Pampersbomber! Gemüsekiste! Postauto! Handwerkerkarre! Ja, es gibt viele Worte für solche Kastenwagen, die meisten sind böse. Warum eigentlich? VW Caddy und Peugeot Partner Tepee sind Freunde für ein entspanntes Leben. Entschleuniger, sozusagen. Wenn dich im Rückspiegel zwei süße Kulleraugen angucken und sich der Schnulli im Mund dreht, wenn du eine Waschmaschine in den Kofferraum packst, ohne irgendwas umzuklappen, oder den kompletten Ikea-Einkauf, dann willst du gar kein Auto mit Sportfahrwerk und fetten Rädern. Sondern einen Pampersbomber! Komm mit mir in die Kiste! Aber in welche? (Fast) neuer VW Caddy oder immer frisch gehaltener Peugeot Partner Tepee? Wir klären das.

Beim Familienurlaub mit großem Gepäck gewinnt der Caddy

VW Caddy
Wolfsburger Laderaumwunder: Hinter die Heckklappe des Caddy passen immer 750 Liter.
VW hat dem Caddy eine Frischzellenkur spendiert. Ganz klar: Neuer Touran steht im Handel, da darf der günstigere Bruder aus der Nutzfahrzeug-Abteilung nicht alt aussehen. Hier tritt ein Caddy als Zwoliter-TDI mit völlig ausreichenden 102 PS an, Ausstattung Trendline, Fünfsitzer. Das Kofferraumduell gewinnt der Caddy schon mal gegen den Partner. Bei aufrechter Sitzreihe passen 750 Liter in den VW, bei topfebener Ladefläche unfassbare 3030 Liter und somit fast doppelt so viel wie etwa in einen Golf Variant. Noch Fragen, liebe Eltern? Ach ja, der Peugeot: 505 Liter im Normalzustand und 3000 Liter, wenn er zum Zweisitzer wird. Der Partner hat ebenfalls einen Diesel unter der Haube, weniger Hubraum, dafür mehr PS: Der 1.6er hat 120 Pferdchen. Der VW hat hinten eine Starrachse und Blattfedern, nicht die Golf-Mehrlenkerachse aus der Weltraumforschung. Merkt man das?
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In Sachen Fahrwerk zeigt sich der Peugeot ausgewogener

Peugeat Partner
Harmonischer als der VW: Bis auf die leicht polternde Vorderachse zeigt sich der Peugeot ausgewogen.
Ja! Auf langen Wellen ist der VW unterdämpft, viel zu weich gefedert. Resultat: Bei schneller Fahrt über welligen Asphalt schwingt er hinten nach, liegt voll beladen schneller auf den Gummipuffern auf. So fährt zwar keine Mutti, aber unser Tester Mirko Menke. Spontaner Gedanke: "Haua, haua, ha! Gibt's bei VW nur neuen Asphalt und keine Baumwurzeln unter der Piste?" Peugeot kann das besser. Dank Schraubfedern auf der hinteren Starrachse hat der Partner das ausgewogenere Fahrwerk, wäre da nicht das leichte Poltern an der Vorderachse, das wir ja von Peugeot kennen. Trotzdem: Für die Federung gibt’s das erste Ü-Ei für Peugeot, VW erhält höchstens 'nen Kinderriegel. Aber: Hubraum ist durch nichts zu ersetzen, außer durch Hubraum, und der Caddy hat 400 cm³ mehr – man merkt es. Er lässt sich schaltfaul fahren, fühlt sich wohl zwischen 1000 und 2000 Umdrehungen und ist nur nach oben hin zugeschnürt.
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Was uns aber völlig wurst ist: Wir sitzen im Raum- und nicht im Rennwagen, brauchen eine gefühlte Ewigkeit (13,2 Sekunden) von null auf 100, freuen uns aber am niedrigen Verbrauch von 5,1 Litern. Der Peugeot genehmigt sich trotz 18 PS Mehrleistung nur 0,1 Liter mehr auf 100 Kilometer – hat aber zwei ganz andere Probleme. Erstens den kleineren Hubraum von 1,6 Litern. So will der Franzose oft geschaltet werden, um auf Touren zu kommen. Und das ist Problem Nummer zwei: die hakelige Schaltung. Vor allem vom dritten in den vierten Gang muss der Schaltknauf mit Nachdruck geführt werden.

Der VW steht beim Bremsen die entscheidenden Meter früher

VW Caddy Peugeot Partner
Vorteil VW: Bei der Vollbremsung aus Tempo 100 steht der Caddy über zwei Meter eher als der Partner.
Dass VW bei der Fahrdynamik vorn landet, liegt auch am Bremsen. 36,5 Meter Bremsweg von 100 auf null sind ordentlich. Der Peugeot braucht fast zweieinhalb Meter mehr: 38,9 Meter. Zwischen diesen beiden Werten liegen Welten, sowohl im Test als auch draußen im Verkehr. Ach ja, das Wichtigste hätten wir bei all der Fahrerei fast vergessen: Thema Karosserie. Deshalb kauft man ja so ’nen Pampersbomber. Hier liegt der Caddy neun Punkte vorn. Der VW wirkt luftiger, größer, fühlt sich mehr nach Pkw als nach Nutzfahrzeug an. Die Sitzposition ist tiefer, der Kofferraum viel größer, der Qualitätseindruck mit softerem Kunststoff besser. Ein Blick ins Cockpit des Peugeot reicht, um zu erkennen: ganz schön viel Plastik, und das sieht mehr wie im Sixt-Umzugswagen aus als in Muttis Kinderkarre. Wegen der fehlenden Höhenverstellung fühlen sich Große auf dem Beifahrersitz eher unwohl, die vielen Ablagen im Dach erhöhen zwar de facto die Ladekapazität, wir packen aber lieber alles unten rein und fühlen uns dafür nicht permanent wie zu Besuch im Zimmer mit Dachschräge.
Preislich liegen beide auf dem Papier dicht beieinander. In der für den Test relevanten Ausstattung kostet der Caddy 25.156 Euro, der Partner Tepee in der Ausstattung Outdoor ist mit 24.380 Euro günstiger. Diese Preise bewerten wir. Wer wegen des knappen Ergebnisses jetzt nicht weiß, welchen er nehmen soll, schaut mal im Internet. Auf den Caddy gibt's zwölf Prozent Rabatt, beim Partner sind 27 Prozent drin. Noch Fragen, liebe Eltern?
Andreas May

Fazit

Ja, VW gewinnt. Ja, der Caddy macht den besseren Qualitätseindruck, er bremst besser, er hat mehr Platz. Er federt auf schlechten Straßen aber auch so, wie sich das für einen VW nicht gehört. Der Partner ist dicht dran. Und er ist richtig günstig ...