Porsche 718 Cayman GT4 RS: Bestellung, Kauf, Ärger
"Natürlich können Sie den Cayman bestellen, aber ..."

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Er ist Porsches neue Fahrspaß-Maschine: der 718 Cayman GT4 RS. Weniger Freude kann der Kauf des 500-PS-Scharfmachers bereiten, weiß AUTO BILD-Redakteur Mario Pukšec.
Bild: AUTO BILD MONTAGE
Porsche 718 Cayman GT4 RS / Porsche AG
Auf den nächsten Job bewerben ist übliche Praxis. Auch auf dem Wohnungsmarkt sind aufwendige Bewerbungsunterlagen mittlerweile verbreitet, um die Zusage für eine neue Bleibe zu bekommen. Aber beim Autohändler?
Zumindest bei Porsche ist der Auto-Lebenslauf wichtig für die Chance, ein ganz bestimmtes Modell zu bekommen. Denn: Ein willkommener Kunde ist nicht automatisch der, der als Erstes kommt, seriös, entschlossen und liquide ist. Nein, die motorisierte Vita muss herausragend sein. Oder man macht Zugeständnisse.
So geschieht es aktuell einem Freund. "Den musst du kaufen – so was kommt nie wieder", riet ich ihm bei einem unserer Benzingespräche. Ich meinte den neuen 718 Cayman GT4 RS, die ersten Infos aus der Pressemappe machten mich euphorisch.

Der Antriebsblock aus Vierliter-Sechszylinder-Boxer und Siebengang-PDK pusht den Monster-Cayman mit 500 PS.
Bild: Porsche AG
Der Freund ist nicht ganz unbedarft in Sachen Porsche. Seinen ersten 911 kaufte der Sportwagenfan 2003, einen jungen gebrauchten. Zum Service und für Reparaturen fuhr er damit jahrelang in die Porsche-Niederlassung. Ebenso mit seinem kürzlich erworbenen, zwei Jahre alten 911 Turbo.
Uhr für 10.000 Euro bitte dazubestellen
Das reicht aber noch nicht, um sich für die GT4-RS-Kundenliste zu qualifizieren, wie er erfahren musste. Kurz nach Bestellstart kam er in seine süddeutsche Niederlassung, um einen Kaufvertrag für seinen ersten brandneuen Porsche zu unterschreiben. Der Verkäufer ließ ihn konfigurieren – nannte schließlich aber zwei Bedingungen: Erstens möge er doch bitte die exklusive GT4-RS-Uhr für rund 10.000 Euro extra dazubestellen (offiziell ist von einer Kaufpflicht freilich nicht die Rede). Zweitens muss er den Porsche über drei Jahre (zum bei Auslieferung gültigen Zinssatz) bei der Porsche Bank finanzieren – obwohl keine Finanzierung benötigt wird. Porsche wolle damit Spekulanten abschrecken, heißt es ...
Behandelt wie ein Bittsteller
Mein Kumpel schluckte beide Kröten, schließlich will er sich den Ausnahme-Sportwagen nicht entgehen lassen. Doch zu früh gefreut: Der Vertrag verschwand zunächst ohne Verkaufszusage in der Schublade des Verkäufers. Man würde sich in den nächsten Wochen melden mit der Info, ob der Vertrag vonseiten des Händlers tatsächlich gegengezeichnet werde. Inklusive Uhr ist mein Kumpel bereit, fast 200.000 Euro für den Wagen auszugeben, wird dabei aber wie ein Bittsteller behandelt.
Solche Spielchen kosten Sympathie
Warum machen die das? "Warten die darauf, ob spät entschlossene Stammkunden noch einen GT4 RS ergattern möchten?", fragt sich der Porsche-Fan. Der Händler mag am längeren Hebel sitzen, weil Porsche der GT4 RS aus den Händen gerissen wird. Und natürlich obliegt es allein Porsche, mit wem sie einen Vertrag schließen wollen; das besagt schon das BGB. Aber: Solche Spielchen kosten Sympathiepunkte!
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Bild: AUTO BILD Montage / Christoph Börries AUTO BILD
Nach acht Wochen gab es übrigens immer noch keine Rückmeldung von Porsche. Auf Nachfrage hieß es bloß, noch könne keine verbindliche Aussage gemacht werden ...
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