Porsche 911 Cabrio/Boxster: Test
Ist der Boxster besser als der Elfer?

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Dass der neue Boxster und das 911 Cabrio zu den besten Sportwagen der Welt gehören, hatten wir erwartet. Bleibt die Frage: Welcher der beiden Brüder ist der bessere Porsche?
Bild: Markus Heimbach
Für Porsche ist es die Frage nach dem Selbstverständnis. Nach der DNA, nach den Wurzeln. Was macht einen Porsche aus? Die Traditionalisten unter uns würden sofort antworten, dass ein Porsche ein Sportwagen ist. Punkt. Leicht, kompakt, alltagstauglich. Wunschdenken! Die Zuffenhausener produzieren mittlerweile zu 80 Prozent fette Limousinen und Geländewagen. Tendenz steigend. Nächstes Jahr folgt mit dem Macan ein SUV auf Audi-Q5-Basis, der den Sportwagenanteil auf zehn Prozent drücken dürfte. Porsche also eine x-beliebige Luxusmarke im VW-Konzern? Vergessen Sie's! Spätestens, wenn der neue Boxster und das 911 Cabrio vor einem stehen, weiß man: Die haben nichts verlernt. Gar nichts. Was für Sportwagen, typisch Porsche.
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Erste Fahrt im 911er Cabrio
Er wirkt wesentlich kompakter als der Elfer, der Fahrer fühlt sich perfekt ins enge Cockpit gepflanzt. Die Sitzposition passt. Tief sinkt der Pilot auf einen vergleichsweise dünnen, aber angenehm straff gepolsterten Sitz. Und auch die etwas rustikalere Materialauswahl des Boxster entspricht durchaus der Porsche-Tradition. Selbst die auf das 911-Modell fehlenden 85 PS vermisst im Boxster S wirklich niemand ernsthaft. Mit dem Doppelkupplungsgetriebe (2826 Euro Aufpreis) schnellt der Boxster in 4,8 Sekunden auf Tempo 100, das sind winzige fünf Zehntel mehr, als der Elfer für den Standardsprint benötigt. Und auch der Klang gefällt. Das helle Laufgeräusch der früheren Boxster ist Geschichte, der Neue beherrscht die komplette Palette vom bassigen Leerlauf über Bellen bis hin zum heiseren Sägen bei höheren Drehzahlen. So muss ein Porsche klingen!
Selbst abseits aller Boulevards dieser Welt kann sich der Boxster behaupten. Porsche verspricht, dass der Roadster für die prestigeträchtige Runde auf dem Nürburgring nicht mal acht Minuten benötigt – 18 Sekunden länger als der 85 PS stärkere 911. Porschiger als im Elfer fällt auch die Fahrwerkabstimmung aus. Sie fühlt sich authentischer und ehrlicher an als im größeren Elfer. Nicht wirklich unkomfortabel, ist der Boxster straffer abgestimmt und macht Lust auf eine einsame Landstraße am Sonntagmorgen. Den Spagat zwischen Sport und Alltag hat Porsche beim Boxster perfektioniert. Was noch für ihn als besserer Porsche spricht: sein Preis. Der Boxster ist im Vergleich zum 911 Cabrio fast schon ein Schnäppchen. Mit 61.946 Euro kostet er nur rund die Hälfte. Keine Frage: eine Menge Geld, aber der Boxster ist jeden Cent davon Wert. Nur die unverschämte Aufpreispolitik trübt das Bild. Am Ende gewinnt nicht der 911 Carrera diesen Vergleich, sondern der Boxster. Das klingt seltsam. Doch der Boxster ist nicht nur ein toller Sportwagen, sondern auch der bessere Porsche. Quasi ein Elfer in Frühform.
Fazit
Boxster und 911 zeigen: Porsche hat – Panamera und Cayenne zum Trotz – das Sportwagenbauen nicht verlernt. Während der Elfer der bessere Gran Turismo ist, gefällt mir der Boxster als der bessere Porsche.
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