Der Plan hörte sich gut an. Nach dem Ausstieg aus der Rallye-WM von Volkswagen als offizielles Werksteam könnte der bereits fertig entwickelte Polo WRC 2017 von Privatfahrern eingesetzt werden. Mehrere Teams meldeten Interesse an, darunter der ehemalige Volkswagen-Werkspilot Andreas Mikkelsen (27) und Nasser Al-Attiyah (46), 2011 im VW Touareg Sieger der Rallye Dakar.
Die technischen Voraussetzungen dazu sind gegeben, das Nachfolgemodell des viermaligen Weltmeisterautos hat die Inspektion – die sogenannte Homologation – beim Weltmotorsportverband FIA bereits im Dezember durchlaufen. Allerdings ist die Homologation formell erst dann gültig, wenn sich der betroffene Hersteller in die Weltmeisterschaft einschreibt. Genau dies hat Volkswagen nach dem Rückzug natürlich nicht getan.
Volkswagen-Motorsportdirektor Sven Smeets (44) fragte bei der FIA nach einer Ausnahmegenehmigung, die 2017er Polo WRC auch ohne offizielle WM-Teilnahme eines Werksteams an Privatfahrer abgeben zu dürfen. Dazu müssten allerdings auch die anderen beteiligten Hersteller Citroën, Hyundai, Toyota und Ford zustimmen. Und genau hier wird die Sache problematisch, wie bei einem Treffen vor dem Start der Rallye Monte Carlo klar wurde.
Ogier
Während Volkswagen in der Vergangenheit anderen Marken entgegen gekommen war – zum Beispiel mit dem Agreement, um Kosten zu sparen für 2016 keine neuen Autos zu entwickeln –, stellen sich die Konkurrenten jetzt quer. „Reglement ist nun einmal Reglement“, sagte Hyundai-Motorsportdirektor Michel Nandan (58). „Und was genau ist überhaupt ein Privatfahrer? Sollte Andreas Mikkelsen mit dem 2017er Polo antreten, könnte er um den Titel, mindestens aber um Siege fahren.“
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Diplomatischer drückte sich Yves Matton aus. „Es müssen noch einige Fragen geklärt werden, bevor wir ja oder nein sagen“, meinte der Citroën-Motorsportdirektor. Dabei geht es beispielsweise darum, an welche Regeln in Sachen Mehrfach-Verwendung von Motoren und Antriebsstrang sich ein VW-Privatteam halten müsste. 
Einen weiteren offensichtlich wichtigen Punkt sprach Malcolm Wilson (60) an, Boss des von Ford nur halbherzig werksunterstützten Teams M-Sport. „Wir sind auch so etwas Ähnliches wie ein Privatteam. Trotzdem mussten wir die Hersteller-Einschreibegebühr von knapp 320.000 Euro an die FIA bezahlen.“  Ins selbe Horn stößt auch Hyundai-Kollege Nandan: „Wir soll ich meinen Vorgesetzten erklären, dass wir so viel Geld bezahlt haben, einige unserer Konkurrenten aber nicht?“
Nur Toyota würde den Vorstoß von Volkswagen uneingeschränkt begrüßen. „Das wäre gut für die Weltmeisterschaft. Und damit wäre es gut für uns alle“, sagte Teamchef Tommi Mäkinen (52). „Natürlich müssten noch einige Details geklärt werden, aber ich fände es gut, Volkswagen die Tür nicht vor der Nase zuzuschlagen. Wer weiß, was 2018 ist.“
Volkswagen soll nun die Gelegenheit gegeben werden, beim Hersteller-Meeting in Monte Carlo aufgetauchte Fragen zu klären. „Die anderen Teams haben ein Recht darauf, Bedenken zu äußern. Ich werde mit Volkswagen darüber sprechen, dann sehen wir bei einem nächsten Treffen weiter“, sagte Jarmo Mahonen, Präsident der Rallye-Kommission der FIA. Das wird wohl erst während der Rallye Schweden (10. bis 12. Februar) passieren. 
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Von

Christian Schön