Vorstellung: Mehr Reichweite für den Leaf

Zum Modelljahr 2019 spendiert Nissan dem Bestseller Leaf mehr Ausstattung. Zudem bringen die Japaner ein Sondermodell mit größerem Elektromotor und einer stärkeren Batterie an den Start. Der Leaf Zero e+ soll eine Reichweite von 385 Kilometer schaffen und ist in Europa auf 5000 Stück limitiert!
Nissan Leaf
Der neue Nissan Leaf ist nicht mehr so extrovertiert gezeichnet wie sein Vorgänger.
Für das Plus an Reichweite sorgt eine stärkere 62-kWh-Batterie. Die Leistung gibt Nissan mit 160 kW (217 PS) und 340 Nm an. Gegenüber der Version mit 40-kWh-Batterie versprechen die Japaner rund 40 Prozent mehr Reichweite. Das Basismodell mit 110-kW-Motor bleibt im Programm und soll jetzt 270 Kilometer Reichweite nach WLTP bieten. Außerdem ist zum neuen Modelljahr ein überarbeitetes Infotainmentsystem mit größerem Acht-Zoll-Touchscreen an Bord. Sowohl der Leaf Zero als auch das Sondermodell Zero e+ sind ab sofort bestellbar, die ersten Kundenfahrzeuge sollen Mitte 2019 ausgeliefert werden. Die Basisversion steht mit 36.800 Euro in der Preisliste, das Sondermodell kostet mindestens 46.500 Euro.

Design: Leaf wird weniger verspielt

Der Nissan Leaf ist das meistverkaufte Elektroauto der Welt – und das, obwohl er nicht gerade eine Schönheit ist. Besser gesagt war, denn die zweite Generation des Stromers kommt deutlich gefälliger daher. Das verspielt-futuristische Design des Vorgängers gehört der Vergangenheit an, die Neuauflage wirkt um einiges kantiger. Trotz der scharfen Linien hat der Leaf insgesamt eine bravere Optik bekommen. An der Front fallen der V-förmige Kühlergrill mit blauen Elementen und die horizontal liegenden Scheinwerfer auf, anders als beim Vorgänger reichen die Leuchten nicht mehr in die Fronthaube hinein. Der Ladeanschluss ist wie gehabt unter einer Klappe in der Schnauze versteckt. Am Heck finden sich kompakt gestaltete Leuchteinheiten auf Höhe der Fahrzeug-Taille, die sich wie beim Juke in die Flanken hineinziehen. Wer will, kann das Dach farblich von der Karosserie absetzen.

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Innenraum: Konventionelles Cockpit statt Raumschiff-Brücke

Nissan Leaf
Der Innenraum ist klarer und weniger verspielt gestaltet. Neu ab 2019: Der Touchscreen misst acht Zoll.
Größenmäßig hat der Leaf nur geringfügig zugelegt. Er kommt jetzt auf 4,49 Meter Länge, wirkt aber um einiges größer als der Vorgänger. Der Radstand bleibt mit 2,70 Metern unverändert. Dementsprechend haben auch die Passagiere nicht mehr Platz als bisher, vor allem im Fond wird es für groß gewachsene Mitreisende eng. Das liegt nicht zuletzt an der nach wie vor etwas hohen Sitzposition, denn wie beim ersten Leaf sind die Akkus im Fahrzeugboden verbaut. Der auf Wunsch zweifarbige Innenraum wurde deutlich überarbeitet, ist aber um einiges konventioneller gestaltet als bisher.
Das zweigeteilte Kombiinstrument des Vorgängers gehört der Vergangenheit an, künftig gibt es eine klassische Einheit aus analogem Tacho und Bildschirm. Dafür bekommt das Lenkrad einen sportlichen Touch und ist mit Griffmulden versehen. Die gefälliger gestaltete Mittelkonsole beherbergt das neue Infotainmentsystem, das im Navi-Modus auch Auskunft über Ladestationen gibt. Smartphones lassen sich über Apple CarPlay und Android Auto anbinden. Unter dem Touchscreen befindet sich die Bedienung der Klimaanlage. Der bekannte runde Fahrstufenhebel auf dem Mitteltunnel bleibt erhalten. In Sachen Verarbeitung und Materialauswahl hinterlässt der Japaner einen ordentlichen Eindruck. Die relativ eng geschnittenen Sitze mit den blauen Ziernähten dürften allerdings etwas straffer sein.

Fahren: Nicht mehr bremsen dank e-Pedal

Nissan Leaf
Der Leaf kann ab 30 km/h teilautonom fahren. Nach 30 Sekunden müssen die Hände aber wieder ans Lenkrad.
Die beiden großen Neuerungen im Nissan Leaf heißen "ProPilot" und "e-Pedal". Das e-Pedal wird gleich mal ausprobiert: Den Schalter in der Mittelkonsole betätigen, und die Bremse wird sozusagen überflüssig. Sobald man den Fuß vom Gaspedal nimmt, scheint der Leaf von Geisterhand eingebremst zu werden – das geht sogar bis zum Stillstand. Damit will Nissan nicht das Bremspedal einsparen, sondern das Rekuperieren verbessern. Die Idee ist gut – bis man mit dem rechten Bein allerdings die nötige Feinmotorik entwickelt hat, um die bremsende Wirkung richtig zu dosieren, nicken bei jedem Versuch alle Mitfahrenden wie bei einem schlecht kuppelnden Fahranfänger.
Die zweite große Neuheit im neuen Leaf hört auf den Namen ProPilot. Wird der Assistent ab 30 km/h mit einem blauen Knopf am Lenkrad eingeschaltet, schwimmt das Auto teilautonom im Verkehr mit. Es hält also die Spur, bremst und beschleunigt selbstständig. Das System ist vor allem für den Stadtverkehr oder für Autobahnfahrten gemacht: Der Leaf benötigte auf unserer Testfahrt immer ein Auto vor oder neben sich, um sich an ihm per Sensoren zu orientieren und so die teilautonome Fahrt zu starten. Bei zu scharfen, schnellen Kurven ruft das Auto per Vibration am Lenkrad den Fahrer zur Hilfe.
Mit 150 PS (110 kW) und 320 Nm maximalem Drehmoment ist die zweite Generation des E-Autos spürbar stärker motorisiert als der Vorgänger mit seinen 109 PS (80 kW). Überholmanöver auf der Landstraße sind seine leichteste Übung, schnelle Lenkeinschläge meistert er locker und direkt. Nur langgezogene Kurven sind nicht sein Freund, dann wird es bei höherem Tempo schwammig. Dafür ist die Bremse top: Der immerhin 1580 Kilo schwere Leaf verzögert schneller, als man es ihm zugetraut hätte.
Leider ein Minuspunkt: Trotz der hohen Sitzposition hat man wegen des hochgezogenen Armaturenbretts keine optimale Sicht nach vorn, die große A-Säule schränkt das seitlich noch weiter ein. Dafür überrascht der Leaf mit einer weiteren ProPilot-Funktion: Der Leaf kann selbstständig einparken. Einfach neben der Parklücke stehen bleiben, den Knopf in der Mittelkonsole betätigen und auswählen, ob das Auto vorwärts, rückwärts oder seitlich abgestellt werden soll. Dann den Knopf gedrückt halten, und der Nissan parkt selbst ein und zieht auch noch vorbildlich die Feststellbremse fest. Im WLTP-Zyklus hat der neue Nissan Leaf 270 Kilometer Reichweite geschafft. Das ist gar nicht mal so weit von der Realität entfernt: Im Test sank die Akkuanzeige nach 120 Kilometern flotter Fahrt auf 45 Prozent.

Ausstattung: Teilautonomes Fahren kostet extra

In der Basisversion kommt der Nissan Leaf mit einigen Sicherheits- und Komfortassistenten: autonomer Notbremsassistent mit Fußgängererkennung, Spurhalte-Assistent, Fernlicht-Assistent, Totwinkel-Assistent und Querverkehrswarner sind an Bord. Nur gegen Aufpreis gibt es die Schnellladefunktion, das teilautonome Fahren ProPilot, die automatische Einparkfunktion ProPilot Park und die Müdigkeitserkennung. Optional bietet Nissan außerdem ein Lederlenkrad, LED-Scheinwerfer, Sitzheizung und beheizbares Lenkrad an. Auch das Infotainment lässt sich in höheren Ausstattungen verbessern. Dann kann man das Smartphone via Apple Car Play oder Android Auto verbinden, die Sprachsteuerung nutzen und sich zur nächsten Ladesäule navigieren lassen. Das gut ausgestattete Sondermodell Leaf Zero e+ ist in Europa auf 5000 Stück limitiert.

Motor und Reichweite: Stärkerer Motor und e-Pedal

Nissan Leaf
In unter acht Sekunden sprintet der neue Leaf auf Tempo 100. Schluss ist bei 144 km/h.
In der neuen Leaf-Generation hält neben einer überarbeiteten Servolenkung und einem neuen Fahrwerk vor allem auch ein stärkerer Antrieb Einzug: 110 kW/150 PS (bisher 80 kW/109 PS) und 320 Nm (bisher 254 Nm) Drehmoment leistet der E-Motor jetzt schon in der Basisversion. Die Zeit für den Standardsprint verkürzt sich merklich: Statt wie bisher 11,5 Sekunden braucht der neue, knapp 1,6 Tonnen schwere Leaf nur noch 7,9 Sekunden auf Tempo 100. Neu ist das per Knopfdruck aktivierbare e-Pedal. Ähnlich wie beim BMW i3 kann auch der Leaf dann quasi nur mit dem Gaspedal gefahren werden: Hebt man den Fuß vom Gas, bremst der Nissan mit einer Verzögerungsrate von bis zu 0,2 G, ohne dass das Bremspedal betätigt werden muss. Rekuperation und die klassische Reibbremse bringen dabei gemeinsam das Fahrzeug bis zum Stillstand und selbst an steilen Steigung soll der Leaf so stehen bleiben. Die eigentliche Bremse braucht man bei eingeschaltetem e-Pedal nur noch zum starken Verzögern.

Ladevorgang kann per Smartphone gesteuert werden

Zum Marktstart ist der Leaf mit einer 40 kWh-Batterie ausgestattet, mit der die Reichweite auf 270 Kilometer (WLTP) steigt. Durch eine um 67 Prozent erhöhte Energiedichte, hat der neue Lithium-Ionen-Akku mit 192 Zellen die gleichen Abmessungen wie der bisherige 30-kWh-Stromspeicher. Die Ladezeit gibt Nissan mit 16 Stunden an der Haushaltssteckdose und acht Stunden an einer 22-kW-Ladestation an. An einem Schnelllader sollen die Akkus in 40 Minuten zu 80 Prozent aufgefüllt werden können. Wie bisher beherrscht auch der neue Leaf die Vehicle-to-Grid-Technik (V2G): Das Auto kann die gespeicherte Energie also auch wieder an das Stromnetz abgeben und damit zum Beispiel Netzschwankungen ausgleichen. Über eine neue Smartphone-App kann der Ladevorgang überwacht und zeitlich gesteuert werden, außerdem lässt sich der Innenraum über die App vorklimatisieren.
Ab Mitte 2019 bringt Nissan das Sondermodell Leaf Zero e+ mit 160-kW-Elektromotor (217 PS) und 62-kWh-Batterie. Der in Europa auf 5000 Stück limitierte Leaf soll dank Hochleistungs-Akku mit 288 Zellen eine Reichweite von 385 Kilometer haben, das entspricht rund 40 Prozent mehr als die Basisversion.

Technische Daten: Vier Ausstattungen

Nissan Leaf ● Motor: Elektromotor ● Getriebe: stufenloses Automatikgetriebe ● Leistung: 110 kW (150 PS) ● Batteriekapazität: 40 kWh ● Reichweite: 270 km (WLTP) ● Preis: 31.950 Euro; 35.600 Euro (Ausstattung Acenta); 37.450 Euro (Ausstattung B-Connecta) ● 39.850 Euro (Ausstattung Tekna).
Nissan Leaf Zero e+ ● Motor: Elektromotor ● Getriebe: stufenloses Automatikgetriebe ● Leistung: 160 kW (217 PS) ● Batteriekapazität: 62 kWh ● Reichweite: 385 km (WLTP) ● Preis: ab 46.500 Euro.

Gebrauchtwagen: Leaf fahren für 14.000 Euro

Nissan Leaf
Gebrauchte Nissan Leaf gibt es ab 14.000 Euro.
Die erste Generation des Nissan Leaf wurde von 2010 bis 2017 gebaut. Frühe Modelle sind mit einem 24-kWh-Akku ausgestattet, der 160 Kilometer (NEFZ) ermöglichen soll. Das erste Facelift für den Leaf stand 2013 an und erhöhte die Reichweite auf 199 Kilometer (NEFZ). 2015 schraubte Nissan erneut an der Reichweite und bot das Auto mit zwei verschiedenen Akkus an: Neben dem bekannten 24-kWh-Akku gab es noch eine 30-kWh-Variante mit einer Reichweite von bis zu 250 Kilometern (NEFZ). Die Leistung der ersten Generation wurde nicht angetastet, 109 PS (80 kW) und 254 Nm maximales Drehmoment schafft der Kleinwagen. Um das Auto an der Haushaltssteckdose aufzuladen, dauert es bis zu 15 Stunden (beim großen 30-kWh-Akku), mit dem Schnelllader sind es nur etwa 30 Minuten für 80 Prozent Ladung. Wegen der relativ geringen Stückzahlen taucht der Leaf in der TÜV-Mängelstatistik nicht auf. Die einzige Schwachstelle des Elektro-Kleinwagens ist der Akku: Mit der Zeit sinkt die Reichweite Laden. Vor dem Kauf sollte man unbedingt auslesen lassen, in welchem Maße der Energiespeicher gealtert ist. Modelle mit 24-kWh-Akku und moderatem Kilometerstand gibt es für 14.000 Euro. Für den Leaf mit 30-kWh-Akku muss man mindestens 20.000 Euro einplanen.

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Nissan Leaf (2018): Vorstellung
Nissan Leaf (2018): Vorstellung
Nissan Leaf (2018): Erlkönig
Kamera
Nissan Leaf (2019)

Von

Katharina Berndt
Elias Holdenried
Michael Gebhardt