Am 15. April 2019 startete Volkswagen mit seinem Ridesharing-Dienst Moia in Hamburg. Für mich als begeisterten Mobilitäts-Fetischisten, der in puncto Fortbewegungsmittel alles ausprobieren muss, um möglichst schnell von A nach B zu kommen (Auto, Bus, Bahn, Carsharing, Taxi, Fahrrad, Tretroller, Laufschuh, Kanu, SUP etc.), war klar: Spätestens am 16. April sitze ich in einem dieser gold-schwarzen VW-Elektrobusse. Pustekuchen! Aufgrund einer "Willkommenspauschale" von fünf Euro ging zunächst einmal gar nichts. Alle Autos waren besetzt. "Sorry, unsere Bewegung ist gerade in vollem Gange ..." Tagelang! Wochenlang! Gut für Moia, schlecht für mich. Der anfängliche Boom verflog jedoch nach rund vier Wochen, mittlerweile habe ich zwölf Moia-Trips auf dem Buckel. Und kann mich (noch) nicht entscheiden, ob ich diesen Ridesharing-Dienst lieben oder verfluchen soll.

Pro: freundlich, komfortabel, beruhigend

Gute Fahrten, schlechte Fahrten!
Bequeme Sitze, jeder mit USB-Port und WLAN-Zugang, gute Klimaanlage: Der Komfort bei Moia stimmt.
Pro Moia: Die Flotte besteht aus topgepflegten Autos (VW-Transporter auf e-Crafter-Basis) – mittlerweile sind in Hamburg 500 E-Busse unterwegs. Die Fahrer sind ausnahmslos freundlich, begrüßen einen, wie für ein hippes Mobilitäts-Unternehmen üblich, mit dem Vornamen: "Hallo Boris, herzlich willkommen." Bequeme Sitze für bis zu sechs Fahrgäste (jeder mit eigenem USB-Port und WLAN-Zugang) sowie eine sehr gut durchkühlende Klimaanlange (wichtig im heißen Sommer 2019) versprechen eine entspannte Fahrt. Das leise Surren des Elektroantriebs wirkt beruhigend auf mich. Wer möchte (ich muss manchmal), der kann – im Gegensatz zu Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln – während einer Moia-Tour wunderbar ungestört arbeiten. Niemand rempelt, nichts ruckelt, alles ist herrlich komfortabel und angenehm. Ein zentraler Bildschirm in der Fahrzeugdecke zeigt die nächsten Haltestellen und meine Ankunftszeit an. Obwohl bis zu sechs Personen in ein Moia-Shuttle passen, fuhr ich meist allein, maximal zu dritt. Eine Fahrt von der Arbeit nach Hause kostet mich zwischen sechs und acht Euro, mit dem Taxi wären es rund 20 Euro. So weit alles wunderbar!

Kontra: Navi-Zwang, kein Paypal-Trinkgeld

Kontra Moia: Wenn, ja wenn da nicht dieses vermaledeite Navigationssystem wäre. Das brachte mich einige Male zur Weißglut. Bei einem Startpunkt in Hamburgs Mitte (ich wohne nördlich des Zentrums) passierten wir die Fischauktionshalle, die im Süden des gewählten Startpunktes liegt. Ohne jemanden abzuholen oder abzusetzen – einfach so. Eine Stadtrundfahrt hatte ich nicht gebucht. Ein anderes Mal waren wir bereits eine Querstraße vor meiner Zieladresse (ca. 50 Meter bis zur Haustür), als der Fahrer plötzlich abbog. Auch mein ziemlich lautes "Halt, geradeaus!" half hier nichts, das Navi schickte uns einmal komplett um den Block (ca. einen Kilometer on top). Auf die Frage, warum er diesen Umweg fahre, antwortete der Fahrer, der anonym bleiben wollte: "Unsere Navis sind Schrott. Außerdem bekommen sie keine Updates. Aber wir müssen nach ihnen fahren."

Fazit: Pünktlich und zielorientiert geht anders!

Gute Fahrten, schlechte Fahrten!
Seit April 2019 sind die Moia-Sammeltaxis in Hamburgs Innenstadt fast allgegenwärtig.
Liebe Moia-Verantwortliche, hier muss dringend nachgebessert werden. Denn wer keine Muße für eine günstige Stadtrundfahrt hat, sondern einfach nur einigermaßen pünktlich sein Ziel erreichen möchte, für den ist Moia meist (noch) die falsche Wahl. Pünktlich und zielorientiert geht anders! Und wo wir schon bei Verbesserungsvorschlägen sind: Während man zwar via Paypal zahlen kann, kann man mit dem Online-Bezahldienst kein Trinkgeld geben. Warum denn nicht? Das funktioniert bei den meisten Carsharern und Taxi-Anbietern doch auch. Bitte schnellstens einrichten! Denn ein ordentliches Trinkgeld haben sich die freundlichen Fahrer, die dieses furchtbare Navi erdulden müssen, allemal verdient.

Von

Boris Pieritz