Es ist schon verrückt. Da dreht Porsche eine Rekordrunde nach der anderen und fährt fette Renditen ein. Und was ist der Lohn für diese Anstrengungen? Porsche darf nicht mehr, wie es will und könnte. Weil anderswo Löcher zu stopfen sind, wird das schwäbische Modellprogramm nach allen Regeln der Kunst gedehnt und gestreckt. Beispiele? Der Ferrari-Fighter 980 (der mit dem Achtzylinder- Boxermotor) kommt wohl erst 2019, bei den Sportwagen muss eine umfangreiche Modellpflege den Lebenszyklus um ein bis zwei Jahre verlängern. Auch die Crossover müssen länger durchhalten. So kommt der neue Cayenne – Entwicklungskürzel E3 – statt im September 2016 erst Ende 2017 auf den Markt. 

Der Cayenne III wird Maßstäbe setzen

Porsche Cayenne III
Auf einer neuen Plattfrom soll der Cayenne ab 2018 rund 300 Kilo abspecken.
Das viertürige Cayenne Coupé, das BMW X6 und Range Rover Sport Konkurrenz machen soll, wandert auf der Zeitleiste von April 2016 sogar um zwei volle Jahre nach hinten. Der ursprünglich für Ende 2014 angedachte dreitürige Macan wurde komplett gestrichen und darf erst auf Basis der zweiten Generation einen neuen Anlauf unternehmen. Das Facelift für den Cayenne steht wie gehabt für Juni 2014 auf dem Programm, hält sich allerdings in bescheidenen Grenzen: diverse kosmetische Retuschen, neue Farben innen wie außen, neue Räder und Lenkräder, ein paar neue Extras, dazu für den GTS eine Leistungssteigerung von 420 auf 440 PS. Richtig ans Eingemachte geht’s erst zum Modelljahr 2018, wenn der E3 auf der neuen Hochbodenplattform namens MLBevo in Serie geht. Diese Weiterentwicklung des modularen Längsbaukastens (MLB) übernimmt Audi – zum Leidwesen von Porsche, wo man einen SUV auf Basis des eigenen modularen Standardantrieb-Baukastens (MSB) vorgezogen hätte. Was den Unterschied ausmacht? Motoreinbaulage, Verhältnis von Vorderachse zu Schottwand, Lenkung und Bremse, Sitzposition, Elektronik-Architektur, Aufhängungskinematik, Materialmix.Der neue SUV mit viel Alu soll mindestens 300 Kilo abspecken, wovon Fahrdynamik und Wirtschaftlichkeit zu gleichen Teilen profitieren. Während Audi Q7 und Bentley Falcon mit verlängertem Radstand und mehr Platz auf Kundenfang gehen, bleibt der Cayenne III bei dem bekannt kompakten Format. Neues Design, neues Cockpit im 918-Look, neues Luftfeder-Fahrwerk – auch der nächste Porsche-SUV spielt wieder den Sportler seiner Klasse. Da darf es an Leistung nicht mangeln. In Planung sind ein hocheffizienter 2,9 Liter großer Biturbo-V6, die Weiterentwicklung des 3,6-Liter-Aggregats und ein Vierliter-V8. Die Diesel bleiben wie bisher Sechs- und Achtzylinder, natürlich mit mehr Leistung und Drehmoment. Dazu kommen zwei Plug-in-Hybride: ein weltmarkttauglicher Dreiliter-Benziner (2018) und ein auf Europa zugeschnittener V6-Diesel (2017), jeweils in Verbindung mit markenspezifisch kräftigeren Elektromotoren und Batteriepaketen. Im Gegensatz zu Touareg und Q7 wird es den nächsten Cayenne nicht als Vierzylinder geben.

Der GL Pullman – hinten so viel Platz wie einst im Maybach 62

Merecedes GL-Pullman
Der Pullman GL soll Anfang 2019 in Kleinserie gehen und  im Fond so viel Platz wie einst der Maybach 62 bieten.
Viele Neuheiten der Autowelt gab es in Wahrheit schon mal. Zum Beispiel die Idee, den Mercedes GL noch höher zu positionieren. Entweder als neu eingekleideten Lagonda SUV (siehe Genf 2009) oder als superluxuriösen Maybach Crossover (2007, made by Aston Martin). Daraus ist zwar nichts geworden, doch die Idee lebt, und deswegen denkt man in Stuttgart jetzt über eine Pullman-Variante des nächsten GL nach. Auch diesmal könnte Aston Martin/Lagonda mit von der Partie sein, denn die notorisch klammen Briten träumen nach wie vor von einem High-End-SUV. Der Pullman GL basiert auf dem Baumuster X 167, dem Nachfolger der GL-Klasse. Die Nobelausführung, die Anfang 2019 in Kleinserie gehen soll, hat das Format des Wald-und-Wiesen-GL, besitzt aber eine versetzte Hinterachse, einen entsprechend längeren Radstand und fast so viel Platz im Fond wie einst der Maybach 62. Zu den geplanten Pullman-Attributen gehören eine Luftfederung mit Absenkfunktion zum bequemeren Einsteigen, elektrisch verstellbare Liegesitze in Reihe zwei, eine fondorientierte Spezialausstattung (Business oder Entertainment) und das übliche Sehr-gut-Verdiener-Paket mit viel Leder innen und viel Chrom außen.

Im zweiten Anlauf – der Bentley Falcon

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Video: Bentley, Rolls-Royce, Lamborghini

Neue Edel-SUVs

Der erste Entwurf war derart grottig, dass erst der Designer und dann der Vorstandsboss gehen mussten. Im zweiten Anlauf haben die Engländer offenbar einen gefälligeren SUV auf die Räder gestellt, der ab 2015 die leidgeprüften Bentley-Händler beglücken soll. Der Falcon (so die vorläufige Bezeichnung) ist fast zwanzig Zentimeter länger als der Cayenne III, bietet aber in der Topversion nur Platz für vier Personen. Die reisen allerdings in einem leisen, luftgefederten Luxusliner, der auf Wunsch ausgesprochen üppig motorisiert ist. Beim Benziner kann der Kunde zwischen drei Alternativen wählen: V8, V8-Plug-in-Hybrid mit 150 PS starkem E-Motor oder W12-Biturbo. Auf speziellen Wunsch eines einflussreichen Österreichers wird auch ein V10-Diesel mit der Drehmomentkurve einer Dampframme angeboten. Mittelfristig könnte der Crossover knapp die Häfte des Bentley-Absatzes bestreiten – eine ähnliche Hochrechnung gilt übrigens für den Lamborghini Urus. Gebaut werden alle großen SUV der VW-Gruppe in Bratislava, wo die Kapazität in den nächsten anderthalb Jahren auf 250 000 Fahrzeuge anwachsen soll.

Der X7 feiert die Evolution des Reihensechsers

BMW X7
Der siebensitzige X7 mit dem verlängerten Radstand, der hohen Sitzposition und dem variablen Innenraum ist eine Alternative zur 7er-Limousine.
Im ersten Anlauf hat Norbert Reithofer den X7 rundum abgelehnt – als unzeitgemäß, unwirtschaftlich, unattraktiv und überhaupt. Doch inzwischen sind sieben Jahre ins Land gegangen, Crossover verkaufen sich nach wie vor wie geschnitten Brot, und die Konkurrenz bringt BMW immer stärker in Zugzwang. Deshalb wird Herr Reithofer schon in wenigen Wochen in Spartanburg, USA, grünes Licht geben für das Projekt X-max. Hinter diesem Kürzel verbirgt sich der für 2017 avisierte X7 – sowie die Radaufhängung, die Raddurchmesser und die Basisarchitektur für den noch elitäreren Rolls-Royce-SUV. Der siebensitzige X7 mit dem verlängerten Radstand, der hohen Sitzposition und dem variablen Innenraum ist nicht zuletzt eine Alternative zur 7er-Limousine. Dieses Modell wird es weder mit Vierzylinder noch als aufgebrezelten X7 M geben. Stattdessen liegt der Schwerpunkt auf dem neuen Sechszylinder (B58/B57) und auf den überarbeiteten V8-Aggregaten – jeweils in Kombination mit Achtstufenautomatik. BMW will auch den größten X zeitnah als eDrive-Modell mit Plug-in-Hybrid-Technik anbieten. In Sachen Materialqualität, Verarbeitung und Bedienkomfort steht der neue 7er Pate.

SUV-Premiere für Rolls-Royce

Rolls-Royce Cullinan
Als Aufbau des Cullinan fungiert eine eigenständige Alu-Konstruktion, doch die großen Räder (möglich sind bis zu 22 Zoll) stammen vom BMW X7.
Keine Angst – Cullinan ist nur der Deckname. Er bezeichnet den größten Diamanten, 3000 Karat. Auch das dazu passende Auto gilt als Superlativ, denn es handelt sich um den ersten SUV der Marke Rolls-Royce. Der soll Ende 2018 auf den Markt kommen, jedes Jahr werden etwa 2000 Stück gebaut, zu Preisen ab 275 000 Euro, also zwischen Ghost und Phantom. Passt ein Crossover zu Rolls-Royce? Nach langen Diskussionen ist ein positiver Vorstandsbeschluss wohl nur noch Formsache, denn inzwischen steht das Design. Und die Nachfrage aus Nahost und den USA gibt Anlass zu Optimismus. Das dritte RR-Modell ist kein Blender, sondern ein echter SUV mit Nehmer-Qualitäten auf Sand, Schotter und im Schlamm. Ein Muss – sonst zeigt die superreiche Zielgruppe schnell die Rote Karte. Als Aufbau fungiert eine eigenständige Alu-Konstruktion, doch die großen Räder (möglich sind bis zu 22 Zoll) stammen vom BMW X7. Die Achsen sind eine Weiterentwicklung des neuen 7er mit Allradantrieb. Ein drehmomentoptimierter V12 verspricht den typischen Mix aus Leistung, Laufruhe und Lust am technisch Machbaren. Soziale Akzeptanz? Dafür gibt es den 6,6-Liter auch als Plug-in-Hybriden ...  

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Von

Georg Kacher