Nix wie weg: für 29 Euro nach Mallorca. Oder nach London. Oder Venedig. Ryanair, Easyjet und Co haben es möglich gemacht. Doch die Zeit der extremen Discount-Tarife ist vorbei, Flugreisen sind deutlich teurer geworden. Echte Billigflieger gibt’s nicht mehr. Zumindest nicht am Flughafen. Macht nichts, günstig abheben kann man stattdessen mit Opel und Renault. Ganz neu schicken die Rüsselsheimer den Astra in der scharfen OPC-Version auf die Startbahn. Dort wartet schon der Renault Mégane RS mit 265 PS. Sein Preis: 31.980 Euro inklusive Cup-Paket. Der Astra kommt mit 35.150 Euro teurer, leistet aber auch 15 PS mehr als der Renault. Damit gehört er beim Preis pro PS zu den günstigsten Angeboten in Deutschland. Jede Pferdestärke kostet bei Opel 125,50 Euro, bei Renault sogar nur 120,70 Euro. Aber welcher Billigflieger gewinnt schneller an Höhe?
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Video: Renault Megane RS vs. Opel Astra OPC

Mehr PS fürs Geld

In diesem Test liegt der Schwerpunkt auf der dynamischen Leistungsfähigkeit der beiden Kandidaten. Ins Duell gehen sie mit identischen Voraussetzungen. Beide Dreitürer haben aufgeladene Vierzylinder und Vorderradantrieb. Ein höherer Ladedruck treibt Drehmoment (400 Newtonmeter) und Leistung (280 PS) beim Opel allerdings weiter nach oben. Wild schnaufend, zischend und pfeifend zieht er bei Vollgas vorwärts und ist nach 6,3 Sekunden auf 100 km/h. Nicht schlecht, nur hat der Pilot Mühe, einen sauberen Start hinzulegen. Nach dem Schalten lässt kurz der Druck nach, sodass der Ganganschluss nicht perfekt passt. Besonders auf der Rennstrecke fehlt dem Astra die Harmonie für ungetrübten Fahrspaß. Noch mehr stört die weiche Lenkung, die zu wenig vom Geschehen an den Vorderrädern ins Cockpit liefert. Das macht die Fahrt im Grenzbereich zu einer kippeligen Sache. Beim Einlenken reagiert der Astra erst zu forsch, dann ungenau – der Fahrer muss oft korrigieren. Ein Druck auf die OPC-Taste soll eigentlich das Lenkgefühl verbessern und Untersteuern reduzieren. Lenkung und Dämpfung werden zwar fester, doch es bleibt bei der geringen Rückmeldung und nervösen Spurhaltung.
Renault Mégane RS
Extrem agil: Der Renault Mégane fegt messerscharf um die Kurven, liegt neutral und ist sauschnell.
Die gute Seite daran: Für ein 19-Zoll-bereiftes Sportcoupé zeigt der Astra guten Schlechtwege-Komfort. Steht das serienmäßige Flexride-Fahrwerk in Normalstellung, werden Turbulenzen angenehm abgedämpft. Der Renault kennt diesen ruhigen Reiseflug nicht. Er ist immer hart und teilt jede Unpässlichkeit auf der Straße gnadenlos der Kabine mit. Es knallt, rumpelt und schüttelt. Mégane-RS-Fahrer sollten nur da hinziehen, wo die Straßen frisch asphaltiert wurden. Sonst drohen ihnen Bandscheibenschäden. Die harte Abstimmung belohnt den Fahrer dafür mit sehr guter Fahrdynamik auf der Handlingstrecke. Im RS spricht die Lenkung nicht nur direkt an, sie verliert auch mit zunehmendem Lenkwinkel nichts von ihrer wunderbaren Präzision. Dazu kommen kurze Schaltwege und ein drehfreudiger Motor, der in jeder Lage gierig am Gas hängt. Diese konsequente Art macht den Mégane gefühlt agiler als den Astra. Ein Eindruck, der nicht täuscht: Trotz PS-Defizits erzielt er fast die gleiche Rundenzeit wie der Opel, der stärker über die Vorderräder schiebt.Bereits im Normal-Modus werden ESP-Eingriffe nur bei groben Fahrfehlern spürbar; im Sport-Programm fehlt die Regelung fast ganz. Insgesamt bleibt der Mégane neutral und stabil – ein klarer Hinweis auf die Güte des Fahrwerks. Wie der Opel verfügt der Renault über eine Brembo-Sportbremsanlage, allerdings mit 15 Millimeter kleineren Scheiben. Dennoch packt seine Bremse besser zu. Beruhigend: Wem die Startbahn ausgeht, der freut sich auch im Billigflieger über einen kurzen Stopp.
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Hoppla, dieser Renault überrascht. Hatte ich ihm vor dem Test wenig Chancen gegen den Astra OPC eingeräumt, begeistert er mich auf der Rennstrecke sofort. Messerscharf fegt er durch die Kurven, liegt neutral und ist sauschnell. Der harte Fahrwerktrimm zahlt sich aus. Stimmig hat ihn Renault in der hauseigenen Sportfarbe lackiert und die Karosserie mit passendem Rennschmuck bestückt. Der Opel wirkt nicht nur farblich blasser. An den wichtigsten Schnittstellen zwischen Maschine und Fahrer – Lenkung, Schaltung und Gaspedal – reagiert er weniger spontan. Er kommt mir vor wie ein braver Familienvater, der am Wochenende die Sau rauslässt – dabei aber nicht so richtig zum Partylöwen wird.