Herzlich willkommen! Wir haben einen Mitbewohner, über 30.000 Kilometer, sechs Monate, Redaktionsstress, Wind und Wetter, von Rennstrecke zu Rennstrecke, Hektik, normaler AUTO BILD SPORTSCARS-Alltag.
Sein Name: Peugeot 508 SW PSE, "Selenium Grau" mit neongelben – Kryptonite genannten – Akzenten, mächtigen Schürzen, Seitenschwellern, kleinen Winglets überall an den Seiten, Diffusor und, und, und. Vollausstattung serienmäßig, Ledersessel mit Massagefunktion, 20-Zöller – und sauteuer obendrein. Dieser 508 ist mit 360 PS Systemleistung aktuell der stärkste Peugeot und mit 71.600 Euro auch der teuerste. Das mal so als Vorgeschmack.
Peugeot 508 SW PSE
Mal schnell nach Österreich, dann zu Ferrari nach Italien – macht dem 508 nichts. Er liebt Langstrecke.
Bild: AUTO BILD Syndication

Unser erster Plug-in-Hybrid, bedeutet was genau? Pauschal, dass wir ab und zu auch elektrisch rumrollen können. Aber die Technik im 508 PSE hat noch viel mehr zu bieten. Der Name PSE – Peugeot Sport Engineered – sagt schon alles. Hier wurde der Elektrozusatz nicht zur des Sparens wegen verbaut. Die E-Power soll auch für mehr Dynamik und vor allem für Schub sorgen.

In 5,2 Sekunden auf Tempo 100

Was sagen die Fakten? Insgesamt stehen maximal 360 PS und 520 Newtonmeter zur Verfügung. Dafür ist vorn ein 1,6-Liter-Vierzylinder-Turbo mit 200 PS platziert. Der wird durch zwei E-Motoren verstärkt. Einer davon sitzt zwischen dem Verbrenner und dem Getriebe, der zweite an der Hinterachse sorgt gleichzeitig für den Allradantrieb. Der elektrische Teil des Antriebsstrangs wird aus einer 11,5-kWh-Batterie versorgt.
Peugeot 508 SW PSE
Trotz sportlicher, schräger und flacher Karosserie passt erstaunlich viel Redaktionsgepäck in den Kofferraum.
Bild: AUTO BILD Syndication

So soll der Kombi in 5,2 Sekunden von null auf 100 km/h sprinten. Elektrisch angetrieben sind bis zu 140 km/h möglich, die Höchstgeschwindigkeit wird elektronisch auf 250 km/h begrenzt. Klingt nach viel Gewicht, mit 1950 Kilogramm ist der Franzose auch wirklich kein Leichtgewicht. Aber das ist heutzutage kein großer Nachteil, siehe BMW M4 mit mehr als 1,6 Tonnen.
Ab auf die erste Dienstreise. Es geht nach Österreich zum Red Bull Ring. KTM stellte dort seinen neuen Sportwagen vor. Die Tour beginnt zunächst mit viel Speed auf deutschen Autobahnen. Eine im Vergleich zum "normalen" 508 verbreiterte Spur und viel Feinarbeit am adaptiven Fahrwerk schaffen zum einen jede Menge Komfort und auf Knopfdruck eine gesunde, sportliche Härte.

Kein sanfter Übergang

Schnelle Kurven mit mehr als 200 km/h durcheilt er extrem satt, harte Kanten und Fugen tun ihm aber auch nicht weh. Das zunächst zu klein wirkende Lenkrad ist überraschend alltagstauglich und überhaupt nicht so hyperagil wie erwartet. Im Gegenteil, die Lenkung bietet genügend Rückmeldung. Das achtstufige Automatikgetriebe agiert stets willig und ahnt die gewünschten Schaltpunkte voraus.
Peugeot 508 SW PSE
Der 508 SW PSE ist ein Exot auf unseren Straßen.
Bild: Lena Willgalis / AUTO BILD

Die Übergänge zwischen Verbrenner und Elektromotor könnten manchmal sanfter sein. Und will man mal schnell von 100 auf 200 durchziehen, geht das extrem flott. Vorausgesetzt, der Akku ist einigermaßen voll. Den kann man übrigens immer während der Fahrt nebenbei mitladen.
Bei Tempo 190 setzt die Elektrounterstützung aus. Ab diesem Zeitpunkt schiebt nur der Vierzylinder an, das genügt aber locker für Tempo 230 und mehr, ohne viele Kilometer Anlauf. Weil wir gerade dabei sind: Oft wurde bei den Franzosen mit ihren kleinen Lenkrädern moniert, dass man zu wenig im Tacho sehen könne. Ist hier beim 508 in Ordnung.

Wirklich sparsamer unterwegs?

Runter von der Autobahn, kurz in die Stadt. Mal schnell in eine Parklücke zwängen? Geht trotz 4,78 Meter Länge erstaunlich gut. Der Clou: Die Vorderräder lassen sich extrem anwinkeln. Auch schlechte Straßen sind mit dem aufgebrezelten Fünfer richtig entspannt. Selbst die 20-Zöller kosten kaum Komfort. In den Kofferraum passt eine Menge rein. Das sieht man ihm wegen seiner schrägen Linien und des flach gedrückten Dachs gar nicht an.
Peugeot 508 SW PSE
Das extrem kleine Lenkrad ist anfangs gewöhnungsbedürftig. Das Cockpit? Modern und logisch bedienbar.
Bild: Lena Willgalis / AUTO BILD

Kommen wir noch zu den Kosten. Das mit den über 70.000 Euro klammern wir jetzt mal aus. Die deutsche Konkurrenz wie der VW Arteon R Shooting Brake ist nicht viel günstiger. Doch sind wir mit so einem Hybrid wirklich sparsam unterwegs? Im Alltag, in der Stadt und auf Kurzstrecken trifft das auf jeden Fall zu. Da nutzt man oft den E-Antrieb.
Doch bei unseren Dienstreisen muss es oft schnell gehen, viel Autobahn. Da tragen die E-Motoren eher zum Schub bei, anstatt zu sparen. Zusammengerechnet kommen wir in den ersten Wochen auf rund acht Liter Super. Reichweite? 400 bis 500 Kilometer, der Tank ist sehr klein. Mal sehen, ob wir das auf die nächsten Monate niedriger hinbekommen.

Technische Daten und Preis: Peugeot 508 SW PSE

• Motor R4, Turbo (147 kW) plus zwei E-Motoren (81/83 kW), vorn quer
• Akkukapazität 11,5 kWh
• Systemleistung 265 kW (360 PS)
• Systemdrehmoment 520 Nm
• Antrieb Allrad/Achtstufenautomatik
• L/B/H 4780/1860/1420 mm
• Leergewicht 1950 kg
• Kofferraum 530-1780 l
• 0–100 km/h 5,2 s
• Spitze 250 km/h
• Verbrauch 2,03 l S + 16,6 kWh/100 km
• E-Reichweite 42 km (WLTP)
• Preis ab 71.600 Euro
Guido Naumann

Fazit

Wir sind nach den ersten Kilometern positiv überrascht, wirklich! Kaum zu glauben, dass so ein Hybrid im Redaktionsstress so viel Platz, Komfort und Speed bietet. Wir freuen uns auf die nächsten Touren.