Pendlerpauschale 2022: aktuell, Erhöhung, Steuer
Lindner für höhere Pendlerpausche: Das müssen Sie wissen!

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Finanzminister Lindner hat als Entlastung für steigende Energiepreise eine Erhöhung der Pendlerpauschale vorgeschlagen – ab dem ersten Kilometer. Die Reaktionen sind unterschiedlich. Aktuelle Infos zur Entfernungspauschale!
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Inhaltsverzeichnis
- Wie will Finanzminister Lindner die Pendlerpauschale erhöhen?
- Wie sind die Reaktionen in der Ampelkoalition?
- Was sagt der ADAC zu Lindners Vorschlag?
- Wann wurde die Pendlerpauschale zuletzt erhöht?
- Was hat die Bundesregierung wegen der hohen Energiepreise beschlossen?
- Welche Kritik gibt es an den Beschlüssen?
- Was ist die Pendlerpauschale?
- Wie lange gibt es die Pendlerpauschale schon?
- Gibt es die Pendlerpauschale nur für Autofahrer?
- Wie hoch ist die Pendlerpauschale?
- Wie berechnet sich die Pendlerpauschale?
- Wie kommt man an das Geld der Entfernungspauschale?
- Welche Alternativen zur Pendlerpauschale werden diskutiert?
Angesichts stark gestiegener Energiepreise hat Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) eine deutliche Erhöhung der Pendlerpauschale ab 2023 vorgeschlagen: "Viele Menschen müssen jeden Tag zur Arbeit pendeln. Hohe Energiekosten treffen sie ganz besonders. Diese arbeitende Mitte der Gesellschaft sollten wir auch zukünftig entlasten", so Lindner zur Deutschen Presse-Agentur. Ähnlich hatte er sich zuvor auf Twitter geäußert.
Wie stark die Pauschale steigen sollte, sagte der FDP-Chef nicht. Die Erhöhung sollte nach seinen Vorstellungen aber ab dem ersten Kilometer greifen und nicht nur für Fernpendler gelten. Die Pauschale gelte unabhängig vom gewählten Verkehrsmittel und setze Anreize für kosten- und energiesparendes Verhalten, so Lindner.

Finanzminister Lindner hat eine Erhöhung der Pendlerpauschale als Entlastung für gestiegene Energiepreise ins Spiel gebracht.
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In der Ampelkoalition sorgte Lindners Vorschlag für ein geteiltes Echo. Während SPD-Fraktionsvize Achim Post ihn mit Blick auf "Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gerade im ländlichen Raum" begrüßte, sah Grünen-Fraktionsvize Andreas Audretsch vor allem Vorteile für Gutverdiener. Ähnlich äußerten sich Vertreter von Verkehrsverbänden, Verbraucherschutz und Gewerkschaften. So forderte das DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell "ein Mobilitätsgeld, das unabhängig vom Einkommen und gewählten Verkehrsmittel gewährt wird".
Wegen der massiv gestiegenen Spritpreise war die Pendlerpauschale in Deutschland zuletzt früher erhöht worden als ursprünglich geplant – allerdings nur für Fernpendler. Nicht erst ab dem 1. Januar 2024, sondern bereits rückwirkend zum 1. Januar 2022 gibt es ab dem 21. Kilometer einen steuerlichen Zuschuss von 38 Cent statt wie bisher 35 Cent pro Kilometer.
Die Maßnahme ist Teil eines milliardenschweren Entlastungspakets der Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP gegen die explodierenden Energiekosten. Das Paket enthält auch eine frühere Abschaffung der EEG-Umlage über die Stromrechnung, einen Sofortzuschlag für einkommensschwache Familien mit Kindern und einen Einmalzuschuss von 100 Euro für Bezieher von Hartz IV, Grundsicherung und Sozialhilfe. Außerdem wurde die Werbekostenpauschale für Arbeitnehmer rückwirkend erhöht, ebenso der Grundfreibetrag bei der Einkommensteuer.

Die Entfernungspauschale wird verkehrsmittelunabhängig gezahlt, also auch an Fußgänger und Radfahrer.
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Kritik von der Opposition gab es nicht nur zum beschlossenen Maßnahmenpaket, sondern auch an der Erhöhung der Pendlerpauschale. Während arme Menschen einen Einmalzuschuss von gerade einmal 100 Euro bekämen, könnten sich Gutverdiener durch sie über einige Hundert Euro mehr im Geldbeutel freuen, sagte Linke-Vorstandsmitglied Maximilian Becker.
Verkehrsexpertin Marion Tiemann von der Umweltorganisation Greenpeace nannte die Erhöhung der Pendlerpauschale "das Gegenteil von sozialer Gerechtigkeit". Von ihr profitierten vor allem Menschen aus der Vorstadt oder dem Umland, die lange Arbeitswege zu gut bezahlten Jobs zurücklegten.
Die Pendlerpauschale oder Entfernungspauschale ist eine steuerliche Erleichterung für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Sie soll die Kosten reduzieren, die bei der Fahrt zur Arbeitsstätte entstehen, sofern der Arbeitgeber diese nicht erstattet.
Wie lange gibt es die Pendlerpauschale schon?
Die Entfernungspauschale gibt es bereits seit 1920. Im Jahr 2007 wurde sie aus Spargründen von der Großen Koalition für die ersten 20 Kilometer gestrichen, kurz darauf nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) wieder eingeführt.
Nein, die Pendlerpauschale wird verkehrsmittelunabhängig gezahlt. Also nicht nur für Menschen, die mit dem Auto zur Arbeit fahren, sondern auch für Radfahrer oder Nutzer von öffentlichen Verkehrsmitteln.
Die Pendlerpauschale beträgt derzeit 0,30 Euro für jeweils die ersten 20 Kilometer, danach sind es 38 Cent. Dieser Betrag ab dem 21. Kilometer gilt rückwirkend zum 1. Januar 2022. Vorher waren es 35 Cent.
Zwei Rechenbeispiele: Ist jemand im Jahr 2021 an 200 Tagen 20 Kilometer als einfachen Weg zur Arbeit gefahren, beträgt die absetzbare Pendlerpauschale 200 x 20 x 0,30 Euro = 1200 Euro. Bei Fahrten zur Arbeit über 50 Kilometer an 220 Tagen im Jahr 2022 kommen 3828 Euro zusammen (220 Tage x 20 Kilometer x 0,30 Euro = 1320 Euro plus 220 Tage x 30 Kilometer x 0,38 Euro = 2508 Euro).
Sie kann nur einmal pro Arbeitstag für den einfachen Weg zur ersten Tätigkeitsstätte berechnet werden, und zwar für die kürzeste Strecke. Seltene Ausnahmen sind möglich, beispielsweise wenn eine andere Route deutlich verkehrsgünstiger verläuft. Für den Weg mit dem Motorrad/Moped, Fahrrad oder im Rahmen einer Fahrgemeinschaft können maximal 4500 Euro angerechnet werden.
Die Pendlerpauschale kann bei der Lohn- und Einkommensteuer als Werbungskosten für die Fahrten zur Arbeit steuermindernd geltend gemacht werden, wird also in der jährlichen Steuererklärung genutzt. Sie reduziert somit die Steuerlast des Arbeitnehmers.

Die Pendlerpauschale wird in der Einkommensteuererklärung geltend gemacht. Ab Kilometer 21 betrug sie bislang 35 Cent, jetzt sind es 38 Cent.
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Die Erhöhung der Pendlerpauschale ist umstritten, selbst innerhalb der Ampelkoalition. Die Grünen halten die Maßnahme für sozial ungerecht und ökonomisch wie ökologisch kontraproduktiv.
Als Alternative wird unter anderem von Verbraucherschützern, dem VCD (Verkehrsclub Deutschland) und der Partei Die Linke ein "einkommensunabhängiges Mobilitätsgeld" vorgeschlagen, bei dem ein einheitlicher Betrag pro Kilometer direkt von der Steuerschuld abgezogen werden würde. Nach Vorstellung des ACE (Auto Club Europa) würden auch nicht steuerpflichtigen Personen das Mobilitätsgeld als Kompensation für ihren Fahrtweg erhalten.
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