacho zum Raten. Im Mini verwirklicht der Besitzer seinen Geschmack, im Mazda seinen Fahrstil. An Temperament fehlt es dem Roadster nicht, der feine Cooper-S-Motor bekommt im leichten Roadster einen der sportlichsten Partner aus der ganzen Mini-Familie. Die 184 Turbo-PS schieben aus jeder Drehzahl wie angeknipst, mit einem Schmalz, den MX-5-Fans sich seit Jahren wünschen oder nur vom Frickel-Tuner kriegen. Der Mini ist laufruhig und leiser, schneller und im Testschnitt trotzdem 0,5 Liter knauseriger als der Mazda. Ins Saufen (bis zu 26 Liter/100 km) kommt der Turbomotor erst auf der Autobahn oder auf der Rennpiste, wo wir seine Sportler-Gene überprüfen.

Weitere Details zu Mini Roadster und Mazda MX-5 gibt es in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel mit allen technischen Daten und Tabellen lesen Sie in AUTO BILD 9/2012.

Fazit

von

Joachim Staat
Der jüngste Mini ist der extremste – keiner seiner Brüder ist enger, dynamischer und sportlicher. Der Zweisitzer mit dem knappen Stoffdach ist der Roadster unter den Minis, aber zu viel Mini für einen echten Roadster. Am Ende überholt er erst beim Thema Geld (Werterhalt, Wartung) den Mazda, der als Fahrmaschine überzeugt: ein Auto, eng wie ein Handschuh, das jeden Kilometer zum Erlebnis macht. Den würde James Dean heute fahren.

Von

Joachim Staat