Nein, piefig oder gar bieder dürfen heute selbst Familienautos nicht mehr sein. Der klassische Kombi jedenfalls verliert an Bedeutung, Crossover sind in. Vor allem SUVs, also weichgespülte Geländegänger, will das Land. Und auch der Van gibt sich nicht geschlagen, jedenfalls wenn es nach VW geht. Als praktischer Kasten versucht der neue Golf Sportsvan zu punkten, gibt sich dabei kantiger und flacher als sein betulicher Vorgänger Golf Plus. Im Vergleich trifft auf die taufrische neue Generation des beliebten Nissan Qashqai.

Schnörkelloses Design schafft viel Platz im Sportsvan

VW Golf Sportsvan
Der Reiz des Reizlosen: Das unaufgeregte, geradlinige Design schafft viel Platz im VW Golf Sportsvan.
Was beide eint? Qashqai und Golf Sportsvan sprechen das gleiche Publikum an, sind sogar fast auf den Zentimeter gleich lang. Und am wichtigsten: Trotz stadtfreundlicher Kürze erheben sie sich mit ihrer Dachhöhe aus der Masse und auf souveräne Sichthöhe – der wichtigste Wohlfühlfaktor der beiden Hochsitzer. Erstaunlich, wie auf dem gleichen Platz zwei so unterschiedliche Autos entstehen können. Hier der Nissan im geglätteten Abenteuerlook, dort der betont nutzwertig gestylte Golf . Das zurückhaltende Design hat durchaus Vorteile, der VW ist im Innenraum eine ganze Nummer größer, vor allem im Fond kaum zu schlagen. Und auch der Gepäckraum schluckt mit 500 Litern einen großen Koffer mehr als der des Nissan, der ähnlich viel Platz bietet wie ein gewöhnlicher Kompakter. Keine Frage, zwischen Bau-und Supermarkt ist der Golf der talentiertere Alltags-Begleiter.
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Der Nissan-Motor könnte etwas mehr Hubraum vertragen

Nissan Qashqai
Im Alltag müht sich der 1,2-Liter-Vierzylinder mit dem Qashqai ab und muss hoch gedreht werden.
Auch beim Fahren kann der VW punkten. Sein TSI-Motor beschleunigt den Golf souverän, bleibt erstaunlich geschmeidig und akustisch im Hintergrund. Der Nissan leidet unter seinem kleinen Hubraum. Der 1,2-Liter-Turbo wirkt im Alltag überfordert, muss gedreht werden. Das erklärt auch, warum er trotz zehn PS Minderleistung knapp einen Liter mehr verbraucht als der Volkswagen. Einen nahezu perfekten Spagat hat VW mit der Abstimmung des Fahrwerks geschafft. Dank verstellbarer Dämpfer (1000 Euro) federt er so flauschig, wie man es von einem Familienauto erwartet – ohne den Namenszusatz "Sport" zu vernachlässigen. Der Nissan hingegen federt hölzerner, neigt sich in Kurven außerdem deutlich spürbar zur Seite.
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Überraschung beim Preis: Der Volkswagen kostet weniger als der Nissan. Selbst in der teuren Highline-Ausstattung sowie mit Dämpferverstellung und Sportsitzen ist der Sportsvan 250 Euro günstiger als der Nissan – der Japaner punktet allerdings mit der besseren Ausstattung. Am Ende reicht das für 488 Punkte – ein hochbegabtes Auto, das im Golf Sportvan (561 Punkte) allerdings seinen Meister findet.

Fazit

von

Stefan Voswinkel
Noch nie hat ein Testwagen so viele Punkte geholt wie der Golf Sportsvan. Kein Wunder, er ist vielseitig talentiert, nahezu perfekt geschliffen. Und dadurch fast ein wenig seelenlos – der vielleicht einzige Kritikpunkt. Mit einer Menge Charakter kann hingegen der Nissan auftrumpfen, vor allem optisch. Ein richtig gutes Auto, wenn da nicht der schlappe Motor wäre. Hier darf Nissan gern nachbessern.

Von

Stefan Voswinkel