Wenn Gott in Frankreich ein Auto kaufen müsste, würde er keinen modischen Kleinwagen fahren, keinen ach so praktischen Kombi – Gott würde einen Grand Scénic nehmen. Ein Auto, das himmlisch viel Platz verspricht, einen überirdisch guten Diesel und ein modernes Navi-System, weil man nie weiß, wohin man noch reisen muss. Tja, Vans können sie bei Renault, aber Gott kennt doch seine Franzosen und würde sich fragen: Wo steckt der Fehler-Teufel? AUTO BILD hat ihn gesucht, über 100.000 Kilometer im Grand Scénic Luxe dCi 130, der in wahrhaft himmlischer Ausstattung zum Dauertest antrat. Mit Navi, Rückfahrkamera und Glasdach kostete der Renault 31.910 Euro Listenpreis, ein VW Touran ist da deutlich teurer. Und kantiger. Der glattere Renault mit seinen modischen Rückleuchten gefällt auch Van-Skeptikern, deren erstaunte Kommentare sich wie ein roter Faden durchs Fahrtenbuch ziehen: "Klasse Familien- und Freizeitwagen mit kultiviertem Dieselmotor", notierte Redaktions-Dokumentar Willi Kock.
So fährt der neue Renault Scénic

Im Überblick: Alle Tests zum Renault Grand Scénic

Beifall finden die gute Sicht dank der schmalen Dachpfosten vorn, hinten helfen Kamera und Parkpiepser beim Rangieren in der Stadt. In den mit 678 Litern riesigen Kofferraum passen Kinderwagen, ohne sie zusammenzuklappen. Da die Rücksitze sich sogar ausbauen lassen und so bis zu 2083 Liter Volumen freigeben, hat der Besitzer bei Umzügen plötzlich ganz viele neue Freunde. Der 130 PS starke dCi-Motor erntete durchweg Lob: leise und antrittsstark in der Stadt, schnell und sparsam auf der Autobahn, wo er trotz flotter Reiseschnitte nie ans Spritsaufen kam. Chefredakteur Bernd Wieland maß "bei ruhiger Fahrweise unter sechs Liter", über 100.000 Kilometer verbrauchte der Van im Schnitt 7,4 Liter. Erstaunlich wenig, der Franzosen-Van erwies sich als Beruhigungsmittel auf Rädern: eher relaxter Fernsehsessel als anspornender Schalensitz. Sportnaturen werden mit der synthetischen Lenkung und dem bei flotter Fahrt schwammigen Fahrwerk auch nicht glücklich.An der Einrichtung ging der Zahn der Zeit nicht spurlos vorüber. Einige Kunststoffteile verloren ihren Halt, und die Außenspiegel knirschten beim Verstellen, doch das Fahrtenbuch verzeichnet keine Ausfälle. Die helle Einrichtung überstand den Dauertest trotz härtester Nutzung deutlich widerstandsfähiger als frühere Renault, hier stimmen inzwischen Verarbeitung und Qualität. Bei der abschließenden Zerlegung fanden die DEKRA-Experten weder nennenswerten Rost noch Verschleiß im Motor. So waren im Laufe des Dauertests nur ein Tagfahrlicht und eine Ölwannendichtung zu erneuern, bis bei 80.494 Kilometern eine Kontrollleuchte meldete: "Abgassystem prüfen". Das Warnlicht verschwand wieder, sodass wir an den Elektronikteufel glaubten, bis die zusätzliche Meldung kam: "Einspritzung prüfen". Die Werkstatt plädierte anfangs auf Marderbiss – fand später allerdings einen defekten Druckgeber am Diesel-Partikelfilter.

Mehr zum Thema: Die komplette Dauertest-Rangliste

Alles Kleinigkeiten, doch sie verhageln dem Grand Scénic eine bessere Abschlussnote als die Zwei minus – das (zusammen mit dem Laguna Kombi) erfreulichste Dauertestergebnis, das Renault bisher erzielt hat. Vans können die Franzosen, das zeigt der Scénic. Weil der Fehlerteufel nun fast endgültig vertrieben ist, wird nicht nur Gott in Frankreich zufrieden in das Raumauto einsteigen. Alle Bilder und weitere Details zum Dauertest mit dem Renault Grand Scénic finden Sie oben in der Bildergalerie. Den vollständigen Artikel mit allen Daten und Tabellen gibt's im Online-Artikelarchiv als PDF-Download.

Fazit

von

Joachim Staat
Der Grand Scénic zeigt, was Frankreich der Autowelt bieten kann: ein individuelles Großraum-Auto mit hohem Wohlfühlfaktor, modern und günstiger als deutsche Modelle, dazu endlich in wettbewerbsfähiger Qualität. Im Dauertest erweist sich das rollende Wohnzimmer als langlebig, stabil und zuverlässig, da stören nur die unlogische Bedienung und Lappalien. Ein Stück Frankreich steckt noch drin – gut so!