Motorrad: Technik, Abgasanlage, Lautstärke, Emission
Abgasanlage am Motorrad: mehr als nur heisse Luft

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Die Abgasanlage eines Motorrads soll nicht nur gut aussehen und toll klingen. Sie muss auch Lautstärke- und Emissionsvorgaben einhalten und darf nicht rosten.
Bild: Hersteller
Früher war es bloß ein Rohr, heute ist es Hightech: Ein Auspuff stellt die Motorradhersteller vor große Herausforderungen. Als Erstes muss der Auspuff zur Optik des Bikes passen. Chopperpiloten mögen große Chromtüten, Sportfahrern kann es nicht schlank genug sein. Dann sollte die Anlage gut klingen, also den Sound des Ein-, Zwei-, Drei- oder Vierzylinders passend in Szene setzen.
Mit dem Kundenwunsch nach Sound in Konflikt stehen die gesetzlichen Lautstärkevorgaben sowie die Wahrnehmung von Anwohnern beliebter Biker-Strecken. Für sie ist Aupuffgeräusch oft einfach nur Krach. Und schließlich sind da noch die Schadstoffemissionen; seit Anfang 2021 gilt für neu zugelassene Motorräder Euro 5. (Bike-Neuheiten für 2022)

Der hier gezeigte Auspuff gehört zur Nackt-Sportlerin Suzuki GSX-S 1000. Um Euro 5 zu erfüllen, wurde die 4-in-2-in-1-Anlage umfassend überarbeitet.
Bild: Hersteller
Das Ende ist das nicht, die Zukunft wird weitere Verschärfungen bringen – die ohne E-Antrieb vielleicht irgendwann nicht mehr zu erfüllen sind. Erst dann hat sich das Thema Auspuff erledigt.
Krümmer
Der Krümmer gehört zu den Teilen, die bei vielen Motorrädern direkt zu sehen sind. Er leitet die Abgase aus den Zylindern ab und führt sie vor dem ersten Schalldämpfer/Katalysator zusammen. Viele Vierzylinder verfügen zur Leistungsoptimierung über einen 4-in-2-Abgaskrümmer. Durch die Materialwahl sowie Form und Beschaffenheit der Krümmerwände können die Ingenieure das Temperaturverhalten und die Leistungsabgabe des Motors beeinflussen.
Katalysator

Wie beim Auto reduziert der Kat mithilfe eines temperaturstabilen Wabenkörpers die Schadstoffemissionen.
Bild: Hersteller
Der Katalysator befindet sich beim Motorrad in vielen Fällen im Sammler. Der Sammler sieht aus wie eine Box und sitzt unter dem Motorrad. Wie beim Auto reduziert der Kat mithilfe eines temperaturstabilen Wabenkörpers die Schadstoffemissionen.
Material
Weil Abgastemperaturen von 800 bis 1000 Grad erreicht werden können, bestehen Abgasanlagen meist aus einer Edelstahllegierung – die ist hitzebeständig, außerdem kann der Auspuff nicht durch Kondenswasser von innen nach außen durchrosten.
Auspuffklappe
In vielen modernen Motorrad-Abgasanlagen kommen elektronisch gesteuerte Klappen zum Einsatz. Die Hersteller lassen sich dabei ungern in die Karten schauen und sprechen von Leistungs- bzw. Drehmomentoptimierung. Doch es geht normalerweise darum, den Auspuff bei bestimmten Fahrzuständen leiser zu machen. Mit solchen Tricks erfüllen auch laute Bikes die gesetzlichen Vorgaben.
DB-Absorber
Am leichtesten lässt sich eine Abgasanlage durch Entfernen des dB-Absorbers (auch "dB-Killer" oder "dB-Eater") manipulieren. Der Absorber ist ein kleines Teil am Ende des Endschalldämpfers, oft ein Ring. Er senkt die Schallemission durch Erhöhung des Staudrucks. Suzuki verwendet keine dB-Absorber.
Schalldämpfer

Der aktuelle Lärmgrenzwert für Motorräder ist weniger streng als der für Pkw.
Bild: Ronald Sassen / AUTO BILD
Moderne Sportmotorräder haben meist nicht nur den klassischen Endschalldämpfer. Der Sammler unter dem Motorrad, in dem auch der Kat sitzt, fungiert als Vorschalldämpfer – das hilft, den Endtopf zu verschlanken. Die meisten serienmäßigen Endschalldämpfer sind Reflexionsdämpfer mit Resonanzkammern.
Endtopf
Beim Motorrad-Tuning beliebt, weil einfach zu montieren, sind sogenannte Slip-ons – schlanke Endtöpfe, die Optik, Sound und Leistungscharakteristik des Bikes verbessern sollen.
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