Euro NCAP hat den Nissan Leaf gecrasht – nach neuen, schärferen Regeln für 2018. Kein Problem für das Elektroauto: Es erringt fünf Sterne.
Sind Elektroautos im Falle eines Unfalls brandgefährlich? Der Nissan Leaf nicht: Im ersten Crashtest 2018 von Euro NCAP sahnte das E-Auto fünf Sterne ab – obwohl die Prüfregularien Anfang 2018 deutlich verschärft wurden. Damit bestätigte der neue Leaf (2018) das hervorragende Testergebnis der ersten Generation: 2011 war der Leaf das erste Elektroauto überhaupt, das die Bestnote schaffte.
Erwachsene und Kinder sitzen überall sicher
Beim Seitenaufpralltest holte der Leaf die volle Punktzahl.
Echte Schwächen zeigte der Nissan bei den Tests von Euro NCAP nicht. Beim Insassenschutz von Erwachsenen bemängelten die Tester, dass der Fahrerairbag offenbar zu wenig Druck hatte: Der Kopf des Dummys deutete auf einen Kontakt mit dem Interieur hin. Schwere "Verletzungen" hatte die Testpuppe aber nicht. Weil der Gurt des Fahrers im Beckenbereich während des Frontalaufpralls an Zug verlor, gab es hier ein "mangelhaft", auch wenn der Dummy unversehrt blieb. Bei den gravierenderen Seitenaufprall-Tests holte der Leaf die volle Punktzahl. Kinder sitzen überall sicher, lediglich beim Frontalaufprall zeigte der Dummy des Zehnjährigen im Fond eine Verletzungsgefahr im Nackenbereich an.
Guter Schutz für andere Verkehrsteilnehmer
Im Kapitel "Schutz ungeschützter Verkehrsteilnehmer" (Fußgänger und Fahrradfahrer) gab es überhaupt nichts zu meckern. Und bei den Assistenzsystemen nur eine Kleinigkeit: Eine Belegungserkennung auf der Rückbank gibt es im Leaf nicht. Insgesamt aber: top. "Der Nissan Leaf kommt mit vielen neuen Safety-Features und demonstriert, dass Umweltfreundlichkeit nicht auf Kosten von Sicherheit gehen muss", resümiert Euro NCAP.
So hat Euro NCAP die Regeln verschärft
Um die volle Sternenzahl zu ernten, müssen Autos seit 2018 bei den Crashtests schärfere Regeln erfüllen. Das hat sich geändert:
● Der Notbremsassistent, schon 2017 gefordert, muss mehr können als vorher. Die Systeme müssen
Fahrradfahrer sind deutlich flotter unterwegs als Fußgänger. Erkennt das Notbremssystem sie trotzdem und reagiert schnell genug?
nicht nur Fußgänger erkennen und gegebenenfalls eine Notbremsung einleiten, sondern auch Fahrradfahrer. Das stelle die Autobauer vor große Herausforderungen, so Euro NCAP: Da Radfahrer wesentlich schneller unterwegs sind als Fußgänger, müssen die Sensoren einen größeren Bereich scannen und die Software schneller errechnen, ob eine Kollision droht. Zudem wird überprüft, ob die Fußgängererkennung auch im Dunkeln und in der Dämmerung funktioniert.
● Der Spurhalteassistent muss nicht nur warnen, wenn das Auto die Fahrbahn verlässt, sondern aktiv eingreifen. Euro NCAP testet, ob das ELK-System (Emergency Lane Keeping) markierte und unmarktierte Straßenränder erkennt und das Auto zurück in die Spur bringt. Er muss den Überholvorgang abbrechen, wenn Gegenverkehr entgegenkommt. Und er soll auf mehrspurigen Straßen den Spurwechsel unterbinden, wenn ein anderes Fahrzeug dieselbe Spur ansteuert. Beispiel: Ein Auto fährt auf der rechten Spur und möchte einen Lkw überholen. Das Auto bleibt aber hinter dem Lkw kleben, weil gerade ein anderes Fahrzeug von der linken Spur auf die mittlere wechselt und es deshalb zur Kollision kommen würde.