Für Diäten gibt es plötzlich eine ganz neue Zielgruppe: Sie sind nicht mehr nur ein Thema in Frauenzeitschriften, sondern auch in der PS-Zunft. Neue Autos werden leichter, ihre Motoren immer weniger hungrig. Benziner-Downsizing mit Turbo oder Diesel-Optimierung durch innovative Einspritzsysteme – das sind so die gängigen Lösungen, um Autos sparsamer zu machen. Und dann gibt es auch noch die radikale Null-Diät: Elektroautos mit Batterien, die überhaupt keinen Sprit mehr brauchen. Opel und Toyota dagegen wählen einen Kompromiss zwischen klassischen Abnehm-Tricks und dem kompletten Verzicht auf Treibstoff. Sie setzen auf einen Mischantrieb, bestehend aus Verbrennungs- und Elektromotor. Die Kombination der beiden Maschinen ist aufwendiger, als nur eine Antriebsart einzubauen.

Überblick: Alle News und Tests zum Opel Ampera

Opel Ampera
Opel sieht im Ampera ein Elektroauto, vom Prinzip ist der Wagen allerdings ein Plug-in-Hybrid wie der Prius.
Wer beherrscht den komplizierten Technik-Mix besser? Der Opel Ampera oder der Toyota Prius? Wo liegen die Unterschiede? Und wie wirken sie sich auf den Fahrbetrieb aus? Zunächst eine Standortbestimmung der beiden Testkandidaten. Opel legt Wert darauf, dass der Ampera wie das Schwestermodell Chevrolet Volt ein reines Elektrofahrzeug ist. Vortrieb gibt es nur, wenn der elektrische Antrieb (bestehend aus E-Motor plus kombiniertem Elektromotor/Generator) läuft. Ist die Batterie leer, zündet die Ottomaschine und fungiert als "Range Extender" (Reichweitenverlängerer), indem sie die Stromspeicher auflädt. Bei höherem Tempo treiben aber nicht nur die beiden Elektromotoren die Vorderachse an, sondern auch der 1,4-Liter-Vierzylinder über eine mechanische Verbindung. Darum ist der Ampera genau genommen ein Plug-in-Hybrid und kein reines Elektrofahrzeug. Fast exakt das Gleiche macht der Toyota Prius, der in seiner aktuellsten Form das Prädikat Plug-in-Hybrid im Modellnamen trägt.

Überblick: Alle News und Tests zum Toyota Prius

Toyota Prius
Deutlicher Fortschritt: Der Plug-in-Prius schafft 20 Kilometer rein elektrisch – mit bis zu 90 km/h.
Anders als der normale Prius hat er wie der Ampera eine Lithium-Ionen-Batterie an Bord, die mit einem Kabel an einem 230-Volt-Haushaltsanschluss mit Strom geladen wird. Nach zwei Stunden Ladezeit sind 4,4 Kilowattstunden im Speicher, und der Toyota lässt sich rund 20 Kilometer bis zu Tempo 90 rein elektrisch bewegen. Ein großer Fortschritt gegenüber dem Normal-Prius. Der kostet zwar rund 10.000 Euro weniger, schafft aber nur wenige Kilometer im Schneckentempo mit purem Elektroantrieb. Gleich drei Schalter helfen dem Prius-Fahrer, um den Antrieb möglichst effizient einzusetzen: HV/EV-Modus, EV-City-Modus und Eco-Modus. Beim Test mit gedrückter City-Taste erzielte er eine Stadt-Reichweite von 20,5 Kilometern. Das langt für Kurzstrecken, um den Prius als Elektroauto einzusetzen. Auf längeren Touren schaltet sich der 1,8-Liter-Vierzylinder zu, sorgt für Vortrieb und lädt gleichzeitig die Batterie. Der Durchschnittsverbrauch in der Stadt beträgt nur 2,63 Liter, die Kosten pro 100 Kilometer inklusive der Stromladung liegen bei 5,29 Euro.
Für den Ampera-Fahrer fällt die Stromrechnung höher aus. Der Opel hat eine größere Batterie und speichert 16 Kilowattstunden in einem halben Tag an der Steckdose. Folglich schaffte er bei unserer innerstädtischen Testfahrt auch 70,2 Kilometer im E-Betrieb. Wer also wert auf möglichst große E-Reichweite legt, muss den Ampera kaufen. Wie beim Toyota gibt's mehrere Antriebsprofile. Neben dem Normal-Modus gibt es eine Sport- und eine Gebirgseinstellung, außerdem die Funktion "Halten". Dann schont der Ampera seine Batterie, und der Benzinmotor läuft. Das ist etwa dann sinnvoll, wenn man auf der Autobahn fährt und erst später in der Stadt elektrisch unterwegs sein möchte.

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Opel Ampera Toyota Prius
Nutzwert gegen Sportlichkeit: Toyota Prius und Opel Ampera sprechen unterschiedliche Zielgruppen an.
Mögen Ampera und Prius technisch ähnlich sein, unterscheiden sie sich im Fahrbetrieb erheblich. Der Opel fährt sich dynamischer. Mächtig reißt ihn der E-Motor nach vorn und erzeugt Sportwagen-Feeling. Ob beim Ampelstart, Überholen oder auf der kurvigen Landstraße – der Ampera elektrisiert. Mit spontan ansprechender Lenkung und jederzeit williger Gasannahme wirkt er bis Tempo 100 sehr agil. Erst bei höheren Geschwindigkeiten lässt sein Vorwärtsdrang nach. Das Schöne am Ampera-Konzept: Auch wenn bei leerer Batterie der Ottomotor anspringt, schießt der Opel immer mit dem bulligen E-Drehmoment von maximal 370 Newtonmetern nach vorn. Und so wie er fährt, sieht er auch aus: flach, schnittig, amerikanisch. Ganz anders der Prius. Seine Karosserie ist auf mehr Nutzwert ausgerichtet, der Kofferraum größer, das Raumangebot insgesamt besser, und im Fond gibt es drei ordentliche statt nur zwei enge Sitzplätze. Ganz klar: Bei Toyota gibt es viel mehr Auto fürs Geld, zumal der Prius fast 10.000 Euro günstiger ist. Das gilt auch für den Fall, dass der Wagen über größere Distanzen bewegt wird. Im Benzinbetrieb mit leeren Batterien und ohne Nachlademöglichkeit brauchte der Prius auf der AUTO BILD-Normrunde 5,02 Liter pro 100 Kilometer, während der Ampera 7,19 Liter schluckte.
Weitere Details zu den beiden Hybriden gibt es in der Bildergalerie. Den kompletten Vergleichstest gibt es als Download im Online-Heftarchiv.

Fazit

Mit Saft aus der Steckdose fast lautlos durch die Stadt zu stromern hat seinen Reiz. Anders als bei reinen Elektroautos braucht der Fahrer mit Prius Plug-in und Ampera keine Angst zu haben, mit leerer Batterie liegen zu bleiben. Zum typischen Kurzstreckenpendeln vom Land in die Stadt taugt der Opel besser. Sein Ottomotor ist ein Notstromaggregat. Springt es an, läuft der Ampera leider ineffizient – ineffizienter als der Prius jedenfalls. Der Toyota ist der viel bessere Allrounder. Er wirkt ausgereifter und damit überzeugender.