Es regnet Bindfäden, der Himmel hängt blei­grau über der Porsche-Teststrecke in Leipzig. Ein einziger Porsche 918 steht fahrfertig da für 18 Journalisten. Jeder darf zumindest kurz fahren – nur vier Runden pro Teil­nehmer, nicht verhandelbar. Also reinklettern, einsortieren, anschnallen, Spiegel und Lenkrad einstellen, Zündschlüssel umdrehen. Und dann – Stille.Na klar, weil wir ja im Elektromodus loslegen, und der ist zunächst so stumm wie ein Fisch. Der 1640 Kilogramm leichte Spyder summt aus der Boxen­gasse. Rein elektrisch dauert es 7,9 Sekunden, bis die 100-km/h-Marke erreicht ist. Wer das Gaspe­dal nicht über den Druckpunkt durchtritt, kann bis 150 km/h fast lautlos durch die Landschaft summen.

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Der Öko-Supersportler

Und dann, urplötzlich durchbricht der Ver­brenner die Stille wie ein Schlagzeug-Solo. Laut, kernig, ungeduldig. Mit dem Timbre vom Marlboro-Mann und dem Hochdrehzahlbellen eines reinrassigen Rennmotors. Wir fahren zwei Kurven weit im Hybridmodus. Der ist okay für die Bundesstraße, aber die falsche Therapie für die Piste. Denn jetzt ist nicht Segel-Zeit, sondern Racing-Time. Der Weg dorthin führt über den Map-Schalter. Im Sport-Modus geht sofort richtig die Post ab. Die Schaltzeit verkürzt sich von 100 auf 80 Millisekunden, der Heckflügel macht sich im Rückspiegel breit, bis zu 20 Sekunden lang darf nach Herzenslust geboostet werden. Der 918 lässt sich nicht zwei­mal bitten und donnert mit Vollgas an Start-Ziel vorbei, wo das Siebengang-Doppel-Kupplungsgetriebe erst bei 9150 Touren den dritten Gang aufruft.

Der 918 Spyder ist eine legale Droge

Porsche 918 Spyder
Intimes, fein verarbeitetes Cockpit mit jeder Menge edlem Sichtcarbon und (zum Glück) rundem Lenkrad
Am 150-Meter-Schild muss man voll in die Eisen steigen, um im folgenden Rechtsknick nicht alt aus­zusehen. Was in anderen Autos eine Panikat­tacke ausgelöst hätte, erledigt sich in diesem Rohdia­manten mit einem kurzen Gegen­schwung am – gottlob – runden Lenkrad. Dass Porsche die Systemleistung des 918 Spyder vier Monate vor Se­rienanlauf von 795 auf 887 PS ange­hoben hat, zeigt, dass man bereit ist für den großen Dreikampf gegen La­Ferrari und McLaren P1.
AUTO BILD 20/2013
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Von

Georg Kacher