Porsche-Spezial
Porsches Lieblings-Porsche

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Er ist Miteigentümer, Moderator und die neue Machtzentrale im Porsche-Konzern: Wolfgang Porsche erzählte den beiden AUTO BILD-Redakteuren Bernd Wieland und Joachim Staat, welche Zuffenhauser Sportler die wichtigsten sind.
"Mein erstes Auto-Erlebnis? Ich war sieben", erzählt Wolfgang Porsche. "Damals waren die Autos bei uns am Hang geparkt - falls die Batterie schlapp gemacht hatte. Ich kletterte in einen Käfer, brauchte beide Hände, um die Handbremse zu lösen, und wunderte mich, dass der Wagen sofort los rollte. Um sehen zu können, musste ich auf dem Sitz stehen, konnte also nur lenken. Zum Glück ging es am Gegenhang wieder bergauf – ich kam eine Handbreit vor dem Schuppen zum Stehen." Mit zwölf durfte der Enkel des Firmengründers den 10.000. Porsche, einen 356, im Werk vom Band fahren. VW-Chef Heinrich Nordhoff war da, Stuttgarts Oberbürgermeister Klett, und natürlich Vater Ferry, der ihn abends zuvor gefragt hatte. "Was hatte ich einen Bammel, das Auto abzuwürgen." Erlebnisse, die kein Junge vergisst. Erst recht nicht, wenn er mit dem Namen Porsche aufwächst.
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Der nur 110-mal gebaute 904 ist ein Meilenstein für Porsches Image
Eine Rarität ist auch der 904. Nur 110-mal gebaut, aber ein Meilenstein für Porsches sportliches Image. "Ich mag ihn ganz einfach, auch weil sein Design von meinem Bruder stammt." Ferdinand Alexander Porsche zeichnete die Glasfaserkarosse des Rennwagens in solcher Eile, dass später niemand mehr reinreden konnte. "Der einzige Porsche, der vom Zeichentisch direkt auf die Straße rollte". Und der Vorreiter für Sport-Ikonen wie 906, 908, 917, 936 und wie sie alle heißen. Muss Porsche nicht in der Formel 1 starten? "Zu teuer, nicht lukrativ". Da spricht wieder der Kaufmann. Sein erster eigener Porsche war das Sparmodell 912 ("rot mit schwarzem Leder!"), das er zum 18. Geburtstag geschenkt bekam – ein früher Verwandter des Carrera RS, dem der Firmenlenker lächelnd über den "Entenbürzel" streicht. "Wir mussten die Leistung einfacher beherrschbar machen. Mein RS war indischrot, so wie dieser 959." Der 959, Hightech-Überflieger der 80er, war Porsches erster Versuch, mit limitierten Sonderserien Geld einzufahren. "Ich habe die Seriennummer zwei, perlmuttweiß mit hellblauem Leder." Daneben stehen in seiner Garage in Zell am See rund 20 andere Autos, darunter Traktoren, Käfer Cabrio, Schwimmwagen und das Kletter-Urviech Haflinger.
Kommt der Mann denn genug zum Fahren? "O ja, muss ich ja. Die Standschäden sind so schrecklich teuer." Die Preziosen auf lau in die firmeneigene Werkstatt zu rollen - geht nicht. Angeblich bekommt jedes Porsche-Familienmitglied seine Reparatur-Rechnung, so wie es das Aktienrecht vorschreibt. Man ist schließlich in Schwaben. Das spürt man auch im Büro, in dem Wolfgang Porsche AUTO BILD empfängt. Es ist der gleiche, kleine Raum, den auch sein Vater schon benutzt hat. Bescheidener Schreibtisch, gediegenes Nierentisch-Kolorit, an der Wand das Öl-Porträt von Großvater Ferdinand. Wolfgang Porsche geht zum Schrank und zieht flache Schubladen auf: darin Maulschlüsselsätze, Zangen, Hämmer, sauber aufbewahrt wie OP-Besteck. Das Werkzeug des Vaters. Dieser Raum und seine Einrichtung sollen wohl die Enkel-Generation erden, sie an die Wurzeln erinnern, wenn sie jetzt ihr "großes Rad drehen".

Der Porsche-Report – ab sofort in AUTO BILD KLASSIK 2/2008
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