Bei Renault Deutschland haben sie trotz der Corona-Krise gut lachen. Der Grund: Der Elektrofloh Zoe verkauft sich gerade wie geschnitten Brot – nicht zuletzt wegen der Förderungsmaßnahmen des Bundes. Die sind zwar für den Vollhybriden Clio E-Tech nicht zu haben, aber das wollen die Franzosen durch Rabatte ausgleichen. Und ein schlechtes Auto ist das neue Doppelherz keineswegs. Vorbei die Zeiten, in denen man mit einem Vollhybriden schlechte Erfahrungen mit Gummiband-CVT-Getrieben machte – und mit müden Motoren, bei denen die elektrische Unterstützung fast wirkungslos verpuffte.Der Renault Clio E-Tech 140 nutzt im Prinzip den gleichen Antriebsstrang wie die beiden Plug-in-Hybriden Mégane und Capture. Der besteht aus einem 1,6-Liter-Verbrenner mit 91 PS (67 kW), einem Elektromotor mit 49 PS (26 kW) und 205 Nm Drehmoment sowie dem HSG-Generator mit 20 PS (15 kW) und 50 Nm. Insgesamt ergibt das eine Systemleistung von 140 PS (103 kW).

Die rein elektrischen Fahrleistungen sind überschaubar

Renault Clio
Nur mit dem E-Motor fährt der Clio vier Kilometer weit und maximal 75 km/h – für viele Stadtfahrten reicht das.
Herz des Antriebsstrangs ist das "CVT-artige" (Renault) DogBox-Getriebe, dessen Prinzip von den Formel-1-Boliden stammt. Der verhältnismäßig starke Starter-Generator ist für die ideale Drehzahl verantwortlich, um die fehlende Synchronisation auszugleichen. Außerdem ist die Reibung des Getriebes stark reduziert, das hilft bei der Energierückgewinnung und senkt den Verbrauch. Die elektrische Energie kommt aus einem 1,2-kWh-Akku der japanischen Firma Hitachi, der rund 45 Kilogramm wiegt. Rein elektrisch sind damit maximal vier Kilometer und höchstens 75 km/h drin. Allerdings ist der Antriebsstrang des Clio E-Tech primär auf Effizienz und Elektro-Unterstützung ausgelegt. Und das Zusammenspiel der Antriebskomponenten funktioniert einwandfrei.

Nur bei voller Leistungsabgabe wird der Clio laut

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Entspannt: Leises Gleiten über Land kann der Clio. Nur wer das Gaspedal durchdrückt, weckt das Getriebe.
Der 1313 Kilogramm schwere Clio bewegt sich dank der spürbaren Elektrounterstützung entspannt durch die Stadt und über die Landstraßen. Von den mitunter winselnden Lauten der Verbrenner-E-Motor-Gespanne vergangener Tage hört man hier nichts mehr. Lediglich wenn man dem Antriebsstrang plötzlich Leistung abverlangt, zeigt das Getriebe den oft kritisierten Gummiband-Effekt, und der Motor meldet sich mit hoher Stimmlage zu Wort. Immerhin braucht der kleine Franzose nur knapp unter zehn Sekunden bis Landstraßentempo und ist bis zu 180 km/h schnell. Dabei ist der elektrifizierte Clio kein beinharter Asphaltritter, allerdings könnten die Sitze etwas mehr Seitenhalt und eine längere Oberschenkelauflage bieten.Der Sport-Fahrmodus ist sicher nicht die beste Wahl. Am besten schaltet man den Clio in "MySense" und überlässt dem System das Kommando. Sparfüchse aktivieren das Fahrprogramm "Eco" und sind mit gebremstem Schaum unterwegs. Laut Renault schafft der Clio E-Tech 140 dank der sich schnell füllenden Batterie 80 Prozent der Stadtfahrten elektrisch und so eine Verbrauchsreduzierung von rund 40 Prozent.

Fehlende staatliche Förderung will Renault ausgleichen

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Für den Clio E-Tech 140 werden laut Liste 21.874 Euro fällig. Renault will großzügige Rabatte gewähren.
Wir erreichten bei der Testfahrt inklusive einer kurzen schnellen Autobahnetappe 4,3 l/100 km. Wer den Ganghebel auf "B" stellt, der aktiviert die stärkere Motorrekuperation und schafft bei vorausschauender Fahrweise fast das One-Pedal-Feeling. Die Bedienung des Infotainments mit dem neun Zoll großen Tablet-Touchscreen geht problemlos vonstatten. Auf dem sieben Zoll großen Cockpit-Display direkt vor dem Fahrer erhält man alle notwendigen Informationen. Allerdings sind die Anzeigen ein wenig zu verspielt. Bleibt zum Schluss noch der Blick auf den Preis: Der liegt bei mindestens 21.874 Euro. Aber die sind ja verhandelbar – siehe oben. Wer sein Auto nicht zu Hause laden kann, ist mit dem Renault Clio E-Tech 140 gut aufgestellt.

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Von

Wolfgang Gomoll