Wirtschaftskrise? Nicht im Oldiegeschäft

Der Tag ist noch jung, doch Rob Williams hat schon Stress bis zum Abwinken. Es gibt endlich einen Interessenten für die fünf Gruppe-C-Autos, die 2,8 Millionen Dollar bringen sollen. Der Mann hat ein Gebot abgegeben – aber der Eigner der Rennwagenflotte ist nicht zu erreichen.

"Das Geschäft mit modernen Autos ist noch schwieriger als mit Klassikern", klagt der Sohn von Don Williams, der in Kalifornien die berühmte Blackhawk Collection besitzt. "Sobald die Gruppe-C-Wagen vom Hof sind, hole ich die Straßenversionen der wichtigsten Rallyeautos aus den 70er Jahren in die Ausstellung – Audi, Lancia, Ford, Rover und Peugeot zum sensationellen Paketpreis ..."

Trommeln gehört zum Geschäft, und das läuft überraschend gut – trotz Wirtschaftskrise. Motto: Die Wertanlage in der Garage bringt mehr als das Geld auf der Bank. Doch Rob Williams ist kein Oldtimer-Broker wie alle anderen – sein Verkaufsraum ist das Dachgeschoss des Imperial Hotels in Las Vegas. Seine Kunden sind professionelle Spieler und Touristen, sein Umsatz lässt die Branche vor Neid erblassen.

Gefragt sind vor allem Straßenkreuzer

Fast 400 Autos pro Jahr wechseln hier den Besitzer, jede Woche müssen zehn Exponate ersetzt werden. Woher die Autos kommen? "Etwa die Hälfte steht auf Kommissionsbasis bei uns", verrät der quirlige Chef der Auto Collections. "Wir berechnen eine einmalige Verwaltungsgebühr von 250 Euro und zehn Prozent vom Verkaufserlös. Die andere Hälfte wird aktiv angekauft, entweder bei Auktionen oder von privat."

Je nach Saison zahlen täglich zwischen 2000 und 3000 Besucher 6,95 Dollar (ca. sieben Euro) Eintritt, um die Sammlerstücke genau studieren zu können. Weitere 5000 bis 6000 Auto-Fans informieren sich im Internet (www.autocollections.com) über das aktuelle Angebot.

Auf die Frage, welche Fahrzeuge zurzeit besonders gefragt sind, antwortet der 36-jährige Familienvater: "Alles, was amerikanischer Herkunft ist. Die T- und A-Modelle von Ford aus den zwanziger und dreißiger Jahren, die bonbonfarbenen Straßenkreuzer aus der Petticoat-Ära, dazu natürlich die Muscle Cars aus den Siebzigern." Und aus Europa? "Vor allem die großen Marken wie Mercedes, Porsche oder Rolls-Royce. Hier gibt es noch echte Schnäppchen in allen Preislagen..."

Zufallskunden kaufen bis 80.000 Euro

Wir werden bei unserem Rundgang in der Tat rasch fündig. Für kleines Geld gibt es einen neuwertigen NSU Ro 80 (15.000 Euro), für mittlere Münze lockt ein Bentley-Kombi (Einzelstück um 45.000 Euro), für die dicke Brieftasche empfiehlt sich ein perfektes Silver Cloud III Chinese Eye Cabrio (110.000 Euro – nicht mehr verhandelbar).

Worauf muss man besonders achten? "Speziell bei seltenen Stücken gehen schon kleine Reparaturen richtig ins Geld", weiß Rob Williams. "Deshalb sollte das Auto entweder frisch restauriert oder in sehr gutem Originalzustand sein." Auch die Fans von Amischlitten kommen in Las Vegas voll auf ihre Kosten. Verführend günstig sind vor allem jene Modelle, die schon als Neuwagen nicht übermäßig stark nachgefragt waren.

Nur drei Beispiele für gute Stücke: ein 1975er Buick le Sabre Cabrio, original 13.500 Meilen und besser als neu (um 21.500 Euro); ein voll restaurierter 72er Oldsmobile Cutlass Supreme Cabrio mit Big-Block-V8 (um 24.500 Euro); ein 64er Chevrolet Corvair mit 2491 Meilen auf der Uhr für nur 12.500 Euro. Die Fahrzeuge in der gängigen Preisklasse von 20.000 bis 80.000 Euro werden meist vom Fleck weg an Zufallskunden verkauft.

Geheime Raritäten im Palace-Keller

Manchmal führt der Weg geradewegs vom Spieltisch in die Auto Collections – so im Falle eines ungenannten Außendienstlers, der beim Blackjack 50.000 Euro gewann und zwei Stunden später in einem Cadillac V16 die Stadt verließ. "Doch das war eine Ausnahme", gibt Rob Williams unumwunden zu. "Die meisten Leute, die sich für ein teures Auto entscheiden, kontaktieren uns zuvor über Telefon oder Internet." So wie jener Großindustrielle, der ohne mit der Wimper zu zucken fast fünf Millionen Euro für einen Mercedes 770 K auf den Tisch des Hauses blätterte ...

Hervorgegangen ist die Auto Collections aus der Sammlung des Hoteliers Ralph Ingelstad, der nach dem Vorbild des großen Bill Harrah aus Reno 847 teilweise extrem seltene Klassiker zusammengetragen hatte. Noch heute ruhen in den Katakomben des Imperial Palace Hotel hochkarätige Schätze, die von den neuen Besitzern Don Williams und Richie Clyne teilweise unter Verschluss gehalten werden.

Zu den geheimen Raritäten gehört die weltweit größte Sammlung an Mercedes 500 und 540 K, darunter nahezu die gesamte Flotte aus dem Führungszirkel des Dritten Reichs. Um die Preise nicht zu verderben, kommt nur alle Jubeljahre eines dieser Autos auf den freien Markt. "Die Mustang und Corvette verschwinden auf Nimmerwiedersehen", weiß der Herr des Hauses, "doch die richtig teuren Stücke kehren immer wieder zu uns zurück." Sein eigener Autogeschmack hingegen ist eher bodenständig: Vor dem Bungalow des Rob Williams parken ein Chevy Camaro SS und ein VW Hebmüller Cabriolet.