Porsche 911 (993) Carrera 4 (1996): Restaurierung, Rost, Motor, Preis
Nach 370.000 Kilometern wird dieser Porsche neu aufgebaut
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Dieser Porsche 911 Carrera 4 stammt ursprünglich aus Hamburg. Jetzt ist er nach 25 Jahren und über 370.000 Kilometern wieder zu Hause und wird restauriert!
Bild: Auctomobile
Ein Porsche kehrt zurück! Am 4. Juli 1996 wurde dieser Porsche 911 Carrera 4 der Baureihe 993 im Porsche Zentrum Hamburg ausgeliefert. Knapp 26 Jahre und über 370.000 Kilometer später ist er wieder zu Hause in der Hansestadt. Die interessante Geschichte, wie es dazu kam!
Rückblick: Im Dezember 2021 habe wir darüber berichtet, dass ein ganz spezieller Porsche 911 versteigert werden sollte. Das Besondere an dem 993 Carrera 4 war dabei nicht nur die PTS-Sonderlackierung in "Ragusagrün", einer Farbe vom Audi RS 2, sondern vor allem der Kilometerstand. In 25 Jahren haben die Vorbesitzer den 286 PS starken Porsche stets als Daily Driver eingesetzt, was zur Folge hatte, dass der gut ausgestattete 911 über 370.000 Kilometer auf dem Buckel hatte – und das mit dem ersten Motor!

Es war einmal: So sah der Porsche 911 Carrera 4 aus, bevor er zerlegt wurde.
Bild: Auctomobile
Der vorletzte Satz des Originalartikels lautete: "Die Auktion endet am 23. Dezember 2021, sodass sich unter Umständen noch jemand ein Last-Minute-Weihnachtsgeschenk sichern kann." Diesen Satz hat Sebastian Lindau wortwörtlich genommen.
Der 993 Carrera 4 hat 70.000 Euro gekostet
Lindau ist Geschäftsführer der "Patina Garage" in Hamburg und ersteigerte den Porsche, nachdem er den AUTO BILD-Artikel gelesen hatte, einen Tag vor Heiligabend für 70.000 Euro. Einige Monate später erzählte er Redakteur Jan Götze die Geschichte am Telefon und lud ihn kurzerhand ein, den 993 in Hamburg zu begutachten.

Komplett zerlegt: So sieht der Porsche 911 aktuell aus. Sobald die Blecharbeiten abgeschlossen sind, wird er neu lackiert – natürlich im Originalfarbton "Ragusagrün".
Bild: Jan Götze
Ortstermin in Poppenbüttel: Zwischen Telefonat und Treffen vergingen einige Wochen und so war der Porsche bereits zerlegt und mitten im Wiederaufbau. Ursprünglich war der Plan, den 993 nur etwas aufzuarbeiten und anschließend wieder als Daily Driver einzusetzen – doch es kam anders.
Scheckheft mit 21 Stempeln
Sebastian holte den Porsche in Tschechien ab und fuhr die rund 700 Kilometer nach Hamburg auf eigener Achse problemlos zurück. Zwar war der 3,6-Liter-Sechszylinder-Boxer mit Vario-Ram ziemlich ölfeucht, doch der Motor lief rund – das lag sicherlich auch daran, dass alle Vorbesitzer den 993 regelmäßig bei Porsche warten ließen. Als im ersten Scheckheft der Platz ausging, wurde einfach ein zweites Servicebuch angefangen. Bis heute hat der Carrera 4 21 Einträge gesammelt, der letzte datiert vom 18. Dezember 2020. Der damalige Kilometerstand: 360.002.
Aktueller Kilometerstand von 372.457
Als der Porsche Anfang 2022 bei "Patina Garage", die sich passenderweise auf Porsche und US-Cars spezialisiert haben, auf den Hof rollte, standen unglaubliche 372.457 Kilometer auf dem Analog-Tacho. Zeit für einen Service, doch aus der Wartung sollte deutlich mehr werden.
In der Werkstatt wurde der 993 genauer inspiziert und neben den bekannten Roststellen an den Scheibenrahmen wurde dabei leider noch deutlich mehr der braunen Pest gefunden. Anders als viele 911, die hauptsächlich bei gutem Wetter bewegt werden, wurde der ragusagrüne Carrera 4 ganzjährig, also auch bei Regen und Schnee, bewegt. Vor allem das Streusalz ist dem Blech dabei gar nicht gut bekommen. Das wird besonders an den Seitenschwellern deutlich. Hinter den Abdeckungen verbarg sich nicht nur Flugrost, sondern leider massive Durchrostungen.

Nicht mehr zu retten: Hinter der Abdeckung waren beide Seitenschweller komplett durchgerostet.
Bild: Jan Götze
Mit Ausbessern war es hier nicht mehr getan und da die Projektaufgabe zu keiner Zeit eine Option war, entschied sich Sebastian auf beiden Seiten neue Schweller einschweißen zu lassen. Doch das war noch nicht alles, auch die Endspitzen zur Befestigung der Heckschürze waren durch.
Gepflegter Innenraum
Schnell wurde Sebastian klar, dass der 993 deutlich mehr Arbeit benötigt, als anfänglich gedacht. Schlussendlich entschied er sich dazu, nicht nur den Rost zu bekämpfen, sondern in diesem Zug auch gleich den Motor zu revidieren – denn was bringt dir eine hübsche Hülle wenn die Technik nicht mitspielt. Apropos hübsch: Sobald die Blecharbeiten abgeschlossen sind, bekommt der 911 eine neue Lackierung, natürlich im Originalfarbton "Ragusagrün". Einzig die schwarze Lederausstattung war in einem vergleichsweise guten Zustand. Mit leichter Patina an Fahrersitz und Lenkrad sieht das Cockpit eher nach 170.000 statt 370.000 Kilometern aus.

Topzustand: Für eine Laufleistung von über 370.000 Kilometer sieht der Innenraum sehr gepflegt aus. Hier gibt es nicht viel zu tun.
Bild: Auctomobile
Aus einer vermeintlich kleinen Auffrischung ist jetzt nahezu eine Komplett-Restaurierung geworden, die mehrere Monate dauern wird. Sobald der 993 wieder auf der Straße ist, möchte Sebastian, der auch noch einen umgebauten 964 mit 4,0-Liter-Motor, Schalensitzen, Carbon-Stoßstangen und noch vielem mehr besitzt, den Carrera 4 wieder als Alltagsfahrzeug einsetzen.

Lückenlose Historie: Ein Scheckheft reicht nicht. Das bewegte Autoleben des 993 ist vollständig dokumentiert.
Bild: Jan Götze
Bis dahin gibt es noch einiges zu tun, doch der besondere 911 hat es allein schon aufgrund der PTS-Sonderfarbe und der guten Ausstattung verdient, weiter auf der Straße zu bleiben. Und dann ist da ja auch noch die lückenlose Historie. Erst beim Studieren der mehrere Ordner füllenden Dokumente machte Sebastian eine überraschende Entdeckung: Der Hamburger Erstbesitzer ist ein Freund seines Vaters – jetzt ist der Porsche wieder zu Hause!
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