Renault nennt sich Marktführer in Sachen Elektromobilität. Doch einige Händler verkaufen lieber Diesel und Benziner – und schicken Elektro-Interessenten einfach weg.
Bild: Alfred Harder
Thomas Guth möchte gern Elektro-Pionier werden und seinen Weg zur Arbeit emissionsfrei zurücklegen. Angetan hat es ihm der Renault Twizy, mit 7690 Euro Deutschlands billigstes Elektroauto. "Der ist klein und preiswert im Unterhalt, und für die 30 Kilometer, die ich täglich fahren muss, geht die Reichweite in Ordnung", sagt der Mannheimer.
Manchmal schwer erhältlich: Deutschlands billigstes E-Mobil, der Renault Twizy.
Doch seine Renault-Händler spielen nicht mit. Nicht einmal eine Probefahrt konnte Guth bislang machen. Nachdem er das Online-Formular ausgefüllt und abgeschickt hatte, meldete sich zwar die Renault-Kundenbetreuung und kündigte an, dass sich das Autohaus Zschernitz, Mannheims größter Renault-Händler, um ihn kümmern werde. Der machte ihm jedoch unmissverständlich klar, dass es in Mannheim zurzeit keinen Twizy gebe und man auch nicht daran denke, einen zu beschaffen. Auch die Überführung eines Vorführ-Twizy aus Karlsruhe käme nicht infrage. Es sei nicht zumutbar, den Wagen 60 Kilometer über die Autobahn zu fahren. Guth möge sich bitte selbst um einen Karlsruher Vorführwagen bemühen.Der glaubte zu diesem Zeitpunkt noch an ein Versehen und bat den Renault-Kundenservice um Hilfe, welcher jedoch die Beschwerde offenbar an den zweiten Mannheimer Händler weitergab. Per E-Mail lieferte dieser nun die Begründung für seine Verweigerungshaltung, nämlich "dass sich als Händler quasi kein Geld mit den Autos verdienen lässt, weder im Verkauf noch in der Werkstatt". Der Twizy sei überdies technisch anfällig. Kunden hätten für Elektroautos bestätigt, "dass die Reichweite sehr stark eingeschränkt wird, sobald das Fahrzeug bei sehr kalten Außentemperaturen draußen im Kalten geladen wird".Soviel Selbstkritik an den Elektroautos von Renault erscheint vorgeschoben, läuft doch ein Renault Twizy seit Monaten problemlos im AUTO BILD-Dauertest. Auch ein Fluence Z.E. hielt im Test, was der Hersteller verspricht. Renault Deutschland bestätigte auf Nachfrage von AUTO BILD, dass die Gewinnspanne beim Twizy zwar relativ niedrig sei, bedingt durch den günstigen Preis. Dennoch würde kein Renault-Händler den Verkauf wegen einer zu geringen Marge ablehnen. Auch einer der beiden Mannheimer Händler hatte kurz vor Redaktionsschluss ein Einsehen: Man erwarte in den nächsten Wochen einen Twizy als Vorführwagen. Vielleicht wird Thomas Guth dann ja doch noch zum Elektropionier.