Es sind schon seltsame Autos, um die es hier geht. Mercedes spricht beim CLS einfach von einem viertürigen Coupé. Nun meinen Puristen ja, dass Coupés zwei Türen besitzen – sonst wären es keine. Porsche bezeichnete den Panamera ursprünglich auch als Sport-Coupé, willkommen im Klub, dann aber doch lieber als Gran Turismo, GT also. Das wäre dann ein großzügig motorisiertes, vergleichsweise komfortables Auto. Und jetzt bringt Mercedes den CLS als Shooting Brake. Das wiederum ist so eine Art Kombi, der Name bezieht sich auf eine Karosserieform, bei der sich vornehmlich englische Adlige meist edle Coupés zu feinen Jagd-Transportern umbauen ließen.

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Video: Panamera vs. CLS Shooting Brake

Coupé oder Kombi?

Bild: AUTO BILD
Ein fülliges Heck und eine große Klappe tragen jetzt beide – Porsche und Mercedes. Bleibt die Frage, wo das Ensemble mehr Sinn ergibt. Beim CLS haben sich einfachere Naturen ja von Anfang an gefragt, ob Mercedes so etwas eigentlich darf. Also ein braves Auto wie die E-Klasse, von der die Technik stammt, so einzukleiden. Mit einer ausladenden Karosserie, Schwüngen, Kanten und Sicken, im schönsten Barock. Bestimmt nicht jedermanns Geschmack, aber ziemlich eindrucksvoll. Und der Shooting Brake treibt mit seinem schrägen Heck diesen Übermut noch weiter, garniert das aber sogar mit einem Hauch Vernunft. Denn als Brake verfügt der CLS nicht nur über einen anständigen Kofferraum, der im Normalfall 590 und mit umgelegten Rücklehnen 1550 Liter schluckt, sondern auch über ein merklich verbessertes Platzangebot im Fond. Hier gibt es mehr Kopffreiheit und damit eine bessere Sitzposition als im CLS-Viertürer.

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Porsche Panamera
Auch mit Diesel ist der große Panamera ein echter Porsche. Allzu viel Platz sollte man aber nicht erwarten.
Während dort Leute über 1,80 Meter auf den beiden Einzelsitzen mehr hocken als sitzen, sind sie im Shooting Brake auf der eher limousinenähnlichen Rückbank recht bequem untergebracht. Im Porsche sollte niemand zu viel Platz erwarten, das wäre nicht der Sinn der Sache. Denn trotz der üppigen äußeren Größe ist das Raumangebot an Bord eher knapp – schon wegen des mächtigen Mitteltunnels, der sich von vorn bis hinten durchs Abteil zieht. Doch die vier markant ausgeformten und sehr bequemen Einzelsitze bieten außergewöhnlichen Langstrecken-Komfort. Und, ach ja, einen Kofferraum hat der Panamera auch. Hier passen 445 bis 1263 Liter rein, die getrennt klappbaren Lehnen gehören zur Serienausstattung. Schon klar, jeder halbwegs anständige Kompakt-Kombi schluckt mehr. Hat aber mit Sicherheit keinen so imposanten Auftritt. Ob der Panamera eine Schönheit ist, wollen wir hier nicht endgültig beantworten, unbestritten sind jedoch seine Wucht, Konsequenz und fast einschüchternde Wirkung. Das gilt selbst für den Diesel. Selbstzünder sind in der Luxusklasse schon lange kein Makel mehr. Porsche und Mercedes beweisen das ein weiteres Mal nachdrücklich. Allerdings auf ziemlich unterschiedliche Art und Weise.
Anders als es die Modellbezeichnung verspricht, hat der CLS keinen 3,5-Liter unter der Haube, sondern einen Dreiliter. Der V6 leistet 265 PS bei 3800 Touren und stemmt sein maximales Drehmoment von 620 Nm bei 1600 Umdrehungen auf die Kurbelwelle. Mercedes verspricht den Sprint von null auf 100 in 6,6 Sekunden, die Spitze liegt bei 250 km/h. Keine leeren Versprechungen, wie sich schnell zeigt. Der Langhuber hat mächtig Dampf im Keller, legt auf Wunsch vom Fleck weg heftig los und zieht gewaltig durch. Ideal für die schnelle, gelassene Langstrecke. Dabei klingt der V6 warmherzig, mit einem leicht heiseren Grundton. Die 7G-Tronic- Automatik hält das hohe Niveau jedoch nicht ganz. Sie sortiert die Gänge zwar zügig, wirkt aber manchmal nervös und übermotiviert.

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Mercedes CLS Shooting Brake
Gelassener Gleiter: Der CLS Shooting Brake setzt auf Federungskomfort, nicht auf Sportlichkeit.
Mit dem überarbeiteten E-Klasse-Fahrwerk liegt der CLS erwartungsgemäß ausgeruht und gelassen, mit Schwerpunkt auf hohem Federungskomfort. Übermäßige sportliche Ambitionen hegt er nicht, dazu müsste auch die Lenkung wacher und schneller reagieren. Nominell genauso flott unterwegs wie der Mercedes ist der Panamera-Diesel, die Fahrleistungen sind praktisch identisch: null auf 100 in 6,8 Sekunden, Spitze 242 km/h. Sein Dreiliter-Diesel stammt ursprünglich von Audi, der V6 ist genauso langhubig ausgelegt wie der des Benz, leistet 250 PS bei 3800 Umdrehungen, das maximale Drehmoment von 550 Nm liegt bei 1750 Touren an. Nominell, wie gesagt, denn von Anfang an fährt der Porsche einen anderen Kurs: präziser, bissiger. Der Diesel fühlt sich trotz des kleinen Leistungsmankos in jeder Lebens lage kraftvoller und energischer an als der im Mercedes, klingt auch kerniger. Einen erheblichen Anteil am schneidigeren Gesamteindruck hat die Automatik. Die stammt vom japanischen Hersteller Aisin, verfügt mit acht Stufen über eine mehr als der CLS und geht überaus aufmerksam und überlegt zu Werke, verzichtet zum Beispiel auf übertrieben hohe Drehzahlen. Angenehm.
So beherrscht der Diesel-Porsche alle Übungen, den lockeren Sprint an der Ampel genauso wie das beherzte Überholmanöver. Erstaunlich ist dabei immer wieder, wie agil und gleichzeitig hochkomfortabel sich der Panamera fährt. Beim satt liegenden CLS sind die zwei Tonnen Lebendgewicht stets zu spüren, beim Porsche vergisst man sie. Dirigiert von der feinnervigen und präzisen Lenkung, pfeilt das mächtige Trumm leichtfüßig durch die Gegend. Also, für alle Skeptiker hier noch mal schwarz auf weiß: Der Panamera ist ein echter Porsche. Selbst als Diesel.
Mehr Details zu den beiden sportlichen Luxus-Dieseln gibt es in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel gibt es als Download im Online-Heftarchiv.