Porsche Exclusive Manufaktur (2021): Individualisierung, Preis, Farben, PTS, 911, Carrera GT
Über 700 Optionen sind bei Porsche erst der Anfang

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Im Rahmen der "Porsche Exclusive Manufaktur" will der Sportwagenhersteller sein Individualisierungsangebot ausbauen. Vom Bauteil für 100 Euro bis zum Komplettprojekt im siebenstelligen Bereich ist alles möglich!
Bild: Porsche AG
Alles begann mit einem Heckscheibenwischer! Das war 1955 der erste Sonderwunsch, den Porsche in Manufakturfertigung umsetzte. Heute wird das Thema Individualisierung beim Autokauf immer wichtiger. Fast alle bekannten Hersteller bieten ihren Kunden über hauseigene Sparten ein großes Angebot an Möglichkeiten ihr Fahrzeug individuell zu gestalten. Die Programme heißen beispielsweise "Individual"(BMW), "Tailor Made" (Ferrari), "exclusive" (Audi), "Ad Personam" (Lamborghini) oder "Designo Manufaktur" (Mercedes). Ein Hersteller, der beim Thema Individualisierung ganz vorne mit dabei ist, ist Porsche. Jetzt will der Sportwagenhersteller sein Angebot noch mal deutlich erweitern!
Mit Einführung des 911 Turbo S Exclusive Series im Juni 2017 wurde die "Porsche Exclusive Manufaktur" geschaffen. Um die Historie von Individualisierung bei Porsche zu verstehen, lohnt allerdings ein Blick zurück. Schon 1978 wurde die sogenannte "Sonderwunschabteilung" gegründet, die 1986 im Zuge des Tuning-Booms in "Porsche Exclusive" umbenannt wurde. Doch der Grundstein wurde schon 1955 gelegt. Der erste Sonderwunsch war ein Heckscheibenwischer für den Porsche 356 eines deutschen Kunden, erklärt Alexander Fabig, seines Zeichens Leiter Individualisierung und Classic bei Porsche. Seit rund 65 Jahren versucht Porsche also auch spezielle Kundenwünsche zu erfüllen. Bekannte Beispiele gibt es viele: Exemplarisch sind hier die sieben jeweils komplett in einer Farbe gehaltenen 959, die ein arabischer Scheich 1989 bei "Porsche Exclusive" bestellte. Zwei besonders auffällige Exemplare zeigte Porsche 2019 im Museum.

Die Seitenwangen des Fahrzeugschlüssels sind bei Porsche austauschbar.
Bild: Porsche AG
Das Geheimnis der Individualisierung bei Porsche ist die enorme Bandbreite. Von der Bauteil-Personalisierung wie einem in Wagenfarbe lackierten Schlüssel für 113,05 Euro bis hin zum Komplettumbau wie dem 2019 gezeigten Porsche Carrera GT in der Farbe "OakGreen Metallic (22L)" bietet Porsche seinen Kunden die Möglichkeit das Auto nach ihren Wünschen zu personalisieren. Mit Erfolg: Rund ein Viertel aller weltweit ausgelieferten 911 wird aktuell in der "Porsche Exclusive Manufaktur" mehr oder weniger aufwendig veredelt.
Das sind "PTS-Lackierungen"
Ein elementarer Bestandteil der Individualisierung ist die Lackierung. In Porsche-Kreisen ist eine Sonderlackierung ab Werk als "Paint To Sample", kurz PTS, bekannt. Diese Option gibt es zwar schon seit vielen Jahren, doch hat erst die extrem starke Nachfrage nach GT-Fahrzeugen in den letzten Jahren dazu beigetragen, dass PTS-Lackierungen, vor allem in Märkten wie den USA, heiß begehrt sind und das trotz teils fünfstelliger Aufpreise. Inzwischen ist der Hype um PTS so groß, dass es in den Sozialen Medien Instagramseitenmit mehreren 100.000 Followern gibt, die sich ausschließlich Porsche in PTS-Farben aus der ganzen Welt widmen.
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Porsche wurde von der Nachfrage überrannt
Kurios ist, dass es die Option auf eine Sonderlackierung ab Werk auch schon bei früheren Baureihen wie 996 und 997 gab, doch damals entschieden sich vergleichsweise wenig Kunden für eine PTS-Lackierung. Erst mit Einführung der 991-Generation, im Speziellen der GT-Modelle, erlebte Porsche einen unerwarteten Boom. Plötzlich wollten deutlich mehr Kunden PTS-Lackierungen in Farben wie "Irischgrün (Y79)", "Sternrubin (82N)", "Signalgelb (114)" und Co als Porsche liefern konnte, denn die PTS-Fahrzeuge bedürfen einer speziellen Einsteuerung. Die Folge: Nicht alle Kunden, die ihren Porsche gerne in einer PTS-Farbe bestellt hätten, konnten berücksichtigt werden. So wurden die ohnehin schon wertstabilen GT-Modelle in Sonderfarbe auf dem Gebrauchtwagenmarkt teilweise deutlich über Neupreis gehandelt.

Die PTS-Lackierung in "Signalgelb (114)" hat bei diesem GT2 RS rund 11.300 Euro Aufpreis gekostet.
Bild: Bring a Trailer
Genau hier hat Porsche angesetzt und möchte in Zukunft allen Kunden, die ihren Porsche in einer Sonderfarbe bestellen möchten, den Wunsch erfüllen. Dazu wurden die Kapazitäten deutlich erhöht, erklärt Alexander Fabig, dessen Lieblings-Porschefarbe übrigens "Osloblau (Z77)" ist. Während bei Einführung der Baureihe 991 pro Tag maximal fünf PTS-Fahrzeuge lackiert werden konnten, sind es Stand heute bereits 20 täglich. Und das soll erst der Anfang sein! Neben der Individualisierung der aktuellen Baureihen durch Farben und Materialien kümmert sich die "Porsche Exclusive Manufaktur" auch um zukünftige Sondermodelle. Erst kürzlich wurde das exklusiv für China bestimmte Sondermodell Porsche 911 Turbo S 20 Years Porsche China Edition in den fünf Farben "Sternrubin (82N)", "Gulforange (019)", "Mintgrün (22R)", "Osloblau (Z77)" und "Veilchenmetallic (W85)" präsentiert. Bereits zuvor hat Porsche anlässlich des Marktstarts des 992 Targa das auf 992 Exemplare limitierte Sondermodell Targa 4S Heritage Design Edition aufgelegt.
Auch Gebrauchtwagen können individualisiert werden
Doch auch hier ist noch nicht Schluss. Parallel zu den aufwendigen Restaurationsobjekten klassischer Porsche-Modelle können sich auch Kunden mit jüngeren Gebrauchtwagen an die "Porsche Exclusive Manufaktur" wenden, wo das eigene Fahrzeug in enger Zusammenarbeit mit Porsche Classic teils aufwendig umgebaut werden kann. Die Idee hinter diesen sogenannten "recommissioned"-Projekten: Der Kunde soll sich so fühlen, als würde er seinen Gebrauchtwagen als Neufahrzeug konfigurieren. Dabei stehen ihm nicht nur alle damals erhältlichen Farben und Materialien, sondern auch die aktuelle Produktpalette, zur Wahl.
Eines der aufwendigsten Projekte war ein Carrera GT
Eines der bekanntesten und definitiv aufwendigsten Projekte dieser Art ist der 2019 gezeigte Porsche Carrera GT in "Oak Green Metallic (22L)". Dieser wurde für seinen amerikanischen Besitzer komplett neu aufgebaut. Neben einer technischen Revision bei der der 612 PS starke V10-Saugmotor, das Getriebe und sämtliche Fahrwerkskomponenten überholt wurden, erhielt der nur 1270 Mal gebaute Carrera GT eine neue Lackierung und einen völlig überarbeiteten Innenraum. Statt der ursprünglichen Farbe "GT Silber Metallic" erstrahlt der Carrera GT jetzt in der offiziell nie für dieses Modell erhältlichen Farbe "Oak Green Metallic (22L). Besonders auffällig sind die originalen Magnesiumfelgen mit jetzt gold lackiertem Stern und poliertem Felgenring. Bei der Bearbeitung der Räder gab es allerdings ein Problem: Wird Magnesium poliert, kann die Materialdichte abnehmen und so die Struktur schwächen. Also entschied sich Porsche dazu, den Felgenring mit echtem Silber zu beschichten. Klarlack schützt das Edelmetall gegen Anlaufen. Die ehemals gelben Bremssättel wurden schwarz lackiert und mit einem goldenen Porsche-Schriftzug versehen. Auch der Carrera GT-Schriftzug am Heck ist gold.

Offiziell gab es die Farbe "Oak Green Metallic (22L)" nie für den Carrera GT, doch Porsche hat es möglich gemacht.
Bild: Porsche AG
Das Cockpit ist sehr speziell. Der ehemals braun/schwarze Innenraum wurde aufwendig veredelt. Dabei hat sich der Besitzer für rubinrotes Leder mit Einsätzen in auffälligem Pepitamuster entschieden. Ergänzend wurden verschiedene Teile in Wagenfarbe lackiert und das Lenkrad mit einer 12-Uhr-Markierung versehen. Zusätzlich wurden alle Carbonteile aufwendig aufbereitet, sodass der Carrera GT wie neu an seinen Besitzer übergeben wurde. Über die Kosten des Neuaufbaus gibt es keine Informationen.
Drei bis fünf Kundenprojekte pro Jahr sind geplant
Dieses einzigartige Kundenprojekte hat für viel Aufsehen unter Porsche-Enthusiasten gesorgt, sodass Porsche auch diese Sparte in Zukunft ausbauen möchte. Je nach Aufwand sollen drei bis fünf solcher Kundenprojekt pro Jahr nach dem einfachen Credo "first come, first serve" entstehen. Dabei sinder Fantasie kaum Grenzen gesetzt. Sogar neue Bauteile sind in Absprache mit Porsche denkbar – vorausgesetzt sie erfüllen alle geltenden Sicherheitsbestimmungen. Auch vor Projekten ohne Straßenzulassung schrecken sie bei Porsche nicht zurück, wie das für $(LC13990463:2,7 Millionen Euro versteigerte bewiesen hat. Dabei handelt es sich um den letzten luftgekühlten Porsche 911 Turbo als Neuwagen, der optisch an den auf 500 Exemplare limitierten Porsche 911 Turbo S Exclusive Series angelehnt wurde.

Auf Basis einer noch vorhandenen originalen Rohkarosse wurde das "Project Gold" neu aufgebaut.
Bild: Porsche AG
Nur eins werden sie bei Porsche nicht machen: limitierte Sondermodelle nachbauen. Es wird also keinen 251. 911 Sport Classic oder den 601. 911 GT3 RS 4.0 geben. Individualisierung kennt eben doch Grenzen, wobei Porsche seinen Kunden bereits größtmögliche Freiheit bietet und diese Sparten in Zukunft weiter ausbauen wird.
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