Nissan GT-R Nismo GT3
Am Heck prangt ein Carbon-Spoiler in Übergröße
Er ist ein weiß-rot-schwarzes Ring-Monster: der Nissan GT-R Nismo GT3. Zu seinen Fahrern gehört Ex-Formel-1-Pilot Nick Heidfeld, der 2014 zum zweiten Mal beim 24-Stunden-Klassiker am Nürburgring antritt. Mit dem GT3-GT-R kämpft er in der hochkarätigen Spitzengruppe gegen BMW, Audi, Porsche und Co. Die Leistungsdaten des Nissan sind beeindruckend: Über 550 PS treffen auf ein Leergewicht von rund 1300 Kilogramm. Wodurch sich der GT-R-Ringrenner vom Serienmodell unterscheidet, haben wir uns von Nick Heidfeld bei der Sitzprobe erklären lassen.
Alles zum Nissan GT-R

Spoiler und Splitter

Nissan GT-R Nismo GT3
Im rechten Schweller tritt die Auspuffanlage ans Tageslicht.
Der auffälligste Unterschied zum Serien-GT-R ist das Äußere des GT3-Boliden. Neben der knalligen Lackierung in Werksfarben fallen sofort die aerodynamischen Anbauteile ins Auge. Unter der Schürze reckt sich eine weit hervorstehende Carbon-Spoiler-Lippe dem Fahrtwind entgegen. An den Flanken der Frontpartie sind jeweils zwei Flaps im XXL-Format verbaut. Die ausgestellten Radhäuser und der Kühlergrill-Schlund lassen den GT-R brachial aussehen, als wollte er die Autos der kleineren Klassen am Nürburgring nicht überholen sondern fressen. Im rechten Schweller tritt die einflutige Abgasanlage ans Tageslicht. Keine Spur mehr von den vier monströsen Auspuffendrohren am Heck des Straßen-GT-R. Am Hinterwagen der GT3-Version befindet sich stattdessen ein Kohlefaser-Spoiler in Übergröße.

Beschwerlicher Einstieg

Nissan GT-R Nismo GT3
Die Bremsen sind für den Nordschleifen-Einsatz mit extra-dicken Bremsbelägen ausgerüstet.
Wie alle Karosserieanbauteile sind auch die Türen des Renn-GT-R aus Carbon. Die federleichte Tür zum Cockpit lässt sich mit dem kleinen Finger öffnen. Doch damit endet der lockere Part beim Entern von Nick Heidfelds Arbeitsplatz. Es gilt, gleich mehrere Herausforderungen zu meistern: Auf keinen Fall darf man auf den breiten Schweller treten. Zusätzlich will der massive Überrollkäfig überwunden werden, während ein Bein neben und das andere im Auto ist. Glücklicherweise erleichtert das abnehmbare Lenkrad den Einstieg minimal. Der Rennsitz greift dem Fahrer mit seinen riesigen Wangen unerbittlich um die Hüften: Wer eine Jeans jenseits der Bundweite 34 trägt, bleibt stecken, bevor der Hintern die Sitzfläche berührt. Man sitzt tief, aber ergonomisch perfekt, die ausladenden Sitzwangen im Kopfbereich lenken den Blick nach vorne wie Scheuklappen. Damit  jeder der vier Piloten die optimale Sitzposition hat, sind sowohl das Gestühl als auch das Lenkrad verstellbar. Am griffigen Lenkrad gibt es zehn Knöpfe, zum Beispiel für den Funkkontakt mit der Box. Die blanken Rohre des Käfigs sehen martialisch aus, vermitteln aber ein Gefühl von hoher Sicherheit.

Kein Infotainment – nur Renntechnik

Nissan GT-R Nismo GT3
Nick Heidfeld erklärt das Cockpit seines GT-R Nismo GT3.
Das Armaturenbrett des GT-R Nismo GT3 ist eine Carbon-Landschaft. Nur noch die Form orientiert sich an den Serienteilen. Selbstredend, dass das digitale Zentralinstrument komplett vom Edel-Stoff eingerahmt ist. Wo im Straßen-GT-R die Bedienung des Infotainmentsystems platziert ist, herrscht im GT3 kompromisslose Reduktion: Die Mittelkonsole ist ein Carbon-Panel. Drei Drehregler erlauben es dem Fahrer während der Fahrt die Traktionskontrolle, das ABS und die Motorsteuerung anzupassen. Rechts oben auf der Schalter-Tafel befindet sich der eckige Notaus-Schalter, darunter der Feuerlöscher-Knopf. Außerdem sind Funktionen wie die Lichthupe und die Bedienung der Scheibenwischer in die Mittelkonsole umgezogen. Der Rückwärtsgang des sequenziellen Sechs-Gang-Getriebes kann über einen goldenen Hebel eingelegt werden.

Viel Benzin für den GT-R

Die Karosserie-Grundstruktur übernimmt der 24-Stunden-Rennwagen vom Straßenfahrzeug. Weil die Belastungen in einem Ausdauerrennen jedoch besonders hoch sind, haben die Entwickler einige technische Modifikationen vorgenommen: So vergrößerten sie den Tank auf 120 Liter Fassungsvermögen und legten einen neuen Tankstutzen hinter die Beifahrertür. Beim Motor hingegen hat sich nicht viel getan. Die Leistung steigt gegenüber der Serie nur leicht an, die Techniker sprechen von etwas über 550 PS. Damit der GT-R überhaupt in der GT3-Kategegorie des 24-Stunden-Rennens starten darf, bauten die Ingenieure das Rennauto vom serienmäßigen Allradantrieb auf Heckantrieb um. Und weil die Nordschleife speziell der Bremsanlage alles abverlangt, sind spezielle Bremssättel mit extra dicken Bremsbelägen verbaut.
Peter Fischer
Der Nissan GT-R Nismo GT3 ist eine Wucht – außen wie innen. Nach dem Rundgang mit Nick Heidfeld ist klar: Mit der Straßenversion hat er im Grunde nur die Rohkarosse gemeinsam. Den Rest haben die Techniker modifiziert oder ersetzt, um ihn fit zu machen für die 24-Stunden-Materialschlacht am Ring.