Jetzt wird es ernst für den VW Passat. Mit dem Audi A4 Avant und dem BMW 3er Touring warten zwei Platzhirsche auf den Neuen. Der strebt mit Auftritt, Größe, aufwendiger Technik und hoher Verarbeitungsqualität ja sichtlich nach Höherem. Da kommen Audi und BMW gerade recht, um dem Streber aus Wolfsburg mal auf den Zahn zu fühlen.  Alle drei fahren mit starken Dieseln vor, dazu sind Allrad, Automatik und Vollausstattung an Bord.

Der neue Passat Variant setzt die Maßstäbe im Vergleich

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Video: Passat vs. A4 vs. 3er (2014)

Erster Vergleich der Allrad-Kombis

Mit seinem Raumangebot liegt der Passat schon mal vorn, er bietet viel mehr Platz als A4 und 3er. Und der großzügige, luftige Raumeindruck wird durch das geradlinige und kantige Design noch mal betont. Allerdings: Genau wie beim Vorgänger ist uns die Sitzposition zu hoch, zu weit unterm Dach. Seltsam, dass VW das nicht verändert hat. Im 3er sitzt man tiefer, näher an der Straße und irgendwie mehr im Auto. Ein Eindruck, der durch die griffigen Sportsitze und das eng um den Fahrer herumgezogene Cockpit noch unterstützt wird. Im A4 gehen Platz, straffe Sportsitze und Sitzposition vorn in Richtung des 3er, vielleicht nicht ganz so sportlich betont – und er ist auch noch eine Spur knapper geschnitten. Im Fond können wir schon von einem Klassenunterschied sprechen – so riesig ist der Passat. Ja, wirklich riesig, die Bewegungsfreiheit ist ungleich größer als in den beiden anderen. Egal ob für lange Beine mit Model-Maßen oder mächtige Sitzriesen – genügend Platz für alle ist vorhanden. Und eine bequeme Sitzbank.
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Audi geizt im A4 beim Raum für Passagiere und Gepäck

Audi A4
Kneift ein wenig: Der Audi A4 bietet sowohl hinter der Heckklappe als auch in Reihe Zwei den wenigsten Platz.
Gemütlich sitzt man auch im BMW, ähnlich wie vorn gilt hier: Der 3er hat zwar mess- und spürbar weniger Platz als der Passat, eng ist es deshalb noch lange nicht. Nur der Audi fällt, wie gesagt, deutlich ab, er ist im Fond noch mal eine Nummer kleiner als der BMW, man sitzt deshalb etwas angespannt, größere Kerle müssen sich zusammenfalten. Ganz ähnlich sieht es beim Gepäckabteil aus: Mit 490 bis maximal 1430 Litern muss sich der Avant hinten anstellen, der Touring liegt mit 495 bis maximal 1500 Litern knapp vor ihm. Und der Passat Variant spielt mit 650 bis 1780 Litern erneut in einer eigenen Liga. Wie gesagt: riesig. Für Leute, die den Stauraum wirklich brauchen, dürfte damit schon mal eine Entscheidung gefallen sein. Zumal der VW – im Vergleich als Highline dabei – jetzt bei Qualität und Materialauswahl mit dem Audi gleichgezogen hat. Angetrieben wird der A4 vom Dreiliter-TDI mit 245 PS. Der klingt praktisch überhaupt nicht mehr nach Diesel, sondern einfach wie ein feiner V6, läuft seidenweich, kultiviert, flüsterleise, hat jede Menge Kraft, kurz: ein wunderbares Aggregat.
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Auch das Siebengang-DSG macht seine Sache ordentlich, schaltet zügig und aufmerksam. Nicht ganz so gefallen haben uns die synthetisch wirkende, gefühllose Lenkung und die nicht ganz harmonische Fahrwerkabstimmung: Der A4 neigt auf Querfugen zum Stuckern, liegt unruhiger und nervöser als etwa der BMW. Und noch ein kleiner Wermutstropfen: Mit sieben Litern verbrauchte der Audi hier knapp am meisten.

Fahrdynamik bleibt oberste BMW-Domäne

BMW 3er
Liegt einfach satt und fest auf der Straße: Die adaptiven Dämpfer im 3er sind eine Empfehlung wert.
Der BMW kam auf 6,5 Liter und düst auch sonst nach vorn, und zwar weit. Der 3er, mit den adaptiven Dämpfern für 1100 Euro, liegt einfach satt und fest auf der Straße, federt sensibler als der Audi und fährt sich mit der feinnervigen Lenkung sehr präzise. Eins ist aber auch klar: Wie der A4 verfügt er als Allradler zwar über hervorragende Traktion, ihm fehlt jedoch die Messerschärfe des Hecktrieblers, dessen fröhlicher Übermut in schnellen Kurven etwa. Er untersteuert dann doch lieber brav. Man sollte daran denken, bevor man das xDrive bestellt. Als absoluter Traum darf der Dreiliter-Diesel mit 258 PS im BMW gelten. Der geht mit der superschlauen und schnellen ZF-Achtstufen-Sportautomatik eine ideale Partnerschaft ein. Der Reihensechszylinder läuft zwar rauer und klingt auch kerniger als der Audi-V6, hat aber noch mehr Biss, noch mehr Temperament. In unglaublichen 5,3 Sekunden stürmt der 330d auf Tempo 100 – nur echte Sportwagen schaffen so etwas sonst. Der VW tritt mit dem doppelt aufgeladenen Zweiliter mit 240 PS an, für sich genommen auch ein tolles Triebwerk. Kräftig, antrittsstark und drehfreudig spielt es mit dem Siebengang-DSG einen gepflegten Doppelpass. Dazu summt der TDI nur ganz friedlich, der neue Passat ist sowieso ein außergewöhnlich leises Auto geworden.
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Beim Bezahlen hört bei allen Dreien der Spaß auf

Audi A4 BMW 3er VW Passat
Kostbare Kombis: Unter 50.000 Euro sind die getesten Versionen von A4, 3er und Passat nicht zu haben.
Zum hohen Fahrkomfort tragen auch die adaptiven Dämpfer (Serie beim 240-PS-Diesel) bei, die sich zwischen Sport und Komfort abstimmen lassen. Der VW federt damit ausgewogen, fühlt sich solide an, fast etwas schwer, und fährt sich trotzdem sehr handlich. Ein bisschen wie ein Golf XXL. Die Lenkung reagiert feinfühlig, gibt genügend Rückmeldungen. Alles bestens also? Nicht ganz, denn gegen die geballte Kraft der Sechszylinder von Audi und BMW kann der kleinere VW-Vierzylinder bei hohem Tempo irgendwann dann doch nichts mehr ausrichten, die ziehen ihm unaufhaltsam davon. Na ja, und der Verbrauch liegt mit 6,7 Litern eben auch nicht niedriger als beim schnelleren BMW. Und die Kosten? Wirklich günstig sind die drei nicht, angesichts der Ausstattung war das zu erwarten. Der Grundpreis für den Passat liegt bei 44.625 Euro. Mit der Ausstattung, die wir in den Testwagenpreis einberechnen kommt er auf 51.455 Euro. Nicht weit dahinter folgt der Audi (Grundpreis 48.250 Euro) mit 53.530 Euro, und der BMW (Grundpreis 49.800 Euro) zeigt mit 57.300 Euro keine falsche Bescheidenheit. Nicht nur beim Preis hat der Passat also Kontakt zu den Nobelkombis aufgenommen. Bei manch anderen Qualitäten hat er sie bereits überholt.
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Fazit

Mit 590 Punkten gewinnt der Passat. Nie zuvor hat ein Auto bei AUTO BILD so viele Punkte eingefahren. Doch das Ergebnis ist logisch: Der VW ist riesengroß, fährt agil, sicher und komfortabel, lässt sich leicht bedienen und ist voll vernetzt. Vielen mögen die Lorbeeren nicht gefallen – aber das Ergebnis basiert auf harten Testkriterien. So haben selbst der großartige BMW und der feine Audi keine Chance.