Auf dem Pariser Autosalon hat Peugeot den neuen 508 vorgestellt: mit neuer Optik, einigen neuen Assistenzsystemen und frischen, sparsameren Euro 6-Motoren. Und das Facelift hat dem französischen Mittelklasse-Modell gut getan. Der Markenlöwe sitzt nun wie zuletzt in den 60ern und 70ern mittig im aufrecht stehenderen Grill, in den schmalen Scheinwerfern blitzen bei der Ausstattungsstufe Allure für 1290 Euro Aufpreis insgesamt 44 LEDs – das wirkt selbstbewusst, aber dennoch nicht überkandidelt. Auch die Heckschürze wurde modifiziert und ist nun nicht nur schnittiger, sondern soll auch mehr Schutz bieten. Wie gehabt gibt es den 508 als Limousine, Kombi SW und Crossover RXH.
Peugeot 508 Cockpit
Innen hat Peugeot gut aufgeräumt. Statt vieler Knöpfchen gibt's nun ein Siebenzoll-Touchscreen.
Wer auf dem Fahrersitz Platz nimmt, merkt sofort: Hier wurde aufgeräumt. Es gibt weniger Knöpfchen, dafür aber ab der zweiten Ausstattungsstufe Active einen Siebenzoll-Touchscreen, der prompt auf Fingerstupser reagiert und auch sonst prima bedienbar ist. Wer möchte, kann sein Smartphone per Bluetooth anschließen, und über Connect Apps (379 Euro) kommen Echtzeit-Verkehrsinfos, aktuelle Benzinpreise der umliegenden Tankstellen und Tipps für freie Parkplätze herein. Insgesamt wirkt das Cockpit hochwertig, billiges Plastik gibt's nicht. Die Sitze passen prima, sind vielfach verstellbar und kraulen in der 1800 Euro teuren Voll-Leder-Ausstattung auf Wunsch sogar leise summend den Rücken. Grandios ist auch das serienmäßige Panoramafenster (Access: 600 Euro) im Kombi, ein echter Lichtblick! Dafür ist hier die Sicht nach hinten wegen der kleinen Heck- und Seitenfenster nicht so berauschend. Gut, dass Peugeot zumindest optional eine Rückfahrkamera anbietet.
Das Platzangebot ist unverändert auf allen Plätzen auch für Große hervorragend, der Kofferraum schluckt in der Limousine üppige 515 bis 1381 Liter. Wer mehr transportieren muss, sollte den Kombi bestellen – in den passen 560 bis 1698 Liter. Beim Einladen stört allerdings die breite Ladekante.
Frischer Franzose in Fahrt
Im Stadtverkehr wirkt der neue BlueHDI 180 im Kombi etwas behäbig, auf der Autobahn zeigt er seine Qualitäten.

Den SW werden nach wie vor die meisten Käufer wählen, vor allem mit dem bekannten 150 PS-Diesel. Wer ein bisschen mehr Wumms möchte, kann sich für den neuen BlueHDI 180 entscheiden: Mit 180 PS und 400 Newtonmeter Drehmoment wuchtet er den Kombi in 8,6 (Limousine 8,5) Sekunden auf Tempo 100, die maximale Reisegeschwindigkeit liegt bei 226 (230) km/h. Druck aufs Knöpfchen: Leise brummend geht's los. Die neue EAT6-Automatik schaltet früh, hält die Drehzahlen durchweg im unteren Bereich; das mag spritsparend sein (Peugeot verspricht einen Verbrauch von 4,6 bzw. 4,4 Litern), lässt den Zweiliter-Diesel im Stadtverkehr oder Stau aber zunächst recht behäbig wirken, zumal die Lenkung zwar präzise, aber relativ schwergängig ist. Für den Stadtverkehr ist er aber auch nicht gedacht, und auf längeren Autobahnfahrten zeigt die Zweiliter-Maschine ihre Qualitäten: Beim Überholen greift sie knackig zu, bei freier Fahrt läuft sie kultiviert und kraftvoll. Das Fahrwerk ist durchaus straff, aber noch schön komfortabel abgestimmt.

Neuer 1,6-Liter-Benziner mit Euro-6-Norm

Peugeot 508 Limousine
Der neue 1,6-Liter-Benziner geht auch bei niedrigen Drehzahlen überraschend frisch voran.
Bei den Benzinern gibt's ein ganz frisches Aggregat: den 1.6 THP mit 165 PS und Start-Stopp-Technik (ab 28.950 Euro). Wir haben ihn in der Limousine ausprobiert, bei der er wohl gefragter sein wird. Im Gegensatz zum schwereren Diesel-Kombi macht sich der Benziner in der Stadt prima, geht dank Twin-Scroll-Turbolader auch schon bei niedrigen Drehzahlen überraschend frisch voran. Weil ihm nach oben hin aber irgendwann die Luft ausgeht, wirkt der Motor auf der Autobahn etwas angestrengt. Die neue EAT6-Automatik macht ihre Sache hier gut, schaltet unaufgeregt und präzise. Und ist wohl für Cityfahrten die bessere Wahl als das leider etwas hakelige Sechsgang-Schaltgetriebe, mit dem der 1.6 THP laut Peugeot nur 5,8 Liter verbrauchen soll. Bei der ersten Ausfahrt war dieser Wert freilich nicht zu erreichen, der Verbrauch pendelte sich laut Bordcomputer bei gut sieben Litern ein.
Peugeot  508 RXH Hybrid
Einer für alle Fälle: der 508 RXH Hybrid.

Wer umweltfreundlich fahren möchte, kann aber auch zur hybriden Crossover-Variante RXH Hybrid4 greifen, die sich mit vier Litern Sprit begnügen soll. Und tierisch Spaß macht! Leise säuselnd fährt der Kombi fürs Grobe im E-Modus an, bis bei kräftigerem Tritt aufs Gaspedal vergleichsweise laut brüllend der 163 PS starke Diesel anspringt. Im Auto-Modus geht's relativ unaufgeregt durch Stadt und Land. Ein Dreh am Regler: Sport! Jetzt dreht der Motor deutlich höher, und wenn nötig geht die Kraft der beiden Motoren an beide Achsen. Spritzig flitzt der RXH um Kurven und Berge hinauf, und wenn's ungemütlich wird, wühlt er sich im vierten Fahrmodus 4WD mit permanentem Allradantrieb trotzdem munter weiter. Ein Auto für alle Gelegenheiten, vor allem, da Kofferraum und Fahrgastzelle reichlich Raum bieten.

Totwinkelwarner und Rückfahrkamera

Peugeot Touchscreen
Vom 11. Oktober 2014 an gibt's den 508 auch mit Totwinkelwarner und Rückfahrkamera.
Auch bei den Assistenzsystemen hat Peugeot nachgerüstet, zumindest ein bisschen. Beim Spurwechsel meldet ein Totwinkelwarner Gefahr, und beim Einparken hilft eine Rückfahrkamera mit farbigem Bild auf dem Touchscreen. Schick ist auch das optionale, ausfahrbare Head-up-Display, auf dem Geschwindigkeit und Navi-Anweisungen klar und deutlich ablesbar sind. Abstandsradar oder einen Notbremsassistenten, wie sie bei vielen Konkurrenten mittlerweile selbstverständlich sind, gibt es aber nach wie vor nicht. "Eine bewusste Entscheidung", sagt Pressesprecher Ulrich Bethscheider-Kieser dazu. "Wir haben die Technik zwar, aber man muss sich immer überlegen, wie weit man bei einem Facelift gehen möchte." Wären weitere elektronische Helfer im 508 verbaut worden, hätte sich das deutlich bei der Preisliste bemerkbar gemacht. Zu deutlich.
So aber bleibt der 508 preislich ein paar Hundert Euro unter dem großen Konkurrenten VW Passat. Das neue Modell ist als 508 Limousine ab 25.250 Euro, als 508 SW ab 26.300 Euro und als 508 RXH Hybrid4 ab 43.650 Euro bestellbar. Zusammengeschraubt wird der 508 künftig übrigens in China, wo auch mehr als jedes dritte Exemplar verkauft wird. Mal gucken, ob das so bleibt - oder ob der Franzose nach dem Facelift auch mehr Europäer anspricht. Wer einen davon kaufen möchte, muss sich nicht lange gedulden: Von Samstag, 11. Oktober 2014, an steht der Franzose bei den Händlern.

Von

Maike Schade