Es ist die schiere Gier nach Grip und G-Kräften, die die Nachfrage nach Rennreifen mit Straßenzulassung beflügelt. Nach Spoiler, Sportfahrwerk und Breitreifen liegen jetzt die sogenannten Semislicks als Tuningmaßnahme im Trend – Reifen mit viel Gummi und wenig Profil in der Lauffläche. Ursprünglich ausschließlich für den Einsatz im Amateursport konzipiert, präsentierten sie sich im neuen Jahrtausend als exotische Sportbereifung hochkarätiger Sportwagen wie BMW M3 CSL, Porsche GT3 RS und Ferrari 360 CS. Jetzt proben die Supergreifer den Einzug in den normalen Verkehrsalltag.

Im Überblick: Alle Sommerreifen-Tests der Saison 2013

Golf GTI mit Semislicks
Mit einem Golf GTI als Testwagen ging es mit den Semislicks auf die Rennstrecke.
Giftzwerge wie der Mini John Cooper Works GP fahren wie der SLS AMG Black Series voll darauf ab. Als Mittelding zwischen herkömmlichen Sportreifen und für den öffentlichen Straßenverkehr nicht zugelassenen Rennslicks ohne jede Profilrille verbessern sie auf trockener Piste den Grip und die Kurvenhaftung. Weniger Negativprofilanteil bedeutet eine größere Aufstandsfläche, die geringe Profiltiefe von weniger als fünf Millimetern verringert die Walkarbeit der Profilblöcke. Und wenn dann auch noch eine griffig-weiche Gummimischung zum Einsatz kommt, kann der Fahrspaß beginnen. Bei schönem Wetter ist der mit den Supergreifern garantiert. Unser Test-GTI mutiert damit zum echten Kurvenbiest. Knackiges Einlenken, perfekte Rückmeldung und spürbar gesteigerte G-Kräfte halten den Golf sicher in der Kurve. Ist der ideale Reifendruck nach Herstellerempfehlung eingestellt (liegt etwa 0,5 Bar unter dem des Serienreifens), ist die Rundenzeit des Standardreifens schnell unterboten.

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Sportliches Handling vom Feinsten bieten der Direzza 03G von Dunlop und Michelins Pilot Sport Cup. Der im Vergleich mitgetestete Profi-Rennslick kann auf der Handlingstrecke nur um wenige Zehntelsekunden davonziehen. Vorsicht ist dagegen bei schnellen Spurwechseln und Lastwechselreaktionen in schnellen Kurven angesagt. Durch das hohe Gripniveau der Reifen kann es zur Überforderung des Fahrwerks kommen. Selbst gutmütige Fahrzeuge wie der Golf reagieren dann schon mal zickig mit dem Ausbrechen der Hinterachse. Wer das ganze Potenzial der Semislicks nutzen möchte, wird daher am Einbau eines Sportfahrwerks nicht vorbeikommen.
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Bedrohlicher kann sich dagegen ein Wetterumschwung auswirken. Sobald der Regen vom Himmel fällt und sich das Wasser in Spurrillen und Pfützen sammelt, droht akute Aquaplaninggefahr. Das Fahrzeug verliert dann schlagartig den Kontakt zur Fahrbahn, rutscht im günstigsten Fall über die Vorderräder aus der Kurve. Kritisch wird es dagegen für klassische Sportwagen mit Hinterradantrieb, wenn das Heck schlagartig aus dem Ruder läuft. Selbst beim Bremsen auf nasser Piste droht Gefahr, denn solange ein Reifen wegen Aquaplaning keinen Kontakt zur Fahrbahn hat, kann er auch keine Geschwindigkeit abbauen.
Wie die sechs Reifen im Test abgeschnitten haben, können Sie in zusammengefasster Form in der Bildergalerie nachlesen. Den vollständigen Artikel mit allen Einzelergebnissen gibt's im Online-Artikelarchiv als PDF-Download.

Fazit

Semislicks sind für schnelle Runden auf einer Rennstrecke wie der Nordschleife des Nürburgrings oder den Einsatz in einem Slalomrennen konzipiert. Dank uneingeschränkter Straßenzulassung lässt sich mit ihnen auf eigener Achse der Ort des Geschehens problemlos und ohne weiteren Radwechsel erreichen. Dann kann richtig Gas gegeben werden. Ihre dynamischen Qualitäten liegen nur knapp unter denen eines Rennslicks, der Verschleiß der teuren Sportgummis hält sich in engen Grenzen. Der Fahrspaß steigt mit jeder Kurve, am Limit bewegt, bedürfen die Semislicks jedoch eines geübten Piloten. Solange es trocken bleibt, ist also alles gut. Doch wenn der Regen vom Himmel fällt und das Wasser auf der Straße steht, werden die Semislicks zu einem potenziellen Sicherheitsrisiko. Wie unsere Tests auf nasser Piste eindrucksvoll belegen, sind solche Reifen dann mit Vorsicht zu genießen.